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Der einzige Sieg

Der einzige Sieg

Titel: Der einzige Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Hamilton.
    »Home sweet home«, kicherte sie mit einem vielsagenden Zwinkern zu den schrecklichen Weihnachtsbäumen hin. »Wir sind ohne jeden Zweifel in Kalifornien.«
    Als sie in ihr Zimmer kamen, dessen Einrichtung einem Westernfilm entsprungen zu sein schien, warf sie sich rücklings und mit ausgebreiteten Armen aufs Bett.
    »Ich merke schon, Gnädigste, worauf Sie hinauswollen, aber daraus wird nichts. Jetzt jedenfalls nicht, Sie verstehen, Gnädigste, wir wollen nämlich ausgehen«, sagte er in breitem Südstaatendialekt.
    Sie riß die Augen in einer gespielten Schreckreaktion auf.
    »Was meinst du denn damit, mein Junge. Das schaffen wir nie!« wandte sie ein.
    »Und ob wir das schaffen, Gnädigste, wir schaffen alles«, alberte er weiter.
    »Du meinst es ernst. Es ist dir also vollkommen ernst«, sagte sie mit ihrem normalen Tonfall, während sie schnell aufstand und die Hände vor sich ausstreckte, als wolle sie sich gegen einen Überfall wehren. Sie sah ihn forschend und besorgt an, aber er nickte nur begeistert und bestätigend.
    »Eine Überraschung. Vergiß nicht, daß es ein amerikanischer Weihnachtsabend ist«, erklärte er.
    »Wir haben einen Flug über die halbe Erde hinter uns!«
    »Aber ja doch. Das heißt aber nicht, daß man nicht trotzdem kampfbereit sein muß, wenn die Maschine gelandet ist.«
    »Raus mit der Sprache, Sailor!«
    »Natürlich, das habe ich doch gerade getan. Weihnachten Nummer zwei, wie schon gesagt.«
    Sie stand mit einem Seufzer auf, warf den Pelz ab und ging schmollend ins Badezimmer. Auf dem Weg dorthin riß sie sich ein Kleidungsstück nach dem anderen vom Leib.
    Er sah auf die Uhr, führte schnell ein kurzes, geflüstertes Telefongespräch und packte dann ihre neue Reisetasche aus. Er legte die Neuerwerbungen aufs Bett. Dann sah er wieder auf die Uhr und zog sich auf dem Weg zum Badezimmer wie sie aus, um zu ihr unter die Dusche zu gehen. Er hörte sie dort schon planschen. Es würde also doch etwas später werden.
    »Ich weiß, ich glaube, ich weiß«, sagte sie, als sie kurze Zeit später gegen den kalten Wind durch den Seaport Park stapften, der keineswegs zufällig in der Nähe ihres Hotels lag. »Haben sie denn nicht am Christmas Day geschlossen?«
    »Nein«, lächelte er geheimnisvoll. »Für uns haben sie heute geöffnet, nur für uns.«
    Sie lachte und glaubte ihm natürlich kein Wort. Aber es stimmte. Das San Diego Pier Café war an diesem amerikanischen Weihnachtstag mehrere Stunden zusätzlich geöffnet, in Erwartung eines verrückten Gastes, der das gesamte Restaurant zu einem Preis gemietet hatte, den man nicht hatte ablehnen können.
    Als es ihr aufging, war ihre Müdigkeit wie weggeblasen. Im Obergeschoß stand sogar ein Weihnachtsbaum von fast schwedischem Zuschnitt, und zwar neben dem Tisch, an dem sie so glücklich und so unglücklich gewesen waren. Das Personal nahm sie fröhlich und erleichtert in Empfang. Man setzte ihnen je ein Glas kalifornischen Chardonnay einer vorbestellten Marke vor, während sie sich setzten.
    »Well«, sagte er zufrieden und breitete die Arme aus. »Und was darf es sein? Wir sind ja nicht mehr in der französischen Ersten Klasse, aber wie gesagt zu Hause. Was möchtest du?«
    » A three-egg Omelette with crabs, shrimps, cheese and golden hash browns on the side « , kicherte sie.
    »Teufel auch! Du erinnerst dich immer noch daran?«
    »Darauf kannst du Gift nehmen. Beim ersten Mal hätte es fast deinen Etat gesprengt, aber du versuchtest so zu tun, als wäre es gar nichts.«
    »In welchem Jahr war das?«
    »1979.«
    »Du wolltest Datenverarbeiter oder Nachrichtendienstoffizier oder so was werden. Und was aßen wir beim vorigen Mal?«
    »Eine Art Grillspieß mit Muscheln und Fisch.«
    »Richtig! Und jetzt?«
    Sie einigten sich auf gegrillten kalifornischen Heilbutt. Nichts anderes, denn sie waren nicht besonders hungrig, und überdies war es ja nicht das Essen, worum es eigentlich ging, sondern die Vergangenheit, die gerade hier, gerade an diesem Tisch, an dem sie saßen, für sie besonders lebendig war. Eine Zeitlang aßen und tranken sie schweigend. Jeder gab sich etwa den gleichen Erinnerungen hin.
    »Als wir das letzte Mal hier waren«, sagte sie nach einiger Zeit und schob vorsichtig den halb aufgegessenen und nicht sehr gut zubereiteten Fisch von sich, »hast du sogar um meine Hand angehalten.«
    »Ich weiß. Aber du sagtest nein, und einer der Gründe, ich wiederhole, einer der Gründe war, daß Korvettenkapitän für

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