Der Einsatz
liegen und versuchte, die Lebensgeister seines Freundes davon abzuhalten, hinaus in die Nacht von Maschhad zu entschwinden.
Es klopfte nachdrücklich an der Tür, und als Karim nicht reagierte, wurde sie gewaltsam aufgestoßen. Zwei dunkle Gestalten stürzten ins Zimmer. Karim zog seinen Freund fester an sich.
«Karim, stehen Sie auf», sagte Jackie zu ihm. Sie gab sich Mühe, sanft zu klingen, doch die Anspannung in ihrer Stimme war nicht zu überhören. «Wir müssen weg. Sofort.»
Marwan war an der Tür stehengeblieben, die Maschinenpistole fest in der Hand.
«Ihr habt ihn umgebracht!», stieß Karim unter Tränen hervor. «Ich habe euch vertraut. Er war doch mein Freund. Was hat er euch getan?»
«Das erkläre ich Ihnen später. Jetzt müssen wir weg von hier. Der Wagen wartet unten. Los, kommen Sie.» Jackie zog ihn am Arm, doch Karim war zu groß und zu schwer. Sie rief Marwan zu Hilfe.
«Nein! Nicht mit Gewalt. Lassen Sie mich einfach noch einen Augenblick hier sitzen.» Karim vergrub den Kopf in den Händen, und Jackie strich ihm sanft über den Rücken. Marwan deutete auf die Uhr, doch Jackie schüttelte den Kopf. Sie mussten dem jungen Iraner die Zeit lassen, wieder zu sich zu kommen. Andernfalls würden sie ihn verlieren.
Unterdessen war ein weiterer Wagen in die Einfahrt gerollt, ohne Licht, und die letzten fünfzig Meter mit ausgeschaltetem Motor. Als Hakim, der neben dem Mitsubishi Wache hielt, ihn sah, war es bereits zu spät. Ein Mann mit einem schwarzen Baumwollhut feuerte einen Schuss aus dem offenen Fenster des schwarzen Paykan ab und traf Hakim in die Schulter. Der Pakistani wirbelte herum, doch noch bevor er zurückschießen konnte, traf ihn ein zweiter Schuss mitten in den Kopf. Der zweite Mann im Wagen, der iranische Inspektor mit seinem gepflegten Ziegenbärtchen, keuchte auf. Seinem Beruf zum Trotz hatte er doch noch nie mit angesehen, wie ein Mensch einen anderen tötete.
Al-Majnoun näherte sich dem Transporter. Zwei weitereSchüsse, und die Hinterreifen waren unbrauchbar. Der turkmenische Fahrer hatte sich unter dem Lenkrad auf dem Boden zusammengekauert. Al-Majnoun hielt ihm die Pistole an den Kopf, drückte ab und kehrte dann zu seinem Paykan zurück. Mehdi Esfahani saß immer noch auf dem Rücksitz. Er hielt seine Pistole fest umklammert, obwohl er gar nicht wusste, was er damit anstellen sollte.
«Steig aus», befahl Al-Majnoun heiser. «Komm mit.» Er nahm auch die zweite Pistole aus seiner schwarzen Aktentasche und steckte sie ein.
Dann eilten die beiden Männer den Weg zu Rezas Haus entlang. Mit gebeugtem Oberkörper suchte Al-Majnoun nach dem Hintereingang. Er bewegte sich so zielsicher wie jemand, der den Lageplan des Grundstücks genau kennt. Als er an der Hintertür war, brach er vorsichtig das Schloss auf. Er streifte sich eine Gasmaske über, zog sie fest über das furchige Fleisch. Nun war er kein Mensch mehr, sondern eine andere, fremde Lebensform.
Al-Majnoun stürzte ins Haus und warf eine Gasbombe in den Wohnraum, wo Karim, den Kopf in den Händen, immer noch versuchte, die Fassung wiederzugewinnen. Gleich darauf erfüllte das Knattern zweier Maschinenpistolen das Zimmer, doch Jackie und Marwan feuerten einfach nur blind drauflos: Sie konnten ihr Ziel nicht mehr erkennen. Mit so etwas hatten sie trotz all ihrer Fähigkeiten nicht gerechnet. Das Gas ließ sie husten und keuchen, und einen Augenblick später konnten sie die Waffen schon nicht mehr halten und auch nicht mehr aufrecht stehen.
Al-Majnoun wartete ab, bis sie ganz außer Gefecht gesetzt waren, dann glitt er ins Wohnzimmer. Jackie war in sich zusammengesackt.Sie versuchte noch einmal, ihre Waffe zu heben, schaffte es aber nicht. Auch Marwan schien bewegungsunfähig zu sein, doch als Al-Majnoun sich ihm näherte, zwang er seine Muskeln zu einer letzten Anspannung und feuerte eine Salve auf ihn ab. Eine Kugel streifte Al-Majnoun am Bein, und er reagierte umgehend mit einem Schuss aus seiner Pistole. Durch den Schalldämpfer klang es, als risse jemand ein Stück Plastikfolie entzwei. Die Kugel traf Marwan in die Brust, eine zweite durchschlug ihm die Stirn. Dann näherte sich Al-Majnoun dem reglosen Karim Molavi. Er tastete den Bewusstlosen ab, suchte nach seinem Puls, um sich zu überzeugen, dass der Mann noch lebte.
Mehdi war draußen zurückgeblieben, doch jetzt rief Al-Majnoun ihn ins Haus. Der Vernehmungsbeamte gab sich größte Mühe, gefasst zu wirken und seine Pistole so zu halten, als
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