Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der einzige Ausweg: Ein Barcelona-Krimi (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Der einzige Ausweg: Ein Barcelona-Krimi (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Der einzige Ausweg: Ein Barcelona-Krimi (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonio Hill
Vom Netzwerk:
bemerkte sie lächelnd, und Fort fragte sich, ob dieser Umstand wohl ihren Gefühlen geschuldet war oder dem Bedürfnis, die Sprache gratis zu lernen, ohne Extrakurs. An Kandidaten würde es Kristin sicher nicht mangeln, sollte der aktuelle kein guter Lehrer sein.
    »Erzählen Sie mir von Sara. Ich weiß, Sie haben erst seit kurzem zusammengewohnt …«
    »Seit Oktober. Zuerst habe ich mit zwei anderen Mädchen im Zentrum gelebt, aber eine war verrückt. Total verrückt. Und es war laut. Nachts konnte ich nicht schlafen. Ich habe mir dann eine andere Wohnung gesucht. Ich habe mehrere gesehen und bin dann hierher gezogen, es liegt näher an der Uni.«
    »Ruhiger als im Zentrum, das stimmt. Und Sara?«
    Kristin hob die Schultern.
    »Na ja …« Sie zwirbelte eine lange blonde Strähne und wandte den Blick ab. »Die Wohnung ist gut. Ehrlich gesagt, ich glaube, ich kann sie nicht bezahlen. Ich allein, meine ich.«
    »Ich hatte nach Sara gefragt«, sagte Fort sanft.
    Kristin schien nur ungern von ihrer Mitbewohnerin sprechen zu wollen.
    »Tja.« Sie lächelte, als wollte sie etwas Unpassendes sagen. »Nun ja … Es ist nicht gut, jemanden zu kritisieren, der nicht da ist. Aber … Sara war ein bisschen sonderbar. Wie soll ich sagen …«
    Fort beschloss, konkret zu werden.
    »Hatte sie schon mal mit jemandem zusammengewohnt?« Er wusste nicht genau, was eine Chefsekretärin mittlerweile verdiente, aber die Miete für die Wohnung konnte nicht allzu hoch sein. Und irgendwie war es auch merkwürdig, dass eine Person wie Sara Mahler sich eine Unbekannte in die Wohnung holte.
    »Nein. Na ja, vielleicht früher mal. Als sie nach Barcelona kam.« Kristin spielte weiter mit ihrer Strähne, bis sie es merkte und losließ. »Ich glaube, das war das Problem. Ich habe gezahlt, was sie haben wollte, aber sie hat so getan, als wäre sie die Besitzerin und ich ein Gast. Ich weiß nicht, ob Sie mich verstehen.«
    Roger Fort hatte, als er auf die Polizeischule ging, in einer WG gewohnt, und er erinnerte sich gut, dass der jeweils älteste Mieter Rechte genoss, die er nicht leichthin aufgab. Er nickte also, und Kristin lächelte erleichtert.
    »Und wissen Sie, warum sie eins der Zimmer vermietete?«
    »Das hat sie nicht gesagt. Aber sie meinte mal so etwas wie, sie hätte Angst, nachts allein in der Wohnung zu sein …« Sie senkte ein wenig die Stimme: »Obwohl, dann störte es sie aber irgendwie doch, dass jemand da war. Ich glaube, sie hatte sich daran gewöhnt, allein zu wohnen.«
    »Tja, das Zusammenleben ist nicht einfach.«
    Kristin schüttelte den Kopf und seufzte.
    »Ich habe die Nase voll. Ich suche mir ein Apartment, egal wie klein.«
    »Hatte Sara … irgendeinen Fimmel?«
    »Wie bitte?«
    Fort nahm neuen Anlauf.
    »Ich meine … War sie besonders anspruchsvoll? Wenn es ums Putzen ging oder Lärm?«
    »Oh ja! Besser gesagt, wie eine mürrische Mutter. Nein, nicht mürrisch …«
    »Nervig?«
    »Ja! Wenn ich abends mal das schmutzige Geschirr in der Küche vergessen habe, lag morgens ein Zettel da: ›Wasch das bitte ab.‹ Wenn ein Pullover von mir über dem Stuhl hing, hat sie ihn gefaltet und in mein Zimmer gebracht. Wieder mit einem Zettel.« Kristin wurde rot. »Ich bin nicht unordentlich. Wirklich nicht. In meiner früheren Wohnung war ich die Einzige, die geputzt hat. Aber Sara war … übermäßig?«
    »Sie hat übertrieben, nehme ich an«, sagte Fort.
    Kristin nickte und fing an, über Sara Mahler herzuziehen, ohne die Zurückhaltung, die sie zu Beginn gezeigt hatte.
    »Hier, sehen Sie die Vase? Die auf dem Regal. Schön, sie ist kaputt, ja. Ich habe sie kaputtgemacht … Natürlich ohne Absicht. Ich wollte nur was abstauben.«
    Roger Fort musste schmunzeln, aber sie sprach weiter, als spiegelte sich in der zerbrochenen Vase ihr ganzes Zusammenleben mit Sara Mahler.
    »Besonders schön ist sie nicht, oder? Ich meine, sie ist billig, hässlich. Für so etwas weint man keine Träne.«
    »Sara hat deswegen geweint?«
    »Fast … Sie hat mich angesehen, als hätte ich ihre Mutter überfahren. Ich wollte ihr eine neue kaufen, eine schönere, aber sie hat gesagt, ich würde sie nicht verstehen. Das Geld war ihr egal, sie hing einfach an den Sachen. Danach hat sie den ganzen Abend die Stücke zusammengeklebt. Sehen Sie? Man kann es noch erkennen.«
    »War sie oft so aufgebracht?«
    »Nein, das nicht. Sie hat nur ein Gesicht gemacht. Aber sie war die ganze Zeit da«, fügte sie hinzu und kam jetzt richtig in Fahrt. »Fast nie

Weitere Kostenlose Bücher