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Der einzige Sieg

Der einzige Sieg

Titel: Der einzige Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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sah auf die Uhr. Sie hatten vereinbart, mindestens eine Stunde Schwedisch am Tag. Er nickte gnädig.
    Als Tessie sprachlich wieder auf heimischem Boden war, erklärte sie schnell, worum es ging. Wenn Carl ihren Ex-Mann verklage, werde er gewinnen. Die beiden Polizeibeamten seien als Zeugen pures Gold. Es gebe gar keinen Zweifel, daß er gewinnen werde, selbst wenn er einen Millionenbetrag als Schmerzensgeld fordere.
    Carl war offensichtlich nicht besonders interessiert. Es würde ihm nicht im Traum einfallen, ein solches Theater auszulösen. Schon die eventuelle Publizität, die einer solchen Klage folgen würde, bedeutete zu viele Unannehmlichkeiten. Amerikanische Schmerzensgeldregelungen waren zwar völlig durchgedreht, aber trotzdem wollte er auf diese Weise keine Millionen verdienen. Außerdem brauchte er gar keine.
    Eine Zeitlang sah sie ein wenig verwirrt aus, als hätte sie nicht verstanden, daß er nichts verstanden hatte.
    Dann erklärte sie es. Sie beschrieb das Ganze sehr schnell und mit einfachen Worten. Der Grund dafür, daß sie einmal das Sorgerecht für ihren Sohn verloren und eine so schnelle Scheidung erreicht habe, im übrigen ohne einen Dollar an Unterhalt, sei ja gewesen, daß sie damals verdächtigt worden sei, so etwas wie eine kommunistische Agentin zu sein. Aufgrund ihrer Verbindung mit einem gewissen jungen Universitäts-Stipendiaten aus Schweden. Ob er sich möglicherweise erinnere?
    O ja, er erinnere sich. Nur zu gut. Und?
    Sowohl die Scheidung als auch die Regelung des Sorgerechts seien aufgrund äußerst mangelhaft geklärter Voraussetzungen geregelt worden. Der sogenannte kommunistische Agent habe sich kurze Zeit später auf dem Cover der Zeitschrift Time als »Mann des Jahres« gezeigt, wie er sich sicher erinnere? Ja, sagte er seufzend, daran erinnere er sich sehr gut.
    Da inzwischen neue Umstände eingetreten seien, die für die Sache so große Bedeutung hätten, daß das Urteil anders ausgefallen wäre, wenn diese Voraussetzungen zur Zeit der Regelung bekannt gewesen wären, sei schon das ein Grund für ein neues Verfahren. Falls Burt überdies eine seltene Rücksichtslosigkeit an den Tag gelegt und sich eines Mordversuchs oder einer versuchten schweren Körperverletzung schuldig gemacht habe, wofür es Polizisten als Zeugen gebe, und wenn Stan außerdem diese Hunde hasse und vor seinem Vater Angst habe… ob er soweit folgen könne?
    Ja, voller böser Ahnungen folgte er noch.
    Ob er ihr bei den Kosten eines solchen Prozesses helfen wolle?
    Selbstverständlich, ja, wenn sie sich also wirklich auf eine solche Sache einlassen wolle. Aber…
    Was denn aber?
    Sie sah ihn mit aufgerissenen Augen an. Sie war tatsächlich von den Aussichten erfüllt, die sich infolge der tragikomischen Hundegeschichte plötzlich eröffneten. Was denn aber?
    Nun, wenn sie sich jetzt vielleicht auf einen Rechtsstreit um das Sorgerecht einlasse, sei schon das ein großer Schritt. Aber wenn sie ihn gewinne ?
    Ob er sich nicht vorstellen könne, ihr Kind so aufzunehmen, wie sie Johanna Louise aufgenommen habe?
    Doch, aber das sei nicht allein entscheidend. Johanna Louise wohne in Schweden wie sie selbst. Stan sei ein sechs Jahre alter Kalifornier. Ob er überhaupt nach Schweden ziehen wolle?
    Sie erinnerte ihn sanft an das Gespräch, das sie am Christmas Day in San Diego geführt hatten, sanft und ganz und gar nicht aufdringlich. Er habe ja angedeutet, vielleicht könnten sie irgendwann in der Zukunft, irgendwann nach Kalifornien zurückkehren. Er habe doch hoffentlich gemeint, was er gesagt habe?
    Natürlich habe er das, wie er schnell bestätigte. Ja natürlich, das sei eine Möglichkeit. Aber als sie darüber gesprochen hätten, sei sie ja dagegen gewesen, denn nach ihren Worten wolle er immer mit Feuer im Haar und Überschallgeschwindigkeit fliegen, und was sie sonst noch gesagt habe. Auch sie habe hoffentlich alles so gemeint?
    Natürlich habe sie das, aber jetzt habe plötzlich Gottes Vorsehung in das Geschehen eingegriffen. Es habe so ausgesehen, als ob sie Stan für immer verloren hätte, doch jetzt sehe es nicht mehr so aus.
    Er rollte nachdenklich den Verband an seinem linken Unterarm zusammen, möglicherweise, um sie abzulenken und so etwas Zeit zu gewinnen. Er wolle baden, sagte er.
    Als er aufstand, um es tatsächlich zu tun, sah er sie an und nickte.
    »Okay«, sagte er, »okay, her mit den besten Anwälten Kaliforniens. Mach dich mit allem, was du aufbieten kannst, über diesen Burt her.«
    Dann

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