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Der Eid der Heilerin

Der Eid der Heilerin

Titel: Der Eid der Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Posie Graeme-evans
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Kapelle stand ihr Stiefsohn, der, als er ihren Blick auffing, lächelte - oder vielmehr grinste. Mit einer ausholenden Geste zog er seine Samtkappe vom Kopf und machte eine tiefe Verbeugung vor ihr, als hinter ihm sein Vater erschien, der Aveline an der Hand führte, gefolgt von Anne, die die Schleppe des roten Brautkleides trug.
    Piers drehte sich um und lenkte seine Verbeugung gekonnt in eine andere Richtung - offensichtlich zu seiner Braut -, wobei ein strahlendes Lächeln sein Gesicht erhellte. Allen Anwesenden bot er das Bild eines verliebten Bräutigams.
    Als Vater Bartolph erschien, um die Vermählungsworte zu sprechen, nahm Mathew Avelines Hand und legte sie in die seines Sohnes. Trotz der Ränke, die sich um diese Heirat spannen - vielleicht auch gerade deswegen ging ein freudiges Seufzen durch die Menge. Jassy konnte sogar ein Schniefen nicht unterdrücken - Hochzeiten waren einfach etwas Herrliches, so fragwürdig diese Verbindung auch zu sein schien.
    Die Zeremonie war schnell vorüber. Piers sprach mit klarer Stimme in seinem eigenen Namen und dem seiner Braut, dass er Aveline zur Frau nehmen wolle. Er schwor ewige Treue und brachte sogar einen ernsthaften Tonfall zustande.
    Anne zitterte, als sie das anmutige Paar betrachtete. Die Braut hielt den Kopf bescheiden gesenkt, neben ihr stand ihr stattlicher Bräutigam, der wie ein reicher Edelmann gekleidet war.
    Unwillkürlich betete Anne zur heiligen Anna, der Mutter der Jungfrau Maria, und flehte sie um Schutz für Aveline und ihr gesegnetes Kind an. In diesem Augenblick hörte sie eine Stimme, leise wie ein Hauch, die »Aine, Aine, Aine ...« sang.
    Sie schaute sich um, woher die Stimme kam, sah aber nur den Pfarrer, der den Schlusssegen sprach. Sie schüttelte den Kopf, aber dann hörte sie es wieder. »Aine, Aine, Aine ...«
    Mittlerweile hörte sie viele Stimmen, knisternde Flammen und Freudenschreie. Sie sah gerötete, trunkene Gesichter, wilde Augen und scharfe, weiße Zähne, die im Dunkel leuchteten. Es war wie beim Walpurgisfeuer ... damals hatte sie die Stimmen ebenfalls gehört.
    Anne kniff die Augen zu, aber die Stimmen verfolgten sie weiter. Und als sie sich zwang, die Augen wieder zu öffnen, sah sie hinter Aveline eine große, kräftige Frau, die den Blick starr auf Piers gerichtet hatte. Sie trug einen Umhang aus einfachem Wollstoff, der auf der einen Schulter mit einer Drachenbrosche befestigt war. Der Drache lag zusammengerollt da und biss sich in den eigenen Schwanz, und seine Augen waren aus Rubinen. Die nackten Arme der Frau waren von breiten Goldbändern umschlossen, und um ihren Hals lag ein Ring aus purem Gold. In den Händen hielt sie ein altertümliches Schwert. Entsetzt blinzelte Anne, und als sie wieder hinsah, war die Frau verschwunden. Ängstlich blickte sie um sich, doch die übrigen Mitglieder der Gemeinde lauschten den Worten des Pfarrers oder flüsterten sich hämische Bemerkungen über die Blässe der Braut und das stattliche Aussehen des Bräutigams zu.
    War es die Muttergöttin, die sie gesehen hatte? Aber warum verspürte sie dann solche Angst? War das denn kein gutes Omen? In diesem Moment fiel ihr ein, dass Aine zwei Gestalten besaß - die der Mutter und die der Zerstörerin. Warum war sie heute gekommen? Zu einer christlichen Hochzeit?

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    Kapitel 11
    Das Hochzeitsfest war in vollem Gang. Für Mathew war die Feier ein willkommener Anlass, die Gäste des Königshofs wieder einmal mit seinem Erfolg zu beeindrucken, wenngleich die Nachrichten aus dem Palast mit jedem Tag bedrohlicher klangen, denn der junge König spielte mit Mächten, die er kaum noch zu kontrollieren vermochte.
    Während der Weihnachtshof immer näher rückte, baute Warwick seinen Einfluss stetig aus. Seine Gefolgsleute überschwemmten die Stadt und schüchterten die Bürger mit voller Absicht ein. Sie stahlen ihre Habe und missbrauchten ihre Töchter, ohne dass ihr Herr ihnen Einhalt gebot. Doch in der vergangenen Woche hatte Edward mit Unterstützung seines jüngsten Bruders, des Grafen von Gloucester, und zahlreichen Mitgliedern der Familie seiner Frau ein Exempel statuiert und gleich drei von Warwicks wildesten Lieutnants verhaften lassen. Den einen, der sich Edelmann schimpfte, ließ er köpfen, die beiden anderen wurden in Tyburn aufgehängt. Dies war eine deutliche Botschaft an den Mann, der Edward auf den Thron geholfen hatte. Eine Warnung, dass der König in seiner Hauptstadt keine Gesetzlosigkeit mehr duldete und niemand von

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