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Der eine Kuss von dir

Der eine Kuss von dir

Titel: Der eine Kuss von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrycja Spychalski
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Mittelfinger rausstrecken, bevor wir mit quietschenden Reifen davonfahren.
    Wir kichern noch eine Weile, längst schon wieder auf der Landstraße und freuen uns über unseren Akt der Rebellion.
    »Mann, Erwachsene können einem ganz schön auf die Nerven gehen, mit ihren verbissenen Gesichtern und überheblichen Sprüchen«, bemerke ich und stelle mir vor, wie der Typ noch die halbe Fahrt lang seine Frau mit seinem Gemecker langweilen wird.
    »Als ob es toll wäre, so zu sein wie sie, mit ihren Bierbäuchen und krampfigen Stirnfalten!«, lacht Edgar.
    »Wisst ihr, die können einem echt leid tun, wie sie zwischen Arbeit und Kindern ihre pummeligen Freunde in den winzigen Garten zum Grillen einladen und sich blöde Witze erzählen oder irgendwelche Anekdoten, wie sie es dem Chef wieder mal gezeigt haben, oder Diättips austauschen, über Pilates philosophieren und ab halb zehn anfangen zu gähnen, wegen dem Bier und dem ganzen anstrengenden Alltag«, meine ich.
    Dan ist noch immer voll in Fahrt. »Und dann stellen sie sich hin und nölen über Jugendliche, dass sie noch so unreif sind und sich total albern benehmen und wie froh sie sind, dass sie aus diesem Alter raus sind.«
    »Nicht alle Erwachsenen sind so«, gibt Matse zu bedenken. Er scheint immer über den Dingen zu stehen.
    »Bla, bla, aber die meisten von ihnen schon!« Dan bleibt dabei.
    »Ich hoffe echt, dass ich nie so werde. Bitte, bitte!« Ich falte meine Hände zusammen.
    »Manchmal sitzen im Restaurant so tolle Exemplare. Haben sich nichts zu sagen und starren die Blumenvase an. Echt armselig«, wirft Edgar ein und verzieht das Gesicht.
    »Oder die mit Dauerwelle und Karottenhosen, die ständig die Gala lesen oder Bild der Frau .« Ich habe langsam Spaß daran.
    »Biolatschen!« Dan prustet los.
    »Rabattmarken aus Zeitungen ausschneiden!«, setzt Edgar noch einen drauf.
    »Pralinen in sich reinstopfen und dann einmal die Woche im Fitnesscenter schwitzen!«, rufe ich.
    »Bäh!« Edgar rümpft die Nase.
    »Ist gut jetzt!«, seufzt Matse und schiebt eine CD in den Player, die Cardigans, »My favourite Game«, dreht die Lautstärke auf und gibt noch mehr Gas, damit wir endlich in Neuruppin ankommen.
    Neuruppin wird auch Fontanestadt genannt, weil Theodor Fontane hier geboren wurde. »Irrungen, Wirrungen« haben wir letztes Jahr in Deutsch durchgenommen. Es war, glaub ich, ziemlich langweilig, und ich habe im Aufsatz eine Vier kassiert, weil ich angeblich am Thema vorbeigeschrieben hatte. Dafür ist es hier gar nicht so hässlich, wie ich es mir vorgestellt habe.
    Kopfsteinpflaster, Wasser, schöne alte Häuser, die zum Teil restauriert wurden.
    Ich klettere aus dem Auto und laufe ein Stück, nicht weit, schaue in Seitengassen hinein. Es sind nicht viele Menschen auf den Straßen. Was für einen Tag haben wir heute? Ich habe keine Ahnung mehr, an welcher Stelle der Woche wir uns gerade befinden. Ich halte inne und versuche nachzurechnen, gebe aber auf, weil es mich im Moment zu sehr anstrengt.
    »Frieda!« Edgar ruft nach mir und winkt, weil alle im Haus verschwinden, in dem wir heute Nacht schlafen wer den. Ein heruntergekommenes zweistöckiges Gebäude, staubgrau, wo der Putz von der Fassade bröckelt. Aus einem Fenster hängt eine Che-Guevara-Fahne. Na immerhin.
    In der unteren Etage befindet sich eine Kneipe, Wild Thing . Die Kneipe, in der die BlackBirds heute spielen werden.
    Wir treten durch die Tür, und kalt gewordener, in den Wänden und Gardinen festgesetzter Rauch schlägt uns entgegen, woraufhin sich die Hälfte der Mannschaft gleich eine Zigarette anzündet.
    Der Mann hinter der Bar mustert uns skeptisch. »Ihr seid aber nicht die Band?«, fragt er.
    »Wir sind die Band!« Milo lächelt ihn freundlich an und stellt sich übertrieben gerade hin.
    »Ihr seht aber nicht so aus, als ob ihr Country macht.« Der Mann bekommt ungefähr zwanzig Falten auf seiner Stirn.
    »Machen wir auch nicht!« Milo grinst noch immer, obwohl alle andern schon unruhig werden.
    Der Mann kommt hinter seiner Bar hervorgeschossen, er hinkt, weshalb sein Auftritt nur halb so bedrohlich wirkt, wie er soll, und baut sich vor uns auf. »Man hat mir Country versprochen!«
    »Wer?« Milo verliert langsam das Lächeln aus seinem Gesicht.
    »Der Manager!«
    Milo sieht zu Tom, Tom sieht zum Boden und zuckt mit den Schultern. Robert verdreht die Augen.
    Milo schnaubt, schüttelt seinen Kopf und wendet sich dann wieder an den Mann. »Na ja, keine Ahnung, mit welchem Manager sie

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