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Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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Kapitän. »Und wer weiß, vielleicht kommt es ja doch noch mal zu einem Kreuzzug und wir erobern das Land der Ungläubigen.«
    »Was Gott verhüten möge!«, entfuhr es Gisela.
    »Was Allah verhüten möge!«, sagte Konstanze im gleichen Augenblick. Es geschah zum ersten Mal, dass sie von Allah sprach, ohne darüber nachzudenken, und sie vergaß nicht, es Malik später stolz zu berichten.
    »Dabei ist es eigentlich gleichgültig«, hatte der Prinz gemeint. »Letztlich glauben wir alle an einen Gott, wie auch immer wir ihn nennen.«
     
    Muhammed al-Yafa begrüßte Malik und Konstanze mit der üblichen Verbeugung, zudem Erfrischungen und neuer Kleidung an Bord eines kleinen, schnittigen Seglers. Malik hüllte sich aufatmend wieder in die weitaus bequemere, orientalische Tracht. Er trug weite, lange Hosen und einen bequemen Überwurf aus Seide, als er Konstanze an Deck erwartete. Konstanze tat sich zunächst schwer mit den weiten Hosen, dem langen Gewand und dem Schleier, aber es stand eine Sklavin bereit, ihr zu helfen. Ihre Zofen, Marlein und Gertrud, hatten es beide vorgezogen, an Giselas christlichem Hof zu bleiben. Kalim, ein zierliches, schwarzhaariges Mädchen mit rundem Gesicht und sanften braunen Augen, kam direkt aus dem Harem des Sultans und wusste genau, wie man eine Sayyida verschönte.
    Konstanze war der Kleinen gegenüber zunächst befangen, schließlich hatte sie nie mit Sklaven zu tun gehabt. Kalim wirkte allerdings nicht demütig und eingeschüchtert, sondern aufgeregt über die Reise und begeistert von der Schönheit ihrer neuen Herrin. Dem Mädchen bereitete es offensichtlich Freude, Konstanze in die leichten Gewänder aus blauer und dunkelroter Seide zu helfen.
    »Man sagte uns, Ihr habet blaue Augen, dunkles Haar und einen hellen Teint!«, zwitscherte sie. »Danach hat der ersteEunuch die Kleider ausgewählt. Er hat einen erlesenen Geschmack, und ich bin sehr stolz, dass er mich als Zofe für Euch ausgesucht hat. Wartet, langsam, der Schleier ist ein solch zartes Gespinst … und wir befestigen ihn mit Perlenschnüren … Den Schmuck schenkt Euch die Mutter des Prinzen.«
    Fast die gesamte winzige Kajüte, die Kalim als Ankleidezimmer diente, war mit schön geschmückten Truhen gefüllt, und Konstanze war sprachlos ob der Kostbarkeiten, die das Mädchen den Behältnissen entnahm. Kalim legte ihr Ketten und Ringe an, flocht Perlen in ihr Haar – und bestand darauf, sie mit speziellen Duftölen zu salben und ihr Gesicht zu schminken.
    »Aber ich kann doch nicht …« Konstanze wehrte errötend ab. »Im … im Abendland bemalen sich nur die … die …«
    Kalim schaute ungläubig, als sie verstand. Dann lachte sie ihr perlendes Lachen. »Aber nein, Herrin, hier schminken wir uns alle. Seht nur!«
    Konstanze bemerkte erst jetzt, dass auch die Augen der kleinen Sklavin mit Kajal umrahmt waren. Auf ihre Hände hatte das Mädchen kunstvoll Blumenranken aus Henna gemalt. Damit begann es jetzt auch bei Konstanze, der das anfangs unangenehm war. Als sie dann aber in ihren neuen Spiegel blickte, erkannte sie sich kaum wieder.
    »Das … das soll ich …«
    »Es ist selbstverständlich nicht vollkommen!«, entschuldigte sich Kalim. »Wir arbeiten gewöhnlich zu zweit. Und natürlich hätten wir Euch baden und Euer Haar waschen müssen. Aber bitte nehmt vorlieb mit dem, was uns zur Verfügung steht. Der Sayyid Muhammed hat mich gebeten, mich zu beeilen. Und hier ist es ja auch so eng.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendjemand mich noch schöner herrichten kann, als du es getan hast!«, sagte Konstanze andächtig.
    Kalim lachte. »O doch, Sayyida, das geht. Aber nun verhüllt Euch, die Herren erwarten Euch an Deck.«
    Verblüfft vermerkte Konstanze, wie das Mädchen geschickt einen dunkelblauen, aus edlem Tuch gefertigten Schleier über ihren neuen Staat drapierte, der Körper und Haar völlig bedeckte.
    »Erst die ganze Arbeit, und dann das?«, fragte sie enttäuscht. Der Schleier verhüllte mehr, als die Nonnenkluft es getan hatte.
    Kalim lachte schon wieder. »Ihr wisst wirklich noch nichts, Herrin! Die Mutter des Prinzen hat schon gejammert, dass sie Euch alles wird beibringen müssen. Aber das meint sie nicht ernst, sie macht das gern! In Eurer leichten Kleidung sieht Euch jedenfalls nur Euer Herr – und die anderen Frauen im Harem natürlich. Vor den Blicken anderer Männer müsst Ihr Euch verhüllen.«
     
    Der Schal half jedenfalls gegen die Abendkühle, als Konstanze dann an Deck trat.

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