Der einzige Sieg
des Tages frei gehabt, nämlich als es um Politik und Wirtschaft und andere Dinge ging. Man meinte wohl, daß er sie weder begreifen konnte noch ihnen auch nur zuhören durfte. Dann kam der letzte Tagesordnungspunkt, der Besuch im Air & Space Museum.
Carl hatte von dem Treffen mit Gates nichts anderes erwartet, als daß er still dasitzen und wie ein dekorierter Kriegsheld aussehen sollte, um im übrigen seinen Chef, den Ministerpräsidenten, den schwedischen Teil der Unterredung übernehmen zu lassen.
Möglicherweise war es auch so gedacht gewesen, und es war nicht einmal ausgeschlossen, daß es so gekommen wäre. Wenn der National Security Council nicht schon am Freitagnachmittag eine improvisierte Konferenz einberufen hätte. Der Chef der CIA hatte als Berater des Präsidenten bei diesen Konferenzen seinen selbstverständlichen Platz, und jetzt ging es um zwei Dinge, die für die schwedischen Gäste von besonderem Interesse waren. Die Bombe in Libyen und die unbekannte Quelle hinter den MRO-Papieren. Also genau die Themen, zu denen Carl jede Äußerung verweigert hatte, als er Brent Scowcroft im Westflügel des Weißen Hauses besucht hatte.
Der CIA-Chef trat etwas weniger direkt als Scowcroft auf und begann mit lobenden Worten davon zu sprechen, welcher Erfolg der Nachrichtenbranche sich schon anhand der wenigen Auszüge erahnen lasse, in die die CIA bisher Einblick genommen habe (Carl hatte keine Ahnung von diesen Auszügen oder davon, wie und wann und wem sie übergeben worden waren). Es seien wohl, so fuhr der Amerikaner fort, bei einer weiteren Bearbeitung des Materials noch weiter glänzende Ergebnisse zu erwarten.
Carl begriff schnell, wohin die Reise ging. Und als der CIA- Chef fast nebenbei darauf hinwies, welche unerhörte Bedeutung es für die Welt haben werde, wenn »wir« (die USA) jetzt das gesamte Material erhielten sowie Zugang zu der Quelle, die den Datencoup in Moskau ermöglicht habe, gab sich der schwedische Ministerpräsident schnell willfährig. Er erklärte, von schwedischer Seite werde man natürlich dafür sorgen, daß das gesamte Material und sämtliche Erkenntnisse von Bedeutung den neuen und zugleich alten amerikanischen Freunden so schnell wie möglich zugänglich gemacht würden. Deren Kapazität zur Bearbeitung des nachrichtendienstlichen Materials sei der schwedischen natürlich weit überlegen. Man werde auf schwedischer Seite sicher auch darauf hoffen dürfen, das Ergebnis kennenzulernen. Der CIA-Chef versprach natürlich, so schnell wie möglich dafür zu sorgen.
Folglich kam man dann zu der Frage, welcher Quelle »der schwedische Nachrichtendienst« sich bedient hatte, um den gelungenen Coup durchzuführen. Und damit auch zu den Möglichkeiten der CIA, ihre unzweifelhaft größeren Ressourcen zur Bearbeitung der fraglichen Quelle einzusetzen.
Der »schwedische Nachrichtendienst«, das heißt Carl, wurde von den anderen jetzt zum ersten Mal einiger verstohlener Blicke gewürdigt. Darauf erklärte sein Ministerpräsident, der Erfüllung dieses Wunsches stehe selbstverständlich nichts im Wege. Dann wurde es still im Raum, da jetzt alle den widerborstigen »schwedischen Nachrichtendienst« musterten.
»Das ist leider unmöglich, Sir«, erklärte er und wandte sich über den Kopf seiner schwedischen Vorgesetzten hinweg direkt an den CIA-Chef. »Ich werde natürlich erklären, weshalb es unmöglich ist. Es handelt sich um eine Quelle, deren künftigen Wert ich für unschätzbar halte, erstens. Zweitens messe ich dem schwedischen Nachrichtendienst bestimmte Möglichkeiten bei, die fragliche Quelle zu rekrutieren. Drittens halte ich es aus Gründen, die ich hier nicht darlegen kann, für nahezu aussichtslos, daß der amerikanische Nachrichtendienst an diese Quelle herantritt. Ein solcher Versuch würde das Wild für immer verscheuchen. Viertens ist ja offenkundig, daß wir auf schwedischer Seite unseren amerikanischen Partnern kein interessantes Material vorenthalten.«
Der CIA-Chef nickte kurz und nachdenklich und stellte dann, bevor Carl Bildt etwas hatte sagen können, fest, daß die Angelegenheit damit entschieden sei. Dann ging er schnell auf die nächste Frage ein, bei der es um etwas vergleichsweise Triviales ging.
Carl verhielt sich während des restlichen Gesprächs still wie eine Maus, so daß der schwedische Ministerpräsident zumindest nach einiger Zeit die Fassung wiedergewinnen und sogar mit einigen Dingen brillieren konnte.
Als sie sich zum letzten
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