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Der einzige Sieg

Der einzige Sieg

Titel: Der einzige Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Das ist ja wirklich ein heiteres Gesprächsthema hier am Tisch der Erinnerungen.«
    Sie sah ihn verblüfft an. Sie schien unschlüssig zu sein, wie sie reagieren sollte. Sie fand, daß er so etwas wie Selbstmitleid an den Tag legte, und entschied sich schnell und intuitiv, daß sie diesen Anblick nicht mochte.
    »Es ist nicht deine Verantwortung, denk mal nach«, begann sie entschlossen. »Du bist in deinem Job einer der Allerbesten, und das, womit du dich da oben beschäftigst, ist gefährlich. Aber du mußt weitermachen.«
    »Du verstehst das nicht.«
    »Als wir uns kennenlernten, erschienst du mir überlebensgroß. Und sieh dich jetzt mal an! Du würdest es nicht aushalten, wenn du nicht mit doppelter Schallgeschwindigkeit und mit Feuer im Haar fliegen könntest.«
    »Das ist jetzt vorbei.«
    »Wenn man unter den Besten der Besten ist, bedeutet das, daß man manchmal auch Fehler macht. Das ist das gleiche wie bei uns anderen.«
    »Nein, es ist nie das gleiche wie bei euch anderen. In meinem Job kommt es unglücklicherweise darauf an, andere Menschen zu töten, und in einem halben Jahr bin ich der Vater deines Kindes, und das ist sozusagen der Gegensatz, und außerdem ist es eine merkwürdige… äh, eine verdammt amerikanische Art zu denken, nämlich daß du eine Fliegerfrau sein würdest, die unruhig darauf wartet, daß ich zum Essen nach Hause komme und mir diskret das Blut von den Händen abwasche, bevor wir uns an den Tisch setzen. Aber dann soll ich sein wie jeder andere Vater eines Kleinkindes. Merkst du denn nicht, wie absurd das ist?«
    »Doch, natürlich. Aber hier sitzen wir nun, auf der Suche nach der verlorenen Zeit, sozusagen. Bald wirst du mir wieder mit Jean Paul Sartre und der freien Wahl des Menschen kommen, genau wie damals, in der guten alten Zeit.«
    »Man hat nicht immer die freie Wahl. Als wir beim letzten Mal hier saßen, hatte ich schon einigen Grund, sowohl Sartre als auch andere Dinge einer Neubewertung zu unterziehen. Aber jetzt gibt es eine plötzliche Chance, allem zu entkommen.«
    »Auszureißen, meinst du.«
    »Nenn es, wie du willst. Ich lebe im Augenblick mein neuntes Leben, das letzte, das ich habe. Ich nehme an, du willst mich behalten. Frohe Weihnachten!«
    Sie lachte plötzlich laut los, und es gelang ihr, ihn nach einigem Zögern ebenfalls zum Lachen zu bringen.
    »Was für eine dämliche Unterhaltung bei einem Weihnachtsessen«, stellte sie fest und warf den Kopf in den Nacken, während sie seinen Blick suchte.
    »Ja«, gestand er treuherzig, »jetzt fehlt nur noch ein amerikanischer Truthahn und schreiende Kinder und ein Schwiegervater, der mit dem Stock droht und schreit, recht so, gebt den Scheißkerlen nur eins auf die Schnauze. Herb hätte uns jetzt mal sehen sollen.«
    »Papa hätte es geliebt, uns jetzt zu sehen. Er hat immer zu dir gehalten und hat mich dämlich genannt, weil ich nach Santa Barbara zog und… ja, du weißt schon.«
    »Hast du Sehnsucht nach Stan?«
    Ihre erste Reaktion, als er sie mit dieser brutalen Replik getroffen hatte, ließ ihn eine Art perversen Triumph empfinden, als hätte er nach ihrem überraschenden Volltreffer mit der Bemerkung über den Norden Finnlands nun eins zu eins ausgeglichen. Als er dann sah, wie es sie erschütterte, daß die Wunde so schnell und brutal aufgerissen worden war, bereute er seine Bemerkung natürlich sofort und erkannte zugleich, wie sinnlos es war zu wünschen, das Gesagte wäre ungeschehen. Er streckte schnell die Hand über den Tisch und preßte ihre, während sie mit den Tränen kämpfte.
    »Im nächsten Jahr, also schon bald, fängt für ihn die Schule an«, sagte sie. Sie preßte ihm hart die Hand und biß sich auf die Lippe, um nicht zu weinen.
    »Willst du ihn sehen?« fragte Carl behutsam. »Ich meine, mit dem Wagen sind es ja nur eineinhalb Stunden. Außerdem ist es Christmas Day. Du kannst doch anrufen, wenn wir wieder im Hotel sind?«
    »Komm, wir gehen«, sagte sie, während sie immer noch unter Krämpfen mit den Tränen kämpfte.
    Er winkte ungeduldig den Kellner herbei, der mit einem Sprung auftauchte. Carl bezahlte die vorher vereinbarte Summe, ging um den Tisch herum, faßte Tessie behutsam um die Schultern und legte ihr den für Kalifornien unerwartet passenden Wolfspelz um.

2
    Sylilapsi-Eino. Sie nannten ihn halb im Scherz und halb aus Teufelei Sylilapsi-Eino. Als höre es sich auf Finnisch schlimmer an als auf Schwedisch. Darüber hatte er eigentlich mehr nachgegrübelt als über das

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