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Der einzige Sieg

Der einzige Sieg

Titel: Der einzige Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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einer nuancierteren Behandlung der Frage entdeckt. Seine Gesprächspartner seien keinen Zoll von der Irrtums-Theorie abgewichen, und er habe sich gelangweilt und sich zunehmend auf die bedeutend wichtigere Expedition nach Murmansk gefreut. Nun, aber jetzt sei er endlich hier.
    Sie sahen auf die Uhr und stellten fest, daß es vielleicht Zeit war, sich zum Flugplatz zu begeben, um den schwedischen Polizisten in Empfang zu nehmen.
    Rune Jansson hatte einen sehr langen Reisetag hinter sich, was vor allem daran lag, daß er auf dem chaotischen Flughafen von Sankt Petersburg vier Stunden auf einen verspäteten Abflug hatte warten müssen. Er war noch nie in Rußland gewesen, und welche Vorstellungen er von dem Land auch gehabt hatte, so gab es nichts, was er mit diesem großen, heruntergekommenen Flughafen hätte vergleichen können. Den stärksten Eindruck hatte im Grunde der Geruch auf ihn gemacht. Es hatte überall auf eine besondere Weise gerochen, auf überquellenden Toiletten ebenso wie in der Flugzeugkabine und in Wartehallen. Schließlich hatte er sich gedacht, daß es ein besonderer Tabakgeruch sein mußte, da man ihn überall antraf und die Menschen überall rauchten.
    Um fünf Uhr nachmittags, natürlich war es draußen schon stockdunkel, zwängte er sich endlich aus der kleinen Tupolew-Maschine und trat in einen eisigen, feuchten Wind mit nassem Schneefall hinaus, der ihn zunächst blendete. Er tastete sich durch das Schneetreiben bis zu einem niedrigen Gebäude, das er für die Ankunftshalle hielt. Er entdeckte Carl sofort. Dieser kam ihm mit einem russischen Offizier im Schlepptau entgegen. Als die beiden Männer näherkamen, erkannte Rune Jansson, daß der andere ein hohes Tier sein mußte.
    »Du hast einen anstrengenden Flug hinter dir, nehme ich an?« begrüßte ihn Carl. »Darf ich bekannt machen, Generalleutnant Jurij Tschiwartschew, unser militärischer Berater. Kriminalkommissar Rune Jansson von der Reichskripo in Stockholm.«
    »Willkommen in Murmansk. Ich hoffe, Sie haben einen guten Flug hinter sich«, sagte Jurij Tschiwartschew, als die beiden Männer einander die Hand gaben. Zu Carls Überraschung hatte Jurij Tschiwartschew Schwedisch gesprochen.
    Die russische Generalsuniform beschleunigte alle Formalitäten. Nur wenige Minuten später hatte Rune Jansson sein Gepäck ohne jede Zollkontrolle erhalten. Sie bestiegen den geräumigen schwarzen Dienstwagen, dessen Motor mit einem sonoren Brummen ansprang wie bei den amerikanischen Aufreißer-Autos früherer Zeiten.
    »Für welche Arbeitssprache entscheiden wir uns? Sprichst du wirklich so gut Schwedisch, wie es sich anhört, Jurij?« fragte Carl, als sie sich gesetzt hatten.
    »Mein passives Schwedisch ist gut. Ich verstehe, was ihr sagt, aber nicht sprechen so gut«, erwiderte Jurij Tschiwartschew zufrieden und zwinkerte Carl zu.
    »Sonst können wir vielleicht Englisch sprechen? Ist das für dich in Ordnung, Rune?« fragte Carl weiter.
    Nach einiger Zeit einigten sie sich darauf, daß Englisch für Gespräche zu dritt wahrscheinlich die beste Sprache sei, daß Carl aber zumindest jetzt im Wagen die Lage auf schwedisch schildern könne.
    Rune Jansson erfuhr zu seinem Erstaunen, daß die Arbeit sofort beginnen sollte. Sie würden nur kurz ins Hotel und dann gleich direkt zur Polizei gehen, wo ein ganzer Ermittlungstrupp darauf wartete, beschäftigt zu werden. Carl merkte Rune Jansson an, daß dessen erster Eindruck von Rußland, das Durcheinander auf dem Flughafen von Sankt Petersburg, für die Arbeit nicht sehr ermutigend gewesen war. Carl erklärte ihm, in diesem Land funktionierten bestimmte Dinge ganz ausgezeichnet, wenn sie politischen Vorrang genössen, wie es hier heiße. Wenn also hochgestellte Personen von genügend Einfluß Befehle gegeben hätten, und das war hier der Fall. Kollege Tschiwartschew handelte auf Anweisung des Verteidigungsministers, und Rune Janssons Arbeitsbedingungen waren vom Präsidentenpalast in Moskau garantiert worden.
    »Teufel auch«, murmelte Rune Jansson. »Die müssen uns wohl für recht wichtig halten. Warum?«
    Carl räusperte sich und warf einen Seitenblick auf Jurij Tschiwartschew, der mit keiner Miene verriet, ob er alles verstand oder überhaupt darauf achtete, was sie sagten.
    »Du bist doch sicher beim Ministerpräsidenten gewesen, um eine Schweigeverpflichtung zu unterschreiben?« fragte Carl ein wenig gezwungen und offiziell.
    »Aber ja«, gestand Rune Jansson mit einer Grimasse, »aber Schweigepflicht

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