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Der einzige Ausweg: Ein Barcelona-Krimi (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Der einzige Ausweg: Ein Barcelona-Krimi (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Der einzige Ausweg: Ein Barcelona-Krimi (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonio Hill
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Damián Fernández ihr nicht bestätigen konnte, dass Ruth zu Omar gegangen war, musste sie es auf anderem Wege herausfinden. Und es blieb nur einer. »Damián, was ist eigentlich aus den Videos geworden? Sie wissen schon. Die Omar in seinem Sprechzimmer von den Besuchern aufgenommen hat.«
    »Zu den Videos habe ich nichts zu sagen.«
    »Nicht einmal im Tausch für … meine Hilfe?«
    »Ihre Hilfe?«
    »Machen wir uns nichts vor, Damián«, Leire deutete auf den blauen Fleck, »das Gefängnis bekommt Ihnen nicht gut. Und ich habe Freunde hier. Gute Freunde, wie Sie sehen. Wünschen Sie sich nicht manchmal eine gewisse Vorzugsbehandlung? Sie erwartet eine lange Zeit hinter Gittern.«
    »Die Versprechungen kenne ich. So schnell sind sie vergessen.«
    Leire beschloss, ihren letzten Trumpf auszuspielen.
    »Wenn ich ehrlich sein soll, Damián, ich glaube nicht, dass es allzu schlimm war, Omar aus der Welt zu schaffen. Aber im Fall der vermissten Ruth Valldaura die Ermittlungen zu behindern, das scheint mir allerdings verwerflich. Ich möchte Ihnen also einen Deal vorschlagen.«
    »Sie sind klüger als die anderen. Wenigstens drohen Sie mir nicht.«
    »Ich ermittle nicht zum Tod von Dr. Omar. Mich interessiert nur, ob Ruth bei ihm war oder nicht. Wenn Sie mir sagen, wo Sie die Videos aufgehoben haben, und wir wissen beide, dass Sie die irgendwo verstecken, dann sorge ich dafür, dass Ihr Leben im Gefängnis ein anderes sein wird. Ein besseres. Das verspreche ich Ihnen. Und wenn ich Ruth dank Ihrer Hilfe am Ende finde, bin ich sicher, dass Inspektor Salgado und selbst der Kommissar mehr als bereit sein werden, sich für Sie einzusetzen. Es befreit Sie nicht von Ihrer Verurteilung, klar, aber die Strafe kann kürzer sein …und die Haft bequemer. Wenn Sie schweigen, werden Sie es hier weiter genauso schlecht haben.« Beinahe hätte sie noch gesagt, sie könne auch dafür sorgen, dass es noch schlimmer werde als jetzt schon, aber sie hielt sich zurück.
    »Und was müsste ich tun?«
    »Sagen Sie mir, wo die Videos sind.«
    Er wurde leise.
    »Ich habe nur ein paar, aus den letzten Monaten. Von dem Tag an, als Inspektor Salgado über Omar hergefallen ist.«
    »Wo?«
    »In einer Lagerbox, in der Stadt, zusammen mit anderen Sachen. Ich wollte sie nicht zu Hause haben.«
    Leire war überrascht. Wieso hatte niemand an so etwas gedacht?
    »Haben Sie die Box auf Ihren Namen gemietet?«
    Er lächelte.
    »So dumm bin ich nicht. Auf den Namen Héctor Salgado.«
    »Geben Sie mir die Adresse und den Schlüssel?«
    »Versprechen Sie mir, dass Sie mich nicht vergessen?«
    Wenn Leire einen Deal vorschlug, war sie auch ehrlich, und das merkte man ihr an.
    »Ich werde tun, was ich kann, um Ihnen das Leben hier zu erleichtern, Damián. Das schwöre ich Ihnen.«
    Und er glaubte ihr.

27
    Unter normalen Umständen wäre Leire noch am selben Tag zu dem Lager gefahren, aber die Aussicht, dafür die ganze Stadt zu durchqueren, hielt sie ab. Außerdem war sie, als sie an der Plaza Espanya aus dem Zug stieg, todmüde. Das Kommissariat war nicht weit, und für einen Moment war sie versucht hinzugehen und mit der Unterinspektorin Andreu zu sprechen. Aber dann sagte sie sich, dass es vernünftiger wäre, erst die Box zu öffnen, ehe sie irgendwelche Hoffnungen weckte.
    Vor ihr, am Stierkampfplatz Las Arenas, wo in wenigen Monaten ein Einkaufszentrum eröffnen sollte, testete man die Beleuchtung. Nach drei Jahren Bauarbeiten erinnerten die Lichter sie an die Spielzeugburg ihres älteren Bruders. Auch wenn Leire das so genannte »Nationalfest« zutiefst verachtete, schien ihr der Umbau dieser Arena zu einem weiteren Haufen Läden geradezu eine Respektlosigkeit gegenüber den armen Tieren, die dort gestorben waren. Aber der Gedanke an all die Läden brachte sie auf eine Idee: Sie konnte auf dem Weg nach Hause bei einer Videothek vorbeigehen und sich den Film besorgen, den Guillermo in der Wohnung seiner Mutter gesehen hatte.
    Als sie zu Hause ankam, war es schon nach sieben. Sie war völlig fertig und fest entschlossen, erst am nächsten Tag wieder vor die Tür zu gehen. Um zehn hatte sie einen Termin beim Arzt, und sie wollte dort möglichst munter erscheinen. Abel schien auch müde zu sein, und sie wartete darauf, dass er sich regte. Was er dann auch tat, und sie lächelte. »Na, Junge, bist du da? Heute hat Mama ein bisschen übertrieben, aber ich verspreche dir, wir bleiben jetzt schön zu Hause und glotzen ein wenig.« Sie rief María an, die sie, wann

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