Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin
argwöhnischen Blick zu. Er kam eben aus der Stadt – Roland und sein Gefolge hatten von einem Hurenwirt geschwärmt, der goldlockige Mädchen feilhielt und ihnen als Kreuzfahrern einen Sonderpreis gewährte. Tatsächlich hatte dessen Angebot den Ritter jedoch nur angewidert. Dreckige, freche Weiber, die nicht mal den Blick vor ihm senkten. Blondes Haar vielleicht, aber starrend vor Schmutz. Dralle Leiber, die sich schamlos anboten, wo Wolfram doch von der zierlichen, anmutigen Figur einer Gisela von Bärbach träumte. Er war schließlich unverrichteter Dinge abgezogen – und die Hure hatte obendrein die Frechheit besessen, ihn dafür zu schmähen!
»So’n junger Kerl, aber kriegt keinen hoch! Zahlen musst du trotzdem, das weißt du wohl! Oh, und nun zückt das Herrchen auch noch ein Schwert! Da muss eines aus Stahl herhalten, wenn das angewachsene schon nicht sticht!«
Wolfram hatte sich nur mühsam beherrschen können, das Weibsbild nicht gleich in die Hölle zu schicken. Aber ihr Lude passte auf, es war nichts zu machen. Letztlich hatte er sogar den vorher vereinbarten Betrag gezahlt – und war voller Wut und Scham abgezogen. Und hier war nun wieder ein Mädchen. Aber wohl ein tugendhaftes. Jedenfalls wagte die kleine Blonde kaum, ihn anzusehen, und als sie dann doch aufschaute, tat sie es mit unverhohlener Bewunderung.
Wo hatte er sie bloß schon mal gesehen? Im Kreis um Nikolaus – ganz sicher. Er hatte da auch ab und an mal ein Wort mit ihr gewechselt und sich gewundert, wie sie dorthin gelangt war. Roland ließ schließlich niemanden umsonst ein. Ob sie über Geld verfügte? Eine kleine Edelfrau? Ja, jetzt fiel es ihm wieder ein: Sie gehörte zu der Gruppe um Gisela, den Ritter de Landes und die dunkelhaarige Heilkundige – Letztere auch ein Mädchen von Stand.
Wolfram fühlte, wie sein Schwert sich regte. Natürlich war dies nicht Gisela. Die Kleine war längst nicht so schön mit ihrem kätzchenhaften Kindergesicht, ihrem feinen, strohblondenHaar … und ihre Augen waren nicht leuchtend grün, sondern langweilig wasserblau. Aber in diesen Augen standen kein Spott und keine Verachtung, sondern Anbetung!
Wolfram legte seinen Finger an das Kinn der Kleinen und zwang sie sanft, ihn anzusehen.
»Wie heißt du?«, fragte er freundlich.
»Magdalena«, flüsterte sie.
Es war seltsam, das Lager mit einem Mann zu teilen, der nicht dafür zahlte. Aber diesmal ging Magdalena freiwillig und ohne Feilschen mit, als Wolfram ihre Hand nahm und sie zu seiner Unterkunft führte. Wobei er zärtliche Worte sprach, wie das Mädchen sie nie zuvor gehört hatte. Er nannte es schön und hold und minniglich – allerdings nur so lange, bis sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte. Dann benahm er sich nicht viel anders als andere Freier.
Auch Wolfram machte sich nicht die Mühe, Magdalena langsam zu entkleiden, zu streicheln und zu liebkosen, sondern schob nur ihr Kleid hoch und seine Hosen herunter. Das Einzige, was ihn von den Männern auf der Straße unterschied, waren seine Reden. Er stammelte nicht nur sinnlose Worte vor sich hin, sondern erzählte etwas von »erobern« und »besitzen«. Für Magdalena klang das wie »endgültig zu meiner Frau machen«, und natürlich stimmte es sie glücklich. Wenn der Ritter sie dabei nur nicht so viel härter angefasst hätte, als es nötig gewesen wäre! Dazu war er groß und schwer. Als er sich über sie warf, meinte Magdalena unter seinem Körper keine Luft zu bekommen, aber wie fast immer war es schnell vorbei – und zu Magdalenas Erstaunen schickte Wolfram sie nicht gleich weg. Stattdessen begann er, ihr Anweisungen zu geben.
»Küss mich!«, befahl er. »Hol mir Wein! Und hilf mir, die Stiefel auszuziehen!«
Magdalena tat all das gern und mit Eifer, was Wolfram zu befriedigen schien.
»Weißt du jetzt, dass du zu tun hast, was ich will?«
Magdalena nickte beflissen. Sie kuschelte sich auch brav noch einmal zu ihm unter die Decke, als er sie dazu aufforderte. Und wieder schwieg sie und stöhnte nur leise, als er schnell in sie eindrang. Die Belohnung, die sie dafür erhielt, war unfassbar schön: Wolfram erlaubte ihr, neben ihm zu liegen und sich an ihn zu schmiegen – und er sprach mit ihr wie mit einem richtigen Menschen!
Ermutigt und getröstet von seiner Umarmung berichtete sie »ihrem Ritter« von den Neuigkeiten, die sie an diesem Abend am Feuer gehört hatte. Besorgt erzählte sie von Stephan und dem zweiten Kreuzfahrerheer.
Wolfram hörte aufmerksam
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