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Der einzige Sieg

Der einzige Sieg

Titel: Der einzige Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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sagte der Pathologe und legte auf.
    Eino Niemi saß mit dem stummen Hörer in der Hand wie versteinert da. Ihm war nicht einmal eingefallen, nach dem Ergebnis zu fragen.
    Er knallte den Hörer hart auf die Gabel und stand heftig auf. Er rannte halb zum Empfang hinunter, erhielt ein einziges Faxblatt mit dieser gerichtsmedizinischen Schlange oben in der linken Ecke, riß es an sich und schaffte es, bis zu seinem Zimmer zu kommen, ohne auch nur eine Zeile zu lesen. Er erweckte den Eindruck, als hielte er ein Urteil in der Hand, das ihn selbst betraf. Zumindest ging es unleugbar um die Frage, ob er weiterhin der Säuglings-Trottel sein würde oder nicht.
    Er strich das Papier vor sich auf der Schreibtischplatte glatt und holte tief Luft. Ja, dies war eine definitive Nachricht. Nach einigen einleitenden Zeilen stand dort eine vielsagende Überschrift:
    GUTACHTEN Dann folgten verschiedene Relativsätze, in denen von Kreislaufelastizität und Atmungselastizität sowie von Schleimhäuten, von Körperhohlräumen und ähnlichem die Rede war, Dinge, die er intuitiv übersprang, während sein Blick zu den beiden letzten Sätzen glitt:
    daß der Tod durch Vergiftung mit Toxiferin sowie Tubokurarin verursacht worden ist daß die Befunde und die Umstände darauf hindeuten, daß die Vergiftung von einer anderen Person verursacht worden ist, was hiermit bescheinigt wird.
    Umeå, den 3.1.1992 Anders Eriksson Chefarzt Eino Niemi wog das Papier fast andächtig in der Hand. Der Text war so klar, so einfach. Lasse Holma war von einer anderen Person vergiftet worden. Diese einfache medizinische Beobachtung hieß in der Polizeisprache Mord.
    Er streckte die Hand nach dem Telefonhörer aus, überlegte es sich dann aber. Statt dessen wiederholte er die Lektüre und überflog zunächst die Sätze, in denen vom Zustand der verschiedenen Organe die Rede war, was ja schon in dem vorläufigen Gutachten gestanden hatte, bis er zur eigentlichen Todesursache kam:
    … daß bei der gerichtschemischen Untersuchung das Vorhandensein von Toxiferin und Tubokurarin in einer beachtlichen Konzentration pro Gramm Schenkelmuskulatur nachgewiesen worden ist, hingegen sind Alkohol, Arzneimittel oder Drogen im Schenkelblut nicht nachgewiesen worden (Gutachten der gerichtschemischen Abteilung in Linköping vom 22.12.1991).
    Toxiferin, Tubokurarin? Was zum Teufel war das?
    Eino Niemi wollte den Pathologen ungern anrufen, bevor er sich die Mühe gemacht hatte, die eigentliche Todesursache zu begreifen. Folglich begab er sich zunächst zum Bücherregal und schlug in einem Lexikon nach, jedoch ohne Ergebnis. Dann rief er seinen nächsthöheren Vorgesetzten an und fragte diesen, ohne eine Antwort zu erhalten.
    Nun, wenn nicht mal der Kommissar, der sich schon seit mehr als dreißig Jahren mit Mord und anderem menschlichen Elend beschäftigte, eine Ahnung davon hatte, worum es hier ging, brauchte er sich seines Unwissens offenbar nicht zu schämen.
    Er wählte ruhig die Nummer nach Umeå und bekam den ungeduldigen Pathologen sofort an den Apparat.
    »Nun, es war also Mord«, stellte Eino Niemi fest.
    »Ja, diese Schlußfolgerung ist so gut wie unausweichlich«, erwiderte der Pathologe begeistert.
    »So gut wie unausweichlich? Und wodurch würde diese Schlußfolgerung ausweichlich?«
    »Dann müssen wir voraussetzen, daß das Opfer sich zunächst eine Injektion verabreicht, die den Mann unter Krämpfen, Angst und Lähmungszuständen tötet, daß er sich anschließend der Spritze entledigt und danach stirbt. Ferner muß er sich nach dem Tod aufrichten, denn er ist nicht in der Körperhaltung gestorben, in der ihr ihn gefunden habt.«
    »Das klingt so, als wärst du dir deiner Sache recht sicher, ich meine in der Frage des Mordes?«
    »Ja, ein anderer hat ihn getötet.«
    »Was diese… verzeih mir meine Unwissenheit, aber was sind Toxi… Toxiferin und Tubokurarin?«
    »Tja… Es ist nicht verwunderlich, daß du diese Dinge nicht kennst, zumindest nicht unter diesen Bezeichnungen. Dagegen hast du bestimmt schon die nicht-industrielle Bezeichnung gehört. Es ist nämlich Curare.«
    »Curare? Du meinst dieses Zeug, das die Indianer… die mit den Blasrohren?«
    »Genau das.«
    Eino Niemi schwieg eine Weile, weil sich jetzt plötzlich eine Menge Fragen aufdrängten, alle gleichermaßen wichtig, von denen jetzt jede als erste hinauswollte.
    »Du wirst verstehen, daß ich jetzt ein paar Fragen an dich habe«, begann er und holte tief Luft, während der andere nur

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