Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin

Titel: Der Eid der Kreuzritterin - Jordan, R: Eid der Kreuzritterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
Vom Netzwerk:
Achseln. »Es wäre doch naheliegend: Nun, da sie ihren Prediger hatten, wollten sie keinen Gaukler mehr, der ihnen hineinredete.«
    »Und in Frankreich haben sie gleich einen älteren Jungen genommen«, ereiferte sich Konstanze. »Und einen Unfreien, der ihnen ausgeliefert ist.«
    »Das war aber bestimmt nicht so einfach!«, gab Gisela zu bedenken. »Wenn den Grundherren ein Unfreier wegläuft … gewöhnlich nehmen sie das nicht so hin. Schon um ein Exempel zu statuieren, sonst rennen doch alle weg. Eigentlich hat ein Unfreier nur eine Chance, wenn er schnell genug eine Stadt erreicht und dort untertaucht. Aber in diesem Fall war der Knabe leicht zu finden. Wie hat er wohl seinen Herrn überzeugt?«
    »Durch einen Himmelsbrief«, erklärte Armand.
    Gisela lachte, aber Magdalena und Rupert sahen ihn verständnislos an.
    Hinter Konstanzes Stirn arbeitete es. »Ich hab … von so etwas gehört«, erinnerte sie sich. »Angeblich kommen diese Briefe direkt von unserem Herrn Jesus oder der Jungfrau Maria – und sie drohen den Menschen furchtbare Strafen an, wenn sie der Kirche den Zehnten verweigern.« Konstanze lächelte.
    Armand schmunzelte ebenfalls. »Der Templerorden war immer der Meinung, dass die Kirche hier allzu plump vorgeht«, bemerkte er. »Aber diesmal ging es ganz gezielt um den Kreuzzug nach Jerusalem, und der Brief richtete sich anden französischen König. Stephan und seine Anhänger sind also erst mal nach Paris, um ihn Philipp II. August zu überreichen – über St. Denis, da hat er gepredigt, während seine Boten weitere Kinder in ganz Frankreich anwarben. Alles genau wie bei Nikolaus. Der König hat Stephan dann tatsächlich empfangen, ein paar Wunder sollen auch passiert sein.«
    »Das erzählt man sich von Nikolaus’ Badewasser ja ebenfalls«, brummte Konstanze.
    Gisela beschäftigte etwas anderes. »Dieser Stephan … konnte der denn überhaupt lesen und schreiben?«
    Sie streifte Rupert mit einem Seitenblick. Der konnte es zweifellos nicht.
    Armand schüttelte den Kopf. »Nein. Das sehen sie ja auch als Beweis an. Der Junge kann den Brief nicht geschrieben haben. Aber das heißt natürlich noch lange nicht, dass er aus göttlicher Feder stammen muss. Der König war jedenfalls beeindruckt und übergab den Fall zur Prüfung an die Universität von Paris. Stephan missionierte derweil weiter … wobei er nicht das Taukreuz zum Symbol wählte, sondern die Oriflamme – die Kriegsflagge des französischen Königs. Ein rotes Flaggentuch mit tausend goldenen Sternen darauf. Das Original hat man ihm allerdings nicht gegeben, die Kinder marschierten unter einem Abbild. Erfolgreich war’s trotzdem. Als die Gelehrten zu dem Ergebnis kamen, der Kreuzzug sei ›kein gottgefälliges Werk‹ …«
    Konstanze pfiff durch die Zähne wie ein Gassenjunge.
    »… und der König das Ganze verbieten wollte, war Stephan schon weg. Mit etwa dreißigtausend Leuten in Richtung Süden. Auch Erwachsene übrigens, sagen die Templer – etliche ›Veteranen‹ des Kreuzzugs gegen die Katharer. Und die üblichen Huren und Gauner!«
    Magdalena wandte den Blick ab.
    »Aber der Großteil besteht aus Kindern und jungen Leuten, genau wie bei uns«, endete Armand. »Um die geht es denen, die das hier geplant haben. Wer immer sie auch sind.«
    Wer immer sie auch sind, dachte Konstanze, ehe sie sich müde, aber aufgewühlt von der Nachricht in ihre Decken schmiegte. Am Ende dieses Kreuzzuges würden sie so viel Blut an den Händen haben, dass sie es mit all dem Wasser des Meeres nicht abwaschen könnten.
     
    Magdalena mochte nicht an das denken, was sie an diesem Abend am Lagerfeuer gehört hatte. Es durfte nicht sein, dass irgendjemand Nikolaus betrogen hatte. Ihr wunderschöner sanfter Held musste von Gott auserwählt worden sein!
    Magdalena hatte den kleinen Prediger inzwischen tatsächlich von Angesicht zu Angesicht getroffen. Allerdings reichte es dazu nicht, Bruder Bernhard zu Willen zu sein. Obwohl Bruder Bernhard eigentlich gar nicht viel zu sagen hatte im Tross des jungen Heerführers. Er und seine Mitbrüder sprachen und beteten zwar viel mit Nikolaus – es hörte sich jedoch nicht viel anders an als die Schwärmereien der Kinder an den Feuern. Die Mönche und der Prophet überboten einander in Schilderungen des Goldenen Jerusalem und des Wunders, das am Meer ihrer harrte. Und am nächsten Tag verkündete Nikolaus das dann den Kindern.
    Wer einmal ins Innerste des Lagers vorgedrungen war, durfte sich dazusetzen und

Weitere Kostenlose Bücher