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Der einzige Sieg

Der einzige Sieg

Titel: Der einzige Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Waffe würde in den beiden Baracken, in denen kein Licht brannte, kaum jemanden stören.
    Doch die Lage war jetzt nicht normal. Er sollte versuchen, den Mann kampfunfähig zu machen, ohne ihn zu töten, und dafür sein Leben aufs Spiel setzen. Das war verrückt, aber er mußte es zumindest versuchen.
    Er gab seinen beiden Begleitern ein Zeichen. Sie sollten hinter dem Haus warten. Dann glitt er um die Ecke und trat mit derselben Bewegung einen Schritt vor. Er betrachtete den Erdboden vor seinen Füßen. Dort schien ein kleines Blumenbeet zu sein, ein Beet mit kleinen Pflanzen mit harten Blättern. Die Blätter raschelten, doch die Erde war gewässert worden, und so würden seine Schritte keinen Laut machen. Er ging ein paar Meter weiter und entdeckte, daß er nach einem weiteren Meter von den Wänden des Schilderhäuschens verdeckt werden würde. Der Mann stand ein Stück davor und rauchte. Bei jedem Zug an seiner Zigarette leuchtete in Göran Karlssons Augen ein starker, blendender Lichtschein auf.
    Kurz darauf war er noch ein Stück vorgerückt und wäre aus der Position des Wachpostens jetzt selbst bei Tageslicht schwer zu entdecken gewesen. Jetzt konnten ihn nur noch Geräusche verraten. Also nur Geduld. Er streckte einen Fuß vor und ließ sich dann zehn bis fünfzehn Sekunden damit Zeit, ihn weich in den bewässerten Sand zu pressen. Dann wiederholte er das Manöver mit dem zweiten Fuß. Er sah den Wachposten jetzt nicht mehr, da er von der Wand des kleinen Schilderhäuschens vollkommen verdeckt wurde, aber von Zeit zu Zeit erleuchtete der kräftige Lichtschein der Zigarette wie eine Leuchtrakete die ganze Umgebung.
    Langsam wurde er sich immer sicherer, daß es gehen würde, wenn er es schaffte, die Holzwand des Schilderhäuschens zu berühren.
    Dort drinnen befand sich offenbar ein Stuhl, denn als der Wachposten zu Ende geraucht hatte, räusperte er sich laut, trat die Zigarette aus, ging hinein und setzte sich.
    In der Sekunde, nachdem er sich gesetzt hatte, riß Göran Karlsson ihn heraus. Das letzte, was er vor dem Zuschlagen dachte, war, daß er ihn nicht töten durfte. Gerade aus diesem Grund mußte er zwei oder dreimal zuschlagen.
    Dann riß er die Waffe des Wachpostens an sich, eine moderne russische Waffe des neuen Typs AK 74, und zog das Magazin heraus. Er drehte den Mann um und stellte fest, daß dieser schwer atmete, legte ihn in Seitenlage und riß ihm den Gürtel ab. Er fesselte die Hände des Mannes auf dem Rücken, zerriß ihm das Uniformhemd, stopfte dem Bewußtlosen ein paar Stoffetzen als Knebel in den Mund und knotete die Enden im Nacken zusammen.
    Anschließend nahm er das Magazin der AK 74 an sich und ging um die Ecke der Baracke zurück. Er gab den beiden anderen das Zeichen, daß alles vorüber sei. Dann kontrollierte er flüsternd, daß sie genau wußten, was jetzt bevorstand. Genau zehn Sekunden nach seiner folgenden Funkmitteilung werde es losgehen. Als sie mit dem Kopf genickt hatten, schaltete er sein Kehlkopfmikrophon ein und räusperte sich.
    »Shark an Trident. Wachposten kampfunfähig. Einsatzbeginn in zehn Sekunden«, flüsterte er.
    »Trident an Shark. Verstanden, in zehn Sekunden. Ende«, ließ sich Carl vernehmen. Dann gingen Göran Karlsson und die beiden anderen mit entschlossenen Schritten auf das nächste Ziel zu.
    Carl hatte sich die ganze Zeit so postiert, daß er den Handlungsablauf genau verfolgen konnte. So hatte er zehn Minuten lang beobachtet, wie Göran Karlsson sich bei der anderen, fünfzig Meter entfernten Baracke behutsam und vorsichtig dem Wachposten näherte. Carl war keine Sekunde lang besorgt gewesen. Für ihn gab es keinerlei Zweifel, wer von den beiden als erster würde schießen können, falls es dazu kommen sollte. Ihm gefiel jedoch Göran Karlssons Anstrengung, den schwierigen Weg zu wählen und den Wachposten nicht zu töten, was durchaus verständlich gewesen wäre.
    Mouna hatte mitgehört und verstanden. Sie stand schon mit ihrem Soldaten an der Hintertür des Hauses, und Carl stellte sich mit seinem Palästinenser an die gegenüberliegende Tür und sah auf den Sekundenzeiger. Er gab durch ein Zeichen zu verstehen, wann der andere ihm die Tür aufreißen sollte.
    Die Tür war unverschlossen. Er betrat so etwas wie eine Mannschaftsunterkunft mit mehrstöckigen Betten aus Metall. Deutlich sah er, wie Mouna mit ihrem Palästinenser von der anderen Seite hereinkam. Sie hatten ganz einfach einen Schlafsaal betreten.
    Quer durch den Mittelgang zwischen

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