Der Einsatz
deshalb war es auch völlig sinnlos, ihn frontal anzugehen. Harry holte tief Luft.
«Konzentrieren wir uns doch auf das Wesentliche und lassen einen eventuellen Militärschlag erst einmal außen vor. In Ordnung?»
«Von mir aus, Harry.»
«Zuerst einmal müssen wir mit unserem Agenten in Kontakt treten – oder sagen wir besser: mit dem Menschen, von dem wir hoffen, dass er unser Agent wird. Aber was sollen wir ihm sagen? Haben Sie das auch mit dem Präsidenten besprochen?»
«Natürlich. Ich habe sogar eine Liste aufgestellt.» Fox zog ein Blatt Papier aus einer in rotes Leder gebundenen Mappe auf seinem Schreibtisch. «Wir fragen ihn, wann und wo die Neutronenquelle getestet wurde. Wir fragen ihn, woher die Bauteile kamen. Wir fragen ihn, ob auch andere Komponenten des Zündmechanismus getestet wurden, und wenn ja, wann und wo. Wir fragen ihn –»
«Das reicht schon», unterbrach ihn Harry. «Bevor er uns die zweite Frage beantworten kann, ist er längst tot.»
«Verdammt nochmal, Harry. Verstehen Sie denn nicht? Die Iraner bauen eine Atomwaffe, und wenn wir sie noch aufhalten wollen, dann wird es höchste Zeit. Da können wir uns den Luxus nicht mehr leisten, Ihren Agenten streng nach Lehrbuch zu führen. Wir brauchen die Antworten auf genau diese Fragen. Und zwar –»
Fox unterbrach sich abrupt, als er merkte, dass er immer lauter wurde. Es war unangemessen und unnötig zu schreien.
«Sind Sie sich darüber im Klaren», sagte er mit deutlich leiserer Stimme, «dass ich die volle Rückendeckung des Direktors habe?»
«Unglücklicherweise ja. Ich habe vorhin kurz mit ihm gesprochen.»
«Seien Sie nicht so ein Starrkopf, Harry. Zeigen Sie wenigstens einmal Teamgeist.»
Harry spürte, wie sich ihm die Nackenhaare aufstellten. Wie konnte dieser Idiot von Teamgeist reden? Leute wie Arthur Fox waren schuld daran, dass sein Sohn tot war.
«Na schön, Arthur», sagte er. «Ich werde also eine Nachricht an diese ‹iranmetalworks›-Adresse bei GoogleMail schicken und Doktor Ali mit der Klärung Ihrer Fragen beauftragen.»
«Nicht nötig. Die Nachricht ist bereits geschrieben.»
«Haben Sie sie in Doktor Alis gesichertem Ordner gespeichert?»
«Noch nicht. Ich habe Anweisung vom Direktor, das erst mit Ihnen zu besprechen. Sonst hätte ich sie schon gestern losgeschickt.»
Harry ging zu Fox’ Computer und las die Nachricht. Siewirkte wie eine Liste mit Anweisungen an einen Hausmeister.
«Darf ich?», fragte er. «Ich würde den Text gern ein bisschen verändern.»
«Wenn Sie sich danach besser fühlen …»
Harry setzte sich an den Computer und fing an, die Nachricht umzuschreiben. Er fügte Sätze und ausschmückende Worte hinzu, persönliche Ermahnungen und andere Dinge, die man einem Agenten sagen würde, wenn man in einer sicheren Umgebung mit ihm spricht. Außerdem nahm er ein paar Details heraus, die Doktor Ali das Leben kosten konnten, falls die Nachricht in falsche Hände kam. Kurz gesagt: Er tat, was auch Fox hätte tun müssen, wenn er es jemals mit einem realen Agenten zu tun gehabt hätte. Als er fertig war, schob er den Stuhl zurück und zeigte Fox die Nachricht.
Lieber Freund,
wir danken Ihnen, dass Sie sich wieder mit uns in Verbindung gesetzt haben. Wir sind sehr daran interessiert, unsere Geschäftsbeziehungen weiterzuentwickeln. Ein paar Fragen haben wir noch zu Ihrer letzten Nachricht, die den Test eines bestimmten Geräts beschrieb. Für geschäftliche Zwecke wäre es hilfreich zu wissen, wo und wann diese Tests stattgefunden haben. Außerdem würden wir gern erfahren, woher die Einzelteile des Geräts stammen. Wir fragen uns auch, ob es eine andere Technik gibt, um das Endprodukt herzustellen, vielleicht mit anderen Materialien. Wir können in keinemunserer Betriebsverzeichnisse eine Gebrauchsanweisung finden. Können Sie uns weiterhelfen? Eine letzte Frage: Wir würden gern in Röntgenstrahlen-Technologie investieren, die möglicherweise in neuen Modellen Verwendung finden könnte. Wäre es Ihnen möglich, zu diesem Thema Ihre Geschäftspartner zu befragen? Ich darf Ihnen mitteilen, dass Ihre Nachricht vom Geschäftsführer unserer Firma gelesen wurde. Er ist für Ihre Hilfe sehr dankbar und möchte sich gern erkenntlich zeigen. Wäre es für einen seiner Geschäftspartner möglich, Sie zu treffen, zu Hause oder irgendwo in Ihrer Nähe? Letzteres würden wir bevorzugen, falls das für Sie möglich ist. Zeit ist Geld, wie Sie wissen. Sie werden Millionen mit Ihren
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