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Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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manchen packt die Liebe zur Seefahrt eben erst in späteren Jahren!« Er zwinkerte Konstanze zu, die hochinteressiert die Vorbereitungen zum Anlegen beobachtete. »Jedenfalls wurde ich nah bei Assisi geboren. Als Adelsspross, sodass ich nicht gerade mit Giovanni Bernardone aufwuchs. Ich bin auch älter. Aber wir kannten doch die Familie. Sie war reich und berühmt – Kaufleute seit Generationen. Giovanni – oder Franziskus, wie sein Vater ihn später nannte – schlug auch erst gut ein. Er machte eine militärische Ausbildung, hoffte, dass ihn mal jemand zum Ritter schlüge, und kämpfte im Städtekrieg zwischen Assisi und Perugia.«
    Konstanze biss sich auf die Lippen. Daher also die Idee für einen Kreuzzug – die Vorstellung, ein Heer für den Papst auszuheben und eine nennenswerte Anzahl von Kindern über die Alpen bringen zu können! Giovanni Bernardone hätte das zweifellos geschafft!
    »Dabei geriet er in Gefangenschaft«, erzählte der Templer weiter, »und dort hat ihn dann angeblich Gott berührt. Woranich nicht zweifeln will, aber in Assisi stieß er zunächst auf wenig Verständnis. Er lief nackt durch die Stadt, predigte den Vögeln auf dem Felde … alles ein wenig …«
    »… verrückt«, brachte es Konstanze auf den Punkt.
    »Das habt Ihr gesagt, Sayyida!« Der Kapitän schmunzelte. »Irgendwann fing er sich dann aber wieder und gründete seinen Orden. Gemeinsam mit anderen Träumern.«
    »Aber die Idee ist doch eigentlich nicht schlecht«, überlegte Gisela. »Friede mit Mensch und Tier, Armut und einfaches Leben, eine Gemeinschaft von Brüdern.«
    »Aber die Welt ist nicht so!«, erklärte Konstanze. »Glaub’s mir, ich habe in einer Gemeinschaft von Schwestern gelebt! Es gibt überall Kampf und Rivalitäten. Du überlebst nicht lange als Schaf unter Wölfen.«
    Der Kapitän lachte. »Es sei denn, das Schaf verbündet sich mit dem Tiger. Und unser Lämmchen Franziskus hat ja wohl den obersten Schäfer für sich gewonnen.«
    »Nur, dass einflussreiche Freunde nicht umsonst zu haben sind.«
    Das war Armand. Er eskortierte eben, gemeinsam mit Malik, den kleinen Mönch an Deck. Franziskus hatte, tief gekränkt, die gesamte Reise mit Beten verbracht. Jede Erfrischung hatte er abgelehnt, auch das Angebot, sich auf einen Strohsack zu legen oder in eine Decke zu wickeln, während seine Kleider trockneten, höflich, aber bestimmt von sich gewiesen. Dabei war seine Kutte immer noch nass, er musste frieren. Seine Haut wirkte blass, fast bläulich, er schien noch kleiner und magerer zu sein als zuvor. Der gutherzigen Gisela tat er beinahe leid.
    »Ich habe nie jemanden bezahlt!«, erklärte Franziskus jetzt würdevoll. »Jede Gunst, die ich erhalten habe, verdanke ich Gott, der meine Wohltäter erleuchtet hat … Wir sind der Armut verpflichtet, wir …«
    »Schon gut, Mönch!«, unterbrach Malik ihn scharf. »Spar dir die Predigten. Deine Zeche haben andere bezahlt.«

Kapitel 8

    Noch in der Nacht verließ die Lys du Temple Kreta und steuerte nun endgültig Akkon, das stärkste christliche Bollwerk im Heiligen Land, an. Das Wetter war nicht sehr gut, aber es gab keine Stürme mehr. Als das Schiff sich Palästina schließlich näherte, klarte es sogar auf. Armand sah seine Heimatstadt im Sonnenlicht liegen, wie so viele Monate zuvor, als er sie verlassen hatte. Gisela staunte über die gewaltigen Befestigungsanlagen, aber Malik bemerkte nicht ohne Häme, dass sein Onkel Saladin sie mühelos gestürmt hatte.
    »Während den fränkischen Rittern die Wiedereroberung dann wieder schwerfiel«, lächelte er. »Beinahe wären sie an ihren eigenen Mauern gescheitert.«
    »Aber nur beinahe«, fügte Armand spöttisch hinzu. »Wie kommt ihr denn jetzt nach Alexandria, Malik? Braucht ihr vielleicht eine Nacht Asyl im Viertel der Templer?«
    »Du bist wahrhaft großherzig!« Malik lachte. »Aber wenn alles so verläuft, wie ich es geplant habe, können wir gleich weiterreisen. Martin von Kent wird uns mit einer Schaluppe erwarten.«
    »Martin von Kent ist sehr umtriebig …«, bemerkte Armand, »… für einen christlichen Kaufmann jedenfalls!«
     
    Konstanze und Gisela nahmen tränenreich Abschied voneinander. Es war unwahrscheinlich, dass sie sich je wiedersehen würden – der Weg zwischen Akkon und Alexandria war einfach zu weit, um einander zu besuchen.
    »Aber wir schreiben uns, ja?«, fragte Gisela. »Ich denke … Martin von Kent wird die Briefe gern befördern.«
    »Desgleichen die Templer«, tröstete der

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