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Der Einbruch des Meeres

Der Einbruch des Meeres

Titel: Der Einbruch des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Kommandanten!« begnügte sich der Araber zu sagen.
    Nicol, und noch vor diesem Coupe-à-Coeur, der ein dumpfes Knurren hören ließ, wendete sich nach dem Saume der Oase. Die beiden Spahis gingen hinterher. Der Eingeborne verriet aber keine Neigung zu entfliehen.
    Sobald dieser aus der letzten Baumreihe heraustrat, bemerkte ihn der Leutnant Vilette.
    »Endlich doch einer! rief der Offizier.
    – Wahrlich, sagte der Kapitän Hardigan, dieser Glückspilz, der Nicol, hat da einen guten Fang gemacht!
    – Jawohl, setzte von Schaller hinzu, und vielleicht kann der Mann uns erwünschte Auskunft geben.«
    Einen Augenblick später stand der Araber schon vor dem Ingenieur und die Spahis sammelten sich um ihre Offiziere.
    Nicol berichtete, unter welchen Umständen er den Mann gefunden habe. Der Araber irrte durch den Wald und war, sobald er den Wachtmeister und dessen Begleiter erblickte, auf diese zugekommen. Immerhin glaubte er hinzufügen zu müssen, daß der Fremdling ihm verdächtig erscheine, und daß er sich für verpflichtet halte, den Eindruck, den er von dem Manne empfangen hätte, seinen Vorgesetzten nicht zu verhehlen. Der Kapitän begann sofort die Befragung des Neulings.
    »Wer bist du?« redete er ihn französisch an.
    In derselben Sprache antwortete ihm der Eingeborne:

    »Ein Einwohner von Tozeur.
    – Und du heißt?
    – Mezaki.
    – Woher kommst du jetzt?
    – Von da unten, von El Zeribet.«
    Das war der Name einer algerischen Oase, die etwa fünfundvierzig Kilometer vom Schott an dem gleichnamigen Oued lag.
    »Was hattest du hier vor?
    – O, ich wollte mich nur einmal überzeugen, wie es hier aussähe.
    – Warum?… Warst du etwa ein Arbeiter der Gesellschaft? fragte von Schaller eifrig.
    – Jawohl, früher, und seit langer Zeit habe ich die Arbeiten hier überwacht. Der Chef Pointar hatte mich seit seinem Eintreffen mitgenommen.«
    So hieß tatsächlich der Leiter der Brücken-und Straßenbauten der Gesellschaft, der die von Biskra erwartete Arbeiterrotte dahin geführt hatte, dieselbe, deren Abwesenheit den Ingenieur so lebhaft beunruhigte. Endlich sollte er über diese also Nachricht erhalten.
    Da setzte der Eingeborne seinen Worten noch hinzu:
    »Ich kenne Sie recht gut, Herr Ingenieur, denn ich habe Sie mehr als einmal gesehen, wenn Sie in die hiesige Gegend kamen.«
    An dem, was Mezaki sagte, war nicht wohl zu zweifeln. Jedenfalls war er einer der zahlreichen Araber, die die Gesellschaft früher bei der Ausschachtung des Kanals zwischen dem Rharsa und dem Melrir beschäftigt hatte, und die die Vertreter der neuen Gesellschaft des Saharameeres mit Vorsicht ausgewählt hatten. Es war ein kräftiger Mann mit dem allen Zugehörigen seiner Rasse eignen ruhigen Gesichtsausdrucke, aber mit lebhaftem, feurigem Blicke der dunkeln Augen.
    »Wo sind aber deine Kameraden, die sich doch hier auf dem Werkplatze einfinden sollten? fragte von Schaller.
    – Da draußen… nach der Seite von Zeribet zu, antwortete der Eingeborne, der dabei mit dem Arme nach Norden wies.
    – Warum sind sie dorthin gegangen?… Ist euer Lager vielleicht überfallen worden?
    – Ja, von einer Bande von Berbern.«
    Diese Eingebornen berberischer Abstammung besiedeln das Land Icham, ein Gebiet, das zwischen dem Touat im Norden, Timbuktu im Süden, dem Niger im Westen und Fezzan im Osten liegt. Sie bilden zahlreiche Stämme, Arzchers, Ahaggars, Masingas, Thagimas u. a., die fast unausgesetzt mit den Arabern und vorzüglich mit ihren bittersten Feinden, den algerischen Chaambas, im Kampfe liegen.
    Mezaki erzählte nun, was sich vor acht Tagen am Werkplatze zugetragen hatte.
    Von ihren Häuptlingen angestachelt, waren mehrere hundert Nomaden über die Arbeiter hergefallen, als diese kaum an Ort und Stelle eingetroffen waren. Ihre gewohnte Beschäftigung als Karawanenführer würden sie ja nicht mehr ausüben können, wenn der Binnenverkehr zwischen Algerien und Tums erst von den Schiffen auf dem Saharameer vermittelt würde. Deshalb waren die verschiedenen Stämme schon vor der Wiederaufnahme der Arbeiten darüber einig, den Kanal, den Zuleitungsweg für das Wasser der Kleinen Syrte, zu zerstören. Die Arbeiterabteilung Pointars war nicht stark genug, einen unerwarteten Überfall abzuwehren. Fast augenblicklich auseinander getrieben, konnten die Leute dem Geschick, niedergemetzelt zu werden, nur dadurch entgehen, daß sie nach dem Djerid flüchteten. Nach Rharsa und von da nach der Oase von Nefta oder der von Tozeur zurückzukehren,

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