Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin
zu gucken, ob’s auch sicher der Peppi war. Das fiel mir erst am nächsten Morgen auf, als ich ihn zur Arbeit fertig machen wollte.«
Immerhin war es ihm da aufgefallen. Nicht auszudenken, wenn er Rocco als Toledo in den Ring geschickt und an den nächstbesten Bauernburschen verloren hätte!
»Und was meinst du, hat man dich vor oder nach dem Schließen der Tore überfallen?«, fragte Konstanze den Jungen.
»Nachher!« Das klang sicher. Und es musste ja auch dunkel gewesen sein.
»Das heißt, der Gauner hat sich mit dem Pferd über Nacht in der Stadt aufgehalten«, meinte Armand, »und hat es dann morgens erst ausgetauscht.«
»Oder er hat einen Torwächter bestochen«, überlegte Malik. »Aber es ist ohnehin gleichgültig. Wenn er gleich bei Sonnenaufgang aufgebrochen ist, konnte er es mühelos vor dem Turnier nach Rivalta schaffen. Das besagt alles gar nichts.«
»Aber wir könnten in ein paar Mietställen fragen«, schlug Gisela vor. »Und vielleicht hat auch in Rivalta jemand etwas gesehen.«
»Spart euch die Mühe, es war Rupert.« Konstanze sprach es ungern aus und sie hätte es sich anders gewünscht. Aberseit der Sache mit dem vertauschten Pferd war ihr ein anderes »Unglück« nicht aus dem Kopf gegangen. Nun äußerte sie ihre Gedanken, während die Freunde aus der Stadt strebten, bevor die Tore schlossen. »Und es war nicht das erste Mal.«
»Es war was?«, fragte Gisela verwirrt.
»Es ist mir eben erst eingefallen, aber ich hatte seit dem Gotthard ein schlechtes Gefühl, und jetzt weiß ich, warum.« Konstanze lenkte Floite neben Armand, der Rocco am Zügel führte. »Erinnerst du dich? Als du Rupert fragtest, wie der Absturz passieren konnte, sagte er, der Haken habe sich aus der Wand gelöst.«
Armand nickte. Malik blickte verständnislos.
»Aber der Haken war noch in der Wand, als wir weitergezogen sind! Ich weiß es ganz genau, ich sehe es wieder vor mir, als wäre es gerade erst gewesen …«
Armand dachte kurz nach. Dann zog ein Ausdruck von Wut über sein Gesicht. »Es hätte mir selbst auffallen müssen«, sagte er. »Der Haken hätte dann am Strick hängen müssen, aber das war nicht der Fall!«
Gisela sah ihren Geliebten entsetzt an. »Aber was machen wir denn jetzt, Armand? Das kann doch … du musst mit Rupert sprechen.«
Malik wollte etwas sagen, wies dann aber verwundert auf das vor ihnen liegende Stadttor. Sie hatten damit gerechnet, es schon geschlossen zu finden, aber tatsächlich war es von Menschen umlagert. Die Stadtwächter hielten Eindringlinge mit ihren Lanzen in Schach.
»Heute Nacht lasse ich hier ganz sicher keine tausend Leute mehr rein!«, erklärte ihr Obrist einem weiß gekleideten Jungen, der inmitten von einer Gruppe Mönche die Verhandlungen führte.
Nikolaus! Das Kinderheer hatte Piacenza erreicht. »Morgen können wir den Bürgermeister dazu hören und die Domherren, aber heute bleibt ihr draußen.«
»Aber wir hungern!« Nikolaus’ süße Stimme klang an ihre Ohren.
Die Stadtwächter lachten.
»Das wird mit dem Durchschreiten dieser Tore auch nicht besser. Hier ist Piacenza, nicht das Schlaraffenland. Noch fließt kein Griesbrei durch diese Straßen. Also packt euch, wir machen jetzt zu.«
Armand und die anderen beeilten sich, die Stadt vorher noch zu verlassen. Sie waren nicht gerade begeistert davon, dem kleinen Prediger Rede und Antwort stehen zu müssen, aber sie hatten auch keine Zeit mehr, sich ein anderes Stadttor zu suchen. Also verließen sie Piacenza und gesellten sich zum Heer. Die Kinder waren in schlechtem Zustand und nach dem Tagesmarsch völlig erschöpft. Viele brachen in Tränen aus, als sie feststellten, dass sie nicht willkommen waren.
Gisela hatte das Wort Rivalta schon auf der Zunge, aber Armand las ihre Gedanken und schüttelte den Kopf.
»Denk gar nicht erst daran! Wir können Donna Maria ihre Güte nicht damit vergelten, ihrem Dorf siebentausend hungernde Kinder zu schicken! Natürlich würde man sie füttern, aber die Landis und ihre Leute würden sich damit ruinieren!«
Armand selbst setzte Nikolaus nur kurz davon in Kenntnis, dass sein Heer ein paar Meilen weiter südlich lagerte.
»Das ist schön, aber morgen sollten wir uns doch wieder vereinigen!«, sagte Nikolaus daraufhin mürrisch. »Es ist nicht mehr weit nach Genua, fünf Tagesmärsche vielleicht. Und Gott will, dass wir dort als Streitmacht auftreten und nicht in drei kleinen Gruppen!«
»Drei?«, fragte Konstanze.
So erfuhren sie, dass auch Hannes und
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