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Der eine Kuss von dir

Der eine Kuss von dir

Titel: Der eine Kuss von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrycja Spychalski
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telefoniert haben, aber wir spielen kein Country.« Seine Stimme klingt kühl.
    »Ich bin aber hier voll auf Country eingestellt! Ich habe Country gebucht und ich habe Country geworben und es wird hier brechend voll sein, und wenn es kein Country gibt, dann nehmen die mir hier die Bude auseinander!« Er tritt noch einen Schritt auf Milo zu.
    Ich schalte unterdessen heimlich meine Kamera an, tue aber so, als würde ich nur was prüfen – so gutes Exclusivmaterial bekommt man selten.
    »Verdammt!« Milo tritt gegen einen Stuhl und rauft sich die Haare.
    »Hey, Kollege! Wenn der kaputtgeht, bezahlst du ihn mir!« Der Mann droht mit dem Zeigefinger.
    »Country ist scheiße!« Milo scheint beleidigt.
    »Ist mir egal! Euer Manager ist scheiße!«
    »Das kannst du aber laut sagen«, stimmt Milo zu.
    Die beiden sehen sich in die Augen, starr, wie bei diesem Spiel, wo der verliert, der zuerst wegschaut. Dann schiebt der Mann einen Stuhl vom Tisch weg, setzt sich drauf und deutet auf den Stuhl gegenüber. »Setz dich.«
    Milo setzt sich brav, und wir anderen stehen weiter unschlüssig in der Gegend herum, als wären wir unfreiwillig in eine Theatervorstellung zum Mitmachen reingeplatzt. Tom scharrt mit seinem Fuß auf dem Boden und traut sich gar nicht hinzusehen.
    Der Mann reicht Milo über den Tisch hinweg seine Hand. »Ich bin Ecki und ich möchte, dass du mir sagst, was wir jetzt machen.«
    »Was wollen deine Leute hören?« Milo holt aus seiner Jeanstasche eine labberige Packung Kaugummi, hält sie Ecki entgegen, aber der winkt ab. »Willie Nelson, Hank Williams, Johnny Cash, Dolly Parton.«
    »Oh Mann, auf keinen Fall!« Milo windet sich auf seinem Stuhl und schiebt sich einen Kaugummi in den Mund.
    »Das ist keine Option. Eine ausgefallene Veranstaltung wird dein Manager nicht bezahlen können.« Ecki ver schränkt seine Arme vor der Brust.
    »Johnny Cash kann ich dir anbieten. Aber nur wenn wir unter einem Pseudonym auftreten und nicht ›Ring of Fire‹ singen müssen.«
    Ecki überlegt eine Weile. In dieser Zeit herrscht absolute Stille, wir halten gespannt den Atem an. Nur Milos leises Kauen ist zu hören. Schließlich atmet Ecki laut aus. »Also gut, ihr seid die Cash Cover Combo, und ›Ring of Fire‹ singe ich selber zum Abschluss.«
    Milo reibt sich mit der Hand über die Augen. »Heilige Scheiße!« Er steht vom Tisch auf. »Wo können wir uns frisch machen und für den Auftritt umziehen?«
    Ecki geht hinter die Bar und holt eine Handvoll Schlüssel aus einer Schublade. »Oben sind ein paar Zimmer. Teilt sie untereinander auf. Ich hoffe, die Betten reichen. Wenn nicht, dann ist das vermutlich genauso ein Pech, wie ich mit dem Buchen einer Countryband hatte.«
    Mit hängenden Köpfen erklimmen wir die knarrende Treppe und wirbeln Staub auf, als wären wir seit Langem die Ersten, die hier durchmarschieren.
    Milo greift von hinten meine Hand, um mich unauffällig aufzuhalten. Wir lassen die anderen vorgehen. Ich tue so, als würde ich in meiner Tasche etwas suchen. Als alle verschwunden sind, zieht mich Milo zu sich heran und sieht mir in die Augen. »Ich denke die ganze Zeit nur an dich.« Er küsst mich, ganz schnell und wild, und ist verschwunden, ehe ich etwas erwidern kann. Ich sehe ihn nur noch die Treppe nach oben rennen, zwei Stufen auf einmal nehmend.
    Mein Herz wummert gegen den Brustkorb. Ich lehne mich an das Treppengeländer und seufze, weil es doch aufregend ist. Milo hatte recht, Heimlichkeiten machen Spaß.
    Ich schleiche die Treppe nach oben, mit einem seligen Lächeln auf den Lippen, die ich noch glänzen spüre von Milos Kuss.
    Oben auf dem Flur stehen alle an die Wand gelehnt. Matse und Dan lauschen an einer Tür. Ich sehe Edgar fragend an.
    »Bandkrisensitzung hinter verschlossenen Türen. Milo wirkte ziemlich angepisst«, erklärt er mir.
    Wirklich? Komisch. Eben, als ich ihn noch sah, wirkte er alles andere als angepisst.
    Edgar reicht mir einen Schlüssel und deutet auf ein Zimmer am Ende des Ganges.
    »Danke. Gute Idee, ich werde mich mal duschen und umziehen und vielleicht noch ein Stündchen hinlegen.« Der wenige Schlaf hier macht sich langsam bemerkbar, ich habe ständig den Eindruck, dicke Ringe unter den Augen zu haben. Im Spiegel sehe ich sie nicht, aber ich fühle genau, dass sie irgendwo da unten lauern.
    Ich schließe die Tür auf und betrete ein Zimmer, das lange nicht mehr bewohnt wurde. Bruchbude ist wahrscheinlich die richtige Bezeichnung. Aber der Zustand, in dem ich

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