Der einzige Sieg
und Carl erklärte ruhig und freundlich, daß die beiden Russen zunächst in den Händen der Franzosen landen würden und man sie ganz einfach als eine Art Bezahlung für die Transportkosten verwenden würde, um es zynisch auszudrücken. Frankreich werde zwei Schweden abholen und dafür mit zwei Russen bezahlt werden.
Es gebe jedoch keinerlei Anlaß zur Besorgnis. Aus französischer Sicht sei es nämlich ein großartiger Spionagetriumph, den Amerikanern den Leckerbissen vor der Nase wegzuschnappen, und außerdem würden die Franzosen ihre russischen Fundsachen sicher nach Verdienst entlohnen. In Frankreich werde man sich in erster Linie sicher für die Frage interessieren, wie die beiden Männer von Rußland überhaupt in die libysche Wüste gekommen waren. Erst in zweiter Linie würde man sie nach ihrer technischen Arbeit befragen und wissen wollen, womit sie sich beschäftigt hatten, wie weit sie gekommen waren und welche Absicht mit der Arbeit verfolgt worden sei.
Carl schlug ein wenig frivol vor, sie könnten bei diesen Gesprächsthemen ja schon ein wenig üben. Er selbst werde ohnehin früher oder später die französischen Berichte zu Gesicht bekommen.
Dimitrij Gogol zuckte die Achseln und begann fast desinteressiert zu berichten. Er sei Professor an einem halbgeheimen Physikinstitut in Moskau gewesen, das sich unter anderem auf Kernwaffen spezialisiert habe, als vor ein paar Jahren in Rußland die Zeit der großen Unordnung begonnen habe. Zu seinem Entsetzen habe er entdeckt, daß er sogar Gefahr lief, arbeitslos zu werden. Doch dann habe er durch Kontaktleute über mehrere Ecken erfahren, daß man ihm für eine bestimmte Arbeit im Ausland großes Geld zahlen wolle. Er hatte zunächst keine Ahnung gehabt, daß es um Libyen, die Wüste und Waffen ging. Ehrlicherweise, so fuhr er fort, müsse er jedoch zugeben, daß ihm recht schnell ein Licht aufgegangen sei, als er den Amerikaner getroffen habe, der das Ganze organisiert habe, einen Mann, der in ganz Moskau offenbar über hervorragende Verbindungen verfüge, obwohl er eigentlich ein Projekt oben in Murmansk verfolge.
Carl nickte still vor sich hin und nannte den Namen Mike Hawkins, bevor der Russe ihn genannt hatte, und murmelte dann, Mr. Hawkins habe wohl überraschend viele Eisen im Feuer, da er offenbar auch bei Gruppenreisen aktiv sei.
Das finanzielle Angebot war so großzügig gewesen, daß Gogol kaum hatte widerstehen können. Die Wissenschaftler bekamen als Lohn für ihre Arbeit von der libyschen Regierung zehntausend Dollar im Monat. Tausend Dollar hatten sie jeden Monat nach Hause schicken können, während neuntausend Dollar auf ein Bankkonto in der Schweiz eingezahlt wurden.
In kaum einem halben Jahr waren sie also reich geworden. Fünfzigtausend Dollar waren eine phantastische Geldsumme und überdies eine Garantie für die Versorgung ihrer Familien in alle Ewigkeit. Nicht wahr?
»Ja«, brummte Carl, »diese Argumentation kommt mir irgendwie bekannt vor. Das hat jedoch natürlich zur Voraussetzung, daß Sie Ihre fünfzigtausend Dollar nach Moskau mitnehmen. Nur dort stellt diese Summe ein Vermögen dar.« Sie verbissen sich eine Zeitlang in ökonomischen Fragen. Der Russe schien zu glauben, daß das Geld im Westen genausoviel wert sei wie in Moskau und er im Lauf eines knappen halben Jahres folglich eine Art Multimillionär geworden sei. Carl bemühte sich mit nur mäßigem Interesse, ihm diese Illusion zu nehmen, und leitete das Gespräch dann ungeduldig zum nächsten Thema über. Womit hätten sie sich dort unten ganz konkret beschäftigt? Was hätten sie getan, und was habe man von ihnen erwartet?
Sie seien dabei gewesen, eine Bombe zu modifizieren, die zunächst als Flugbombe konzipiert gewesen sei, darauf programmiert, in tausend Meter Höhe zu detonieren. Sie hatten das Codesystem ohne größere Mühe bezwungen und die Mechanismen dergestalt umgebaut, daß die Detonation entweder in weniger als hundert Meter Höhe oder ferngesteuert über Funk erfolgen konnte. Das war nicht ganz leicht gewesen, denn sie hatten dort unten weitgehend ohne vernünftige Instrumente arbeiten müssen. Wenn sie etwas anfordern wollten, schienen ihre Bestellungen in der libyschen Bürokratie unterzugehen. Die meisten Probleme hatten sie jedenfalls schon gelöst.
Es blieb noch ein entscheidendes Detail. Man würde die Bombe unmöglich scharf machen können, wenn es nicht gelang, die überalterte Tritium-Komponente durch frisches Tritium zu ersetzen. Das war
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