Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
Vom Netzwerk:
er noch ein Kind war«, fügte Gisela hinzu. »Er versorgte ja die Streithengste, und mein Vater ließ den Übungsplatz nicht bewachen. Rupert und ich haben uns da oft hinausgeschlichen und sind geritten.«
    »Du?«, fragte Malik verblüfft. »Du hast einen Streithengst geritten?«
    »Meinst du, Mädchen können das nicht?«, fragte Gisela herausfordernd. Konstanze wurde in diesem Moment klar, woher das Edelfräulein seine profunden Kenntnisse in ritterlicher Kampftechnik hatte. »Man braucht dazu nur Mut und ein bisschen Übung. Und Rupert hatte beides. Wenn ich richtig vermute, kämpft er jetzt seit Pisa auf jedem Turnier unter Wolframs Namen. Er lebt noch, hat sein Pferd behalten und sich auch scheinbar ersten Ruhm erworben. Natürlich reichtdas gewöhnlich nicht, um einen erfahrenen Ritter zu schlagen. Aber heute … Armand ist verrückt! Er hätte Rupert nur zwingen müssen, das Visier zu heben und sich zu erkennen zu geben!«
    Malik zuckte die Schultern. »Armand ist ein Mann von Ehre.«
    »Aber man kann es auch übertreiben mit den ritterlichen Tugenden«, bemerkte Konstanze. »Da, seht ihr, der König kehrt zurück auf die Tribüne. Es ist so weit. Hoffen wir, dass Gott auf Armands Seite steht.«
    »Allah ist meistens auf der Seite der besseren Kämpfer«, lächelte Malik, aber auch er machte sich Sorgen.
    Armand hatte es abgelehnt, den Schecken gegen ein anderes Pferd aus dem Stall des Königs zu tauschen. Dabei war auch der Streithengst nicht mehr frisch, wie man gleich merkte, als die Ritter ihre Pferde in die Schranken lenkten. Ruperts Rappe tänzelte dabei lebhaft, während der Schecke völlig gelassen blieb.
    »Wäre ein anderes Pferd nicht besser gewesen?«, fragte Konstanze nervös.
    Malik zuckte die Schultern. »Einerseits ja, andererseits sind Armand und der Schecke jetzt schon aufeinander eingespielt. Das hat Vor- und Nachteile. Warten wir ab, wie es weitergeht.«
     
    In diesem Fall jedoch überwogen die Nachteile. Armand legte die Lanze zwar geschickt ein, um die angeschlagene Schulter so wenig wie möglich zu belasten, aber der Hengst galoppierte mit wenig Kraft. Hinzu kam, dass Rupert die Schwachpunkte seines Gegners spätestens beim Buhurt, wahrscheinlich aber auch schon in den ersten Kämpfen des Tages aufs Genaueste studiert hatte. Er zielte folglich auf Armands ohnehin schon angeschlagene Schulter – und traf. Armand schwankte im Sattel, fiel aber nicht.
    »Warum macht er das?« Gisela hatte sich in ihrer Aufregunghinter den König und Malik geschoben. Die beiden kommentierten das Geschehen im Ring kundiger als die Frauen, und Gisela vergaß jetzt jegliche Etikette. »Damit kriegt er ihn doch nie aus dem Sattel!«
    »Es sei denn, er fügt ihm Schmerzen zu und bringt ihn damit aus dem Gleichgewicht«, vermutete Friedrich.
    Malik schüttelte den Kopf. »Nein, er zermürbt ihn. Er schwächt gezielt seine Schwerthand. Aus dem Sattel heben will er ihn gar nicht, das versucht er wahrscheinlich erst beim dritten Tjost. Vorerst zielen alle Manöver darauf, ihn müde zu machen.«
    Es sah aus, als sollte Malik recht behalten. Nachdem beim ersten Versuch kein Ritter den Sattel geräumt hatte, ritten die beiden nun zum zweiten Mal gegeneinander an, und obwohl Armand versuchte, unter Ruperts Lanze wegzutauchen, erwischte ihn der Junge erneut. Armand wirkte unsicher. Er selbst hatte nicht die geringste Chance, Rupert aus dem Sattel zu werfen.
    Aber dann, als die Gegner sich zum dritten Mal postierten, tat sich etwas auf dem Abreiteplatz. Ein blonder Junge ritt dort ein leichtes braunes Pferd spazieren … einen Zelter …
    »Karl!« Gisela erkannte sowohl Pferd als auch Reiter. »Was erdreistet er sich? Meine Smeralda!« Aber dann ging ein Strahlen in ihrem Gesicht auf. »Das ist … das ist … so etwas hätte ich ihm gar nicht zugetraut!«
    Tatsächlich tänzelte die Stute jetzt näher an die Kampfbahn heran. Karl hatte den Abreiteplatz für sich allein, sämtliche anderen Pferde waren längst in den Ställen, und die Ritter folgten gebannt dem Zweikampf in der Bahn.
    Armand und Rupert nahmen keinerlei Notiz von dem einsamen Reiter – wohl aber Wolframs Hengst! Rupert hatte ihn gerade zum letzten Tjost in Galopp gesetzt, als der Rappe Smeralda erblickte. Er hob den Kopf und wieherte. Und genau in dem Moment, in dem Rupert auf Armand zuritt und sich weit nach links beugte, um zuzustoßen, brachder Hengst nach rechts aus und rannte auf die Stute zu. Der plötzliche Richtungswechsel brachte Rupert ganz

Weitere Kostenlose Bücher