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Der Einsatz

Der Einsatz

Titel: Der Einsatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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Informationskanal aufbauen konnte, der im Wesentlichen auf einem verborgenen VP N-Netzwerk basierte.
    Normalerweise wies die CIA ihre neugewonnenen Rekruten an, sechzig Tage mit der nächsten Kommunikation zu warten, damit sie überprüfen konnte, ob sie real oder digital überwacht wurden. In diesem Fall aber war das Bedürfnis nach Informationen zu groß. Schließlich war das iranische Atomprogramm eine «unmittelbare Bedrohung für den Weltfrieden und die globale Sicherheit», um es mit den Worten des Präsidenten auszudrücken. Nach eigenen Angaben hatten die Iraner ihr Atomwaffenprogramm vor einigen Jahreneingestellt, aber niemand konnte sagen, ob das der Wahrheit entsprach. Und unter den Regierungsmitarbeitern gab es Leute, die lieber heute als morgen gegen den Iran in den Krieg gezogen wären, um sicherzustellen, dass dort garantiert keine Atombombe entwickelt wurde. Harry Pappas vermutete schon seit langem, dass Fox zu diesen Falken gehörte, doch er hatte ihn nie danach gefragt, weil er die Antwort eigentlich nicht hören wollte. Politik war nicht seine Sache. Das war etwas für die Leute unten in der Stadt und für Ehrgeizlinge wie Arthur Fox.
    Wo und wann treffen wir uns das nächste Mal? Das war bei jedem Agentengespräch immer die erste Frage, ganz gleich, ob es sich um einen realen oder einen virtuellen Informanten handelte. Schließlich konnte man nie sicher sein, ob das Treffen nicht überraschend abgebrochen werden musste. Und so stellte Harry im verschlüsselten Teil der Mail die üblichen, grundlegenden Fragen: Können Sie reisen? Können wir Sie in Ihrem Heimatland kontaktieren? Wie können wir Sie erreichen? Dann bat er Doktor Ali, fünfzehn Tage zu warten und seine Antwort dann mittels des Verschlüsselungssystems der CIA an eine sichere Webadresse zu senden. Fünfzehn Tage waren eine sehr kurze Wartezeit und handwerklich nicht gerade sauber. Um einen wirklich sicheren Kontakt aufzubauen, hätte man länger warten müssen. Doch so viel Zeit hatten sie nicht.
     
    Harry Pappas ließ Marcia Hill in sein Büro kommen. Er wollte mit jemandem reden, aber nicht mit Leuten wie Arthur Fox oder dem Direktor, die ihn gnadenlos im Stich lassenwürden, falls etwas schiefging. Bei Marcia brauchte er da nichts zu befürchten, denn sie hatte ihren Glauben an die Institution CIA schon seit langem verloren und war nur noch bestimmten Personen gegenüber loyal. Weil Harry bei dem Gespräch auch einen jüngeren Mitarbeiter dabeihaben wollte, bat er Marcia, Martin Vitter mitzubringen, den Einsatzleiter, der gerade aus dem Irak zurückgekommen war und ihn mit seiner todernsten Entschlossenheit, die «Bösen» zu vernichten, immer an seinen Sohn Alex erinnerte.
    Die drei trafen sich in Harrys fensterlosem Büro. Der junge Einsatzleiter hatte Kaffee und Gebäck aus der Cafeteria mitgebracht, damit es wie eine echte Besprechung aussah.
    «Wie stellen wir es mit diesem Doktor Ali am geschicktesten an?», begann Harry, nachdem sie sich gesetzt hatten. «In fünf Jahren brauchen wir ihn mindestens ebenso dringend wie heute, deshalb müssen wir alles dafür tun, dass er am Leben bleibt. Aber wie? Wie treffen wir uns mit ihm, wie instruieren wir ihn? Wir müssen in diesem Fall verdammt behutsam vorgehen, sonst ist er bald ein toter Mann.»
    «Wie wäre es, wenn wir erst mal damit anfangen, ihn zu finden?», fragte Marcia. «Bis jetzt haben wir lediglich eine E-Mail -Adresse.»
    «Richtig. Nehmen wir mal an, Doktor Ali will wirklich mit uns zusammenarbeiten. Er beantwortet meine Nachricht und teilt uns mit, wie wir mit ihm in Kontakt treten können. Was tun wir dann? Versuchen wir, ihn im Iran zu treffen?»
    «Auf keinen Fall, Sir», meldete sich Martin Vitter zu Wort. «Dadurch werden sie auf ihn aufmerksam, und dann bringen sie ihn um. Nein, wir treffen ihn außer Landes, in Dubaioder in der Türkei, wo wir die Lage besser unter Kontrolle haben.»
    «Und was, wenn er nicht reisen kann?», fragte Harry.
    «An Nouruz verreist praktisch jeder im Iran.»
    «Nicht jeder», verbesserte Marcia. «Die Mitarbeiter des Atomprogramms haben inzwischen striktes Reiseverbot, sogar am Neujahrsfest, das außerdem erst in neun Monaten ist. Diese Leute kriegen nicht mal ein Pilgervisum. Ich denke, wir müssen ihn im Iran kontaktieren.»
    «Da stimme ich Marcia zu», sagte Harry. «Wenn er wirklich am iranischen Atomprogramm mitarbeitet, lassen sie ihn nicht raus. Wir müssen ihn zu Hause kontaktieren. Aber wie stellen wir das

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