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Der einzige Sieg

Der einzige Sieg

Titel: Der einzige Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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einen Offizier und Gentleman, wie du ihn dir vorstelltest, ein etwas zu niedriger Rang war. Du sagtest, ich müßte mindestens Admiral sein und Orden haben. Zitat, Ende des Zitats. Das hast du tatsächlich gesagt.«
    »Das dürfte aber kaum eins der gewichtigeren Argumente gewesen sein.«
    »Nein, das war es wohl nicht. Jetzt bin ich jedenfalls Admiral, zumindest in amerikanischer Anrede, falls das ein Trost für dich ist. Und ein paar Orden habe ich auch.«
    »Ja? Worüber jammerst du dann? Ich habe dich am Ende ja doch an Land gezogen.«
    »Nein, ich jammere ja auch nicht. Mir ist nur eingefallen, wie das Leben manchmal mit uns spielt. Du konntest dir damals nicht vorstellen, in Europa zu wohnen, aber jetzt tust du es. Und ich sagte, ich sei absolut bereit, den Dienst zu quittieren, hierher zu ziehen und einen zivilen Job anzunehmen.«
    »Könntest du dir das noch immer vorstellen?«
    »Ja, aber es kommt auf dich an. Wo möchtest du am liebsten leben, Tessie?«
    »Bei dir und unserem Kind.«
    »Ja, aber wie wäre es mit Kalifornien?«
    »Ist das dein Ernst?«
    »Ja, ich glaube schon.«
    Sie sah ihn forschend an, um herauszufinden, ob er tatsächlich mit vollem Bedacht meinte, was er sagte, oder ob nur die besondere Sentimentalität des Augenblicks mit ihm durchgegangen war und ihn dazu gebracht hatte, zuviel zu sagen. Sie fand, daß da etwas Merkwürdiges in seinem Blick war, etwas, was sie nicht deuten konnte, aber er sah trotzdem so aus, als ob er es ernst meinte.
    »Beim letzten Mal«, begann sie vorsichtig, »also als wir das letzte Mal hier saßen und du mich fragtest, ob ich deine Frau werden will, und ich auf diese etwas alberne Weise sowohl nein als auch ja sagte… Ja, daran erinnerst du dich doch?«
    »Ja, selbstverständlich.«
    »Jedenfalls habe ich dir damals eine Bedingung genannt. Ich sagte, hier und jetzt, jetzt gleich. Und da wurdest du ganz starr. Du wolltest, aber es ging nicht, und dann kam dieses ganze Zeug über den Großen Auftrag, und ein Mann müsse tun, was er tun müsse, und diese ganze Scheiße.«
    »Oh, du ahnst gar nicht, wie gut ich mich an diese Augenblicke erinnere.«
    »Das ahne ich sehr wohl. Und im nachhinein ist mir aufgegangen, daß ihr damals tatsächlich etwas unbegreiflich Großes vorhattet, denn ich weiß noch, daß ich ein bißchen demagogisch fragte, ob es etwas Größeres gebe als die Liebe, etwas, was größer sei als du und ich, etwas in der Art. Und da hast du nur traurig genickt und mit ja geantwortet. Und mir wurde verdammt noch mal ganz kalt vor Angst, als mir aufging, daß du angesichts dieser Alternative nicht mal gezögert hast.«
    »Nein. Das, wovon du sprichst, lief unter der Codebezeichnung Big Red und war wirklich unfaßbar groß.«
    »War es etwas von dem, worüber die Zeitungen spekulierten, eine dieser Geschichten mit entführten Flugzeugen und so?«
    »Nein, etwas viel Größeres. Viel größer.«
    »Aber es gehört auch jetzt noch nicht zu deiner Politik, zu bestätigen oder zu dementieren?«
    »Nein. Ich begehe ein Verbrechen, wenn ich es tue…«
    Er blickte zur Seite, als überlegte er, ob er weitersprechen oder hier innehalten sollte. Er sah auf die Reede zur Insel Coronado hinüber. Wie immer lagen dort ein paar Flugzeugträger. Auf den Decks waren jedoch keine Flugzeuge zu sehen, sondern nur erleuchtete Weihnachtsbäume in den üblichen Farben. Damals hatten auf dem nächstgelegenen Deck Reihen von Tomcats gestanden.
    Sie ließ ihn mit seinem inneren Ringen allein. Sie war nicht einmal sicher, ob sie überhaupt wissen wollte, worum es damals gegangen war.
    »Es war so«, begann er, als er sich ihr wieder zuwandte. »Ein Land namens Sowjetunion, es hat einmal ein Land dieses Namens gegeben, richtete eine unfaßbar große militärische Bedrohung gegen Schweden. Als ich dich damals hier an diesem Tisch traf, war ich in Kalifornien, um Personal abzuholen, schwedisches Personal, das die gleiche Ausbildung durchlaufen hatte wie ich, sowie einiges an Ausrüstung. In dieser Zeit habe ich auch die Gelegenheit genutzt, dich zu treffen.«
    Er hielt inne und zögerte, wie er fortfahren sollte. Sie beschloß, ihm mit einer Frage zu helfen, da er den Eindruck machte, als wollte er erzählen.
    »Well«, warf sie ein, »und was habt ihr getan?«
    »Wir fuhren nach Hause, orteten einige militärische Einrichtungen der Sowjetunion in unserem militärischen Vorfeld, ja sogar auf unserem Territorium. Dann haben wir sie mit Personal und allem in die Luft gesprengt.

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