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Der einzige Sieg

Der einzige Sieg

Titel: Der einzige Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Informationen darüber verschaffen, was für Pläne sie haben. Im Augenblick dürften sie kaum über andere Dinge sprechen«, sagte Luigi in einem einzigen nervösen Atemzug.
    »Wanzen anbringen!« rief Samuel Ulfsson empört aus.
    »Wanzen! Genau deshalb haben die Zeitungen die Säpo in den letzten Jahren doch in den Schmutz gezogen. Wenn ich die Sache richtig verstanden habe, ist dies das schändlichste Verbrechen, das man in Schweden überhaupt begehen kann! Und du findest wirklich, wir sollten uns der Gefahr aussetzen, dabei erwischt zu werden?«
    »Nein«, erwiderte Luigi beschämt. »Natürlich will ich das nicht. Sei so nett, und hör mir nur noch ein bißchen zu. Die Säpo hat Wanzen bei unschuldigen Ausländern angebracht, dafür wurden einigen von ihnen Geldstrafen aufgebrummt, während andere freigesprochen wurden. Ich schlage nur vor, daß wir bei schuldigen sizilianischen Mördern, die hinter Hamilton her sind, Wanzen anbringen. Glaubst du nicht, die öffentliche Meinung könnte uns das verzeihen? Wenn wir gewinnen?«
    Luigi senkte den Kopf und erwartete einen neuen Aufschrei des Protests. Zunächst wagte er Samuel Ulfsson gar nicht anzusehen. Doch nachdem es längere Zeit merkwürdig still geblieben war, hob er den Blick und entdeckte, daß Samuel Ulfsson still mit einer Zigarette im Mundwinkel dasaß und ein Feuerzeug vor sich hielt, als wäre er mitten in der Bewegung erstarrt.
    Schließlich zündete er langsam seine Zigarette an, machte einen tiefen Lungenzug und wandte sich mit einem vollkommen ausdruckslosen Gesicht an Luigi.
    »Ja«, sagte er. »Ja, ich glaube, die öffentliche Meinung würde uns verzeihen. Und wenn wir uns den allerschlimmsten Fall vorstellen, daß man uns erwischt, bin ich bei näherem Überlegen bereit, die Geldbuße zu bezahlen. Und eventuell noch schlimmere Konsequenzen auf mich zu nehmen. Wie du weißt, habe ich nur noch ein Jahr bis zu meiner Pensionierung.«
    »Ach ja?« sagte Luigi überrascht und ein wenig dümmlich.
    »Ich habe geglaubt, mich klar ausgedrückt zu haben«, fuhr Samuel Ulfsson mit einer ironischen Grimasse fort. »Du bist aber offenbar nicht der Meinung?«
    »Nein, das heißt ja, vielleicht…«, sagte Luigi zögernd.
    »Ich habe also gesagt, daß ihr mit dem Abhören besagten Feindes im Sheraton anfangen könnt. Im übrigen ist es streng verboten, sich erwischen zu lassen, sowie noch mehr Sizilianer zu erschießen. Habe ich mich jetzt begreiflich ausgedrückt?«
    » Roger «, sagte Luigi begeistert. »Nur noch eine Frage. Sollen wir Hamilton benachrichtigen?«
    »Wo ist er, und wann kommt er nach Hause?«
    »Tessie, seine Frau, fliegt gerade zu ihm rüber. Sie haben ein paar Tage lang etwas Privates zu erledigen. Er kommt am Dienstag nach Hause.«
    »Heute haben wir Freitag. Wann könnt ihr mit der Operation beginnen?«
    »Heute abend.«
    »Gut. Wartet bis Montag damit, Carl Bescheid zu sagen. Wir wollen schließlich nicht, daß hier spornstreichs ein Sir Ivanhoe angaloppiert kommt. Haben wir uns jetzt voll und ganz und in jeder Nuance richtig verstanden, Leutnant Bertoni-Svensson ?«
    »Ja, Admiral ! Es gibt keinerlei Raum für Mißverständnisse.«
    »Ach nein«, murmelte Samuel Ulfsson mehr zu sich selbst als zu dem jetzt sichtlich munterer gewordenen Luigi. »Möchte gern wissen, wie oft ich das schon gehört habe.«
    Carl fühlte sich zum ersten Mal während des Aufenthalts in Washington einigermaßen entspannt. Endlich ließ man ihn in Ruhe.
    Schon das war eine glänzende Veränderung. Er war jetzt kein Laufbursche mehr, sondern ein normaler Mensch in einer normalen Autoschlange auf dem Weg zum Dulles International Airport in Washington. Er hatte überdies reichlich Zeit und würde nicht Gefahr laufen, zu spät zu kommen. Es war ein warmer Frühlingstag. Er lehnte sich auf dem Rücksitz behaglich zurück und unterhielt sich von Zeit zu Zeit mit dem iranischen Fahrer. Sie sprachen mal über Alltäglichkeiten, mal über die Rolle des Islam in der Weltpolitik.
    Während des letzten Tages hatte er zwei Aufgaben gehabt. Die erste war sowohl von Amts wegen als auch praktisch sehr ernst gewesen, die andere eher komisch. Dem festgesetzten Programm zufolge hatten sich seine Verpflichtungen auf zwei Punkte beschränkt. Erstens mußte er anwesend sein, als Ministerpräsident Bildt und der Staatssekretär im Außenministerium sich mit dem CIA-Chef Robert Gates im Watergate-Hotel trafen, wo die schwedische Delegation jetzt wohnte. Dann hatte er für den Rest

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