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Der einzige Ausweg: Ein Barcelona-Krimi (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Der einzige Ausweg: Ein Barcelona-Krimi (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Der einzige Ausweg: Ein Barcelona-Krimi (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonio Hill
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kann seine Arbeit tun.«
    Saúl Duque saß immer noch im Wohnzimmer, leicht vorgebeugt, die Hände um die Sofakante geklammert, als hätte er einen Abgrund vor sich und Angst, in die Tiefe zu stürzen. Er war ganz in Schwarz gekleidet, und Héctor hatte das Gefühl, er könnte diesen Aufzug gewählt haben, weil er wusste, dass ihn ein Begräbnis erwartete. Oder um sich von dem vorherrschenden Weiß in der Wohnung abzuheben.
    »Würden Sie uns bitte allein lassen?«, sagte Héctor zu dem Beamten, der ihn bewachte. Und zu Duque gewandt: »Saúl … Saúl, geht es Ihnen gut?«
    Er legte sanft die Hand auf seine Schulter, und als der Mann die Berührung wahrnahm und die liebevolle Stimme hörte, brach er zusammen. Die Anspannung, die ihn aufrecht gehalten hatte, verflog, und sein Körper sackte in sich. Er bedeckte das Gesicht mit den Händen, schluchzte, und Héctor hätte nicht sagen können, ob vor Schmerz, vor Angst oder vor Reue. Vielleicht alles auf einmal.
    Er brauchte ein paar Minuten, bis er sich so weit beruhigt hatte, dass er sprechen konnte.
    »Es … es tut mir leid«, murmelte er. »Es geht mir schon besser.« Und als versuchte er, zu irgendeiner Normalität zurückzufinden: »Nein, ich hätte nicht gedacht, Sie wiederzusehen, Inspektor.«
    »Ich auch nicht, Saúl. Ich glaube, Sie haben schon mit meinem Kollegen Fort gesprochen, aber Sie müssen mir sagen, was hier heute Abend passiert ist.«
    Saúl Duque warf Fort einen fragenden Blick zu, doch der reagierte nicht.
    »Haben Sie ihm gesagt, was für eine Beziehung Amanda und ich geführt haben?«
    Héctor glaubte, aus dem Tonfall des jungen Mannes so etwas wie Scham herauszuhören. Er wollte ihn schon beruhigen, ihm versichern, dass bei erotischen Spielen unter Erwachsenen niemand sich einzumischen habe, als Fort sagte: »Es ist besser, wenn Sie es dem Inspektor selber erklären.«
    »Ja, wahrscheinlich.« Er atmete tief und schaute Salgado in die Augen. Jede Spur von Scham war verschwunden. »DieBeziehung zwischen Amanda und mir war ein Spiel von Dominanz und Unterwerfung.«
    »Sie meinen, sie hatten eine sadomasochistische Beziehung?«
    »Ja, das heißt … Nennen Sie es, wie Sie möchten. Mit Bezeichnungen möchte ich gar nicht erst anfangen.«
    »Erklären Sie mir, worin sie bestand.«
    Saúl machte eine gleichgültige Handbewegung, begleitet von einer Miene, die unter anderen Umständen ein spöttisches Lächeln hätte sein können. Ein Zeichen von Nervosität, dachte Héctor.
    »Es war tatsächlich nur ein Spiel. Es ist sehr schwer, das Leuten zu erklären, die mit der Sache nicht vertraut sind. Wenn ich Ihnen sage, dass ich ihr Gebieter war, dass ich sie beherrscht habe, ihr befohlen, wie sie sich anziehen soll, was sie essen soll, dann würden Sie uns für verrückt halten.«
    »Ganz und gar nicht.« Héctor musste es in einem überzeugenden Ton gesagt haben, denn Saúl Duque fuhr fort.
    »Ich weiß nicht, warum mir das gefällt. Amanda wusste es auch nicht. Wir haben es einfach genossen. Mit den Anrufen und den E-Mails. Mit den Seilen, den Peitschen. Den Spielen.«
    »Wann hat es angefangen?«
    »Kurz nachdem Amanda zu Alemany Kosmetik kam. Sie werden sich fragen, woher wir wussten, wie sehr wir uns ergänzten.« Er lächelte. »Ich nehme an, wir waren beide auf der Suche, haben vorgefühlt, wenn die Gelegenheit sich ergab, ganz ungezwungen. Als wir uns zum zweiten Mal verabredeten, habe ich eine kleine Andeutung gemacht, halb im Scherz, und ihr war anzusehen, dass der Gedanke für sie genauso verlockend war wie für mich.«
    »Haben Sie sich oft getroffen?«
    »Jeden Sonntag. Auch sonst schon mal, als Überraschung. Aber eher selten, man darf nicht übertreiben, sonst geht der Reiz verloren.«
    Héctor nickte.
    »Hat sie Ihnen Schlüssel für die Wohnung gegeben?«
    »Nur für die Haustür. Den anderen Schlüssel hat sie immer unter die Fußmatte gelegt, kurz bevor ich kam. Das gehörte zur Dramaturgie. So konnte ich hineingehen, als wäre es meine Wohnung, und sie erwartete mich schon. Das heißt, erwartete mich in ihrer Rolle.«
    »Verstehe. Und heute?«
    Wieder seufzte er. Seine Miene verriet jetzt mehr Schwäche als die Fähigkeit zur Dominanz.
    »Heute war es ein besonderes Spiel«, sagte er schließlich und wurde rot. »Sie sollte schlafen, wenn ich komme. Ganz tief schlafen.«
    »Und Sie hätten Geschlechtsverkehr mit ihr gehabt, ohne dass sie es merkte? Ging so das Spiel?« Héctor fragte nicht ohne Sarkasmus.
    »Ich wusste, dass Sie es

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