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Der einzige Sieg

Der einzige Sieg

Titel: Der einzige Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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rangniederen Offizier. Dieser erhob sich sofort und verließ den Raum, während der Mann am Telefon mitteilte, was er offenbar erreicht hatte. Dann wieder ein neuer Befehl des Obersten, eine neue Frage an Jurij Tschiwartschew, der eine rasche Antwort folgte. So ging es ein paarmal hin und her, ohne daß Rune Jansson mehr begriff, als daß jetzt eine intensive Aktivität ausgelöst wurde.
    Nach einer Viertelstunde schien sich der Sturm zu legen. Der Oberst breitete mit einem feinen Lächeln die Arme aus, sah auf seine Armbanduhr und machte den Eindruck, als wollte er sagen, jetzt brauchten sie nur noch zu warten. Vor dem Haus war zu hören, wie Autos mit eingeschalteten Sirenen im Schneematsch davonfuhren. Zu seinem Ärger erhielt Rune Jansson keine Erklärung dessen, was jetzt geschah, da Carl sich inzwischen an Jurij Tschiwartschew gewandt hatte und mit diesem eine kurze intensive Diskussion führte. Sie endete damit, daß beide lachten.
    Erst als der Polizeioberst sich an Carl wandte, ihn offenbar freundlich auf etwas hinwies und gleichzeitig eine Handbewegung zu Rune Jansson machte, drehte sich Carl zu diesem um und begann zu erklären.
    »Die mutmaßlichen Mörder sollen jetzt abgeholt werden. Wir können sie in etwa einer Viertelstunde hier erwarten«, begann Carl und lächelte Rune Jansson breit an. »Die Uniformen, die du da siehst, sind die des KGB. Armeeuniformen, aber mit blauen Schulterklappen und blauen Bändern an der Mütze, dunkelblauen, nicht hellblauen, denn das ist die Luftwaffe. Merk dir das. Dies ist ein Entwicklungsland, aber ein Entwicklungsland, das Raketen ins Weltall schicken kann und über eine Säpo verfügt, neben der sich die Genossen im Affenhaus wie Faultiere ausnehmen.«
    Rune Jansson war sichtlich beeindruckt. Er erkannte, daß Carl es bemerkte und sich darüber amüsierte, doch es war ihm vollkommen gleichgültig, ob er jetzt wie der arme Vetter vom Land wirkte. Wichtig war nur die bevorstehende Expedition, die offenbar schon im Gang war.
    »Wie zum Teufel können die so effektiv arbeiten?« fragte er mit großen Augen.
    Carl drehte sich zu den anderen um und sagte etwas auf russisch, was eine allgemeine Lachsalve auslöste. Er hatte offenbar Rune Janssons Frage übersetzt. Es hagelte muntere Kommentare, doch dann wandte er sich wieder ernster zu Rune Jansson um und setzte zu einer längeren Erklärung an.
    »Es ist so«, begann er. »Wir befinden uns in einer Stadt, die ein einziges großes Sperrgebiet ist. Sämtliche Ausländer, die hier arbeiten, sind registriert. Sie wohnen in zwei Hotels. Das eine heißt Polar, und das andere 69. Breitengrad. Dorthin sind die Polizeiwagen jetzt unterwegs. Die Männer, die wir suchen, sind bei ein und demselben Unternehmen angestellt. Wenn ich die Übersetzung richtig verstanden habe, heißt es The Anglo-Norwegian Steel Export Co., etwas in der Richtung. Ihr Chef ist ein Amerikaner namens Mike Hawkins. Wenn du entschuldigst, werden mein verehrter Kollege und ich selbst diese Figur später in die Mangel nehmen. Deine mutmaßlichen Mörder sind aber jetzt auf dem Weg hierher.«
    »Womit arbeitet dieses norwegisch-amerikanische Stahlunternehmen?« fragte Rune Jansson mit gerunzelter Stirn.
    »Gute Frage!« sagte Carl und wandte sich an den russischen Obersten. Nach einer kurzen und teilweise munteren Konversation übersetzte er für Rune Jansson.
    »Es ist so«, sagte er und schüttelte den Kopf über den Irrsinn der Welt, »der ganze Fjord ist voll von versenkten Schiffen. Dort liegt ein bedeutender Schrottwert. Die Geschäftsidee dieses Unternehmens, wie es heißt, scheint zu sein, den Fjord kostenlos zu säubern. Als Gegenleistung dürfen sie den Eisenschrott im Westen verkaufen. Und wenn es etwas gibt, wovon die ehemalige Sowjetunion mehr als genug besitzt, ist es natürlich Eisenschrott.«
    »Kann sich das denn lohnen?« fragte Rune Jansson mißtrauisch. »Ist das nicht nur eine Ausrede, um hier tätig sein zu können?«
    Carl warf ihm einen verblüfften Blick zu und blieb zunächst die Antwort schuldig.
    »Du mußt ein teuflisch guter Bulle sein, Rune«, sagte Carl. Er sah den Polizeibeamten bei diesen Worten mit sichtlicher Bewunderung an. »Es dürfte kein Vergnügen sein, dich auf den Fersen zu haben. Na ja, ich weiß es ja übrigens selbst, wie unangenehm das sein kann.«
    »Jetzt wollen wir aber nicht in der Vergangenheit wühlen.«
    »Nein, genau. Jedenfalls glaube ich, daß du den Nagel auf den Kopf getroffen hast. Vermutlich ist diese

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