Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Eid der Heilerin

Der Eid der Heilerin

Titel: Der Eid der Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Posie Graeme-evans
Vom Netzwerk:
Tod des Mädchens im finsteren Wald, nachdem das Kind zur Welt gekommen war. Als dem Hof die Nachricht überbracht wurde, Mutter und Kind seien bei einem Überfall ums Leben gekommen, verschlechterte sich das Verhältnis zwischen Margaret und dem König zusehends. Nach Alyce' Tod fiel der König in eine tiefe Melancholie und litt unter häufigen Anfällen von Depression.
    Drei Jahre danach gebar die Königin einen Sohn, doch der König weigerte sich, den Knaben als Erben anzuerkennen. Schließlich ließ er sich dazu überreden, das Kind als sein eigenes anzuerkennen. Da er aber ein frommer Mann war und er und die Königin sich schon seit langer Zeit entfremdet hatten, schrieb er die Empfängnis dem Heiligen Geist zu.
    All die Jahre hatte Jehanne Schweigen bewahrt, da sie fürchtete, die Königin - oder ihre Nachfolger - könnten Alyce' Tochter finden und sie töten. Nur sie und Deborah kannten das Geheimnis.
    »Heißt das, König Edward ist mein Cousin?«
    »Ja, ein Cousin dritten oder vierten Grades. Ihr stammt beide von den Söhnen Edwards II. ab. Du über die Linie von John von Gaunt und der König über Lionel, Johns älteren Bruder.«
    »Gibt es ... Beweise ... für meine Abstammung?«
    Wieder war es Jehanne, die antwortete. »Ich glaube, ich kann es beweisen. Ich weiß von einem Brief deines Vaters Henry an den Herzog von Somerset. Darin vermacht er deiner Mutter, die er ausdrücklich beim Namen nennt, etliche Ländereien, damit sein Kind standesgemäß aufwachsen soll. Das war vor deiner Geburt. Vermutlich befindet sich der Brief bei den Urkunden der Krone, obwohl der König wahrscheinlich nichts davon weiß - und auch nichts von dir. Ich habe einige Habseligkeiten deiner Mutter zu treuen Händen aufbewahrt, ebenso wie Deborah. Wir sind beide bereit, auf deine Herkunft einen Eid abzulegen.«
    Jehanne reichte dem Mädchen die winzige Schere und, nachdem sie in ihrer Truhe gestöbert hatte, ein in verblichene Seide geschlagenes Päckchen. »Die Schere gehörte Alyce. Ich besitze sie seit deiner Geburt.« Plötzlich stiegen der alten Frau die Tränen in die Augen, und Deborah drückte tröstend ihre Hand. »Und hier ist noch etwas. Es gehört dir«, fuhr sie fort und berührte zärtlich das verschnürte Päckchen.
    Mit bebenden Fingern schlug Anne das brüchige Tuch auseinander. Zum Vorschein kam eine kleine, in Leder gebundene Schatulle, auf der eine goldene Krone und darunter der Schriftzug »Henricus Rex« eingeprägt waren. An der Seite war sie mit einem winzigen goldenen Haken verschlossen.
    Anne löste ihn vorsichtig aus der Ose und fand in der Schatulle ein Porträt, das kaum größer als die Handfläche eines Kindes war. Sie blickte in das wunderschöne, ernste Gesicht eines Mädchens. Unter dem Bild stand ein Datum »Anno Domini 1450« und der Name »Alyce de Bohun«. Sie blickte in das Gesicht ihrer Mutter. Heiße Tränen stiegen ihr in die Augen. Ihre Mutter war gestorben, als sie nicht einmal so alt war wie Anne jetzt.
    »Der König ließ es von einem flämischen Künstler fertigen, der damals bei Hofe weilte. Alyce gab es mir auf unserer letzten Reise und bat mich, es aufzubewahren, falls ihr etwas zustoßen sollte. Ich habe es bis heute behütet.«
    Wieder füllten sich Annes Augen mit Tränen. Am Hof war sie stets eine Fremde gewesen, genau wie ihre Mutter. Und beide hatten sich in einen König verliebt, der mit einer rachsüchtigen Königin verheiratet war. In diesem Moment hörte sie in weiter Ferne ein Brausen und Poltern, ein Geräusch wie von einem großen Wasserrad, das sie mit wachsender Angst erfüllte. Mit aller Kraft verdrängte sie das Geräusch aus ihrem Kopf. »Was soll ich jetzt tun?«, fragte sie flehend.
    Jehanne warf ihrer Freundin einen kurzen Blick zu. »Ich denke, wir sollten jemanden zu Rate ziehen. Wir müssen jedoch mit größter Vorsicht vorgehen. Ein weiteres Kind des alten Königs stellt für König Edward und das Haus York eine große Gefahr dar. Vor allem jetzt, wo sich die Situation zwischen Edward und Warwick und dem Herzog von Clarence so zugespitzt hat. Als Abkömmling der Lancasterkönige, auch wenn du nur ein Bastard bist, könntest du für Warwick sehr wertvoll sein - wertvoller vielleicht als seine eigene Tochter, was die Heirat mit Herzog George betrifft. Der König findet Gefallen an dir, das ist nicht unbemerkt geblieben. Wann erfahrt die Königin davon? Sie ist mindestens so eifersüchtig wie Margaret von Anjou und ebenso gefährlich. Und was wäre, wenn dich

Weitere Kostenlose Bücher