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Der einzige Sieg

Der einzige Sieg

Titel: Der einzige Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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dem 24. Dezember vergangenen Jahres, also um Weihnachten herum. Was hast du in diesem Laster transportiert, woher und wohin? Das ist meine erste Frage.«
    Der Festgenommene war ein grobknochiger Mann um die Fünfzig, fast der Prototyp eines LKW-Fahrers mit Bierbauch, schwellenden Armmuskeln und Tätowierungen an den Unterarmen. Er hatte die Hemdsärmel hochgekrempelt. Unter anderen Umständen, dachte Eino Niemi, wäre es nicht so leicht, mit diesem Mann fertig zu werden. Jetzt wirkte er sichtlich gequält und sah aus, als bereute er schon, sich auf das Verhör eingelassen zu haben. Doch jetzt war es zu spät, diesen Schritt rückgängig zu machen, zwar nicht juristisch, aber menschlich.
    »Darauf kann ich nicht antworten«, sagte der Festgenommene.
    »Kannst du nicht, oder willst du nicht?«
    »Ich kann nicht.«
    »Wie sollen wir das verstehen? Leidest du an Gedächtnisverlust, was diese Zeit vom 20. Dezember bis Heiligabend betrifft?«
    »Ich kann einfach nicht.«
    »Ach nein. Dann frage ich so. Was hast du am 21. Dezember in Haparanda gemacht?«
    »Da bin ich nicht in Haparanda gewesen, da war ich zu Hause, das kann meine Frau bezeugen, und außerdem war ich an dem Abend beim Finnischen Verein in Örebro. Die können es also auch bezeugen.«
    »Hast du die Adresse dieses Finnischen Vereins?«
    »Ja, natürlich.«
    »Gut, dann kommen wir darauf später zurück. Und was hast du zwischen dem 22. und 23. Dezember getan? Der fragliche Scania, von dem wir sprechen, ist doch da von dir gefahren worden, oder?«
    »Ja, ich hatte eine Fuhre.«
    »Von Örebro?«
    »Ja.«
    »Aha, und was noch? Wohin ging die Fuhre?«
    »Darauf will ich nicht antworten.«
    »Ach nein. Dann stelle ich die Frage so: Wie kommt es, daß deine BP-Karte zu einem Zeitpunkt in Östersund als Zahlungsmittel verwendet wurde, zu dem du angeblich beim Finnischen Verein in Örebro gewesen bist?«
    »Ein anderer muß sie benutzt haben.«
    »Wer denn?«
    »Darauf kann ich nicht antworten.«
    Rune Jansson beugte sich mit einem demonstrativen Seufzer vor und schaltete das Tonbandgerät aus. Dann blieb er eine Zeitlang mit einer bekümmerten Falte auf der Stirn sitzen, als überlegte er. Dann sah er Eino Niemi an und machte eine müde Handbewegung.
    »Es dürfte jetzt wohl an der Zeit sein, oder was meinst du?«
    fragte er.
    »Aber ja, jetzt ist es wohl so weit, das glaube ich auch«, erwiderte Eino Niemi – und machte die Kraftanstrengung, so auszusehen, als begriffe er, was jetzt kommen mußte; er konnte sich nicht entscheiden, ob es nur ein Bluff war, oder ob es tatsächlich etwas gab, was jetzt unbedingt heraus mußte, wovon er selbst aber keine Ahnung hatte.
    »Ja ja ja«, seufzte Rune Jansson und wandte sich erneut dem Festgenommenen zu. »Wie du weißt, bist du wegen Schmuggels vorläufig festgenommen worden. Ich habe jetzt die Pflicht, dir mitzuteilen, daß du noch eines weiteren Verbrechens verdächtigt wirst. Nämlich eines Mordes.«
    Die beiden Polizeibeamten blickten den Festgenommenen starr an, um seine Reaktion zu registrieren. Es war eine Mischung aus Schrecken und Erstaunen, unter den gegebenen Umständen nicht erstaunlich.
    »Mord!« hustete der Mann fast hervor. »Mord? Wer zum Teufel ist denn ermordet worden?«
    »Ein Kollege von dir. Ein Lastwagenfahrer namens Lasse Holma. Was weißt du darüber?« fragte Rune Jansson ruhig.
    »Ich weiß nichts davon! Ich kenne keinen Lasse Holma«, erwiderte der Festgenommene fast verzweifelt. Die beiden Polizeibeamten gewannen den Eindruck, daß er vielleicht die Wahrheit sagte. In seinem Gesicht war echtes Entsetzen zu lesen.
    »Dann wollen wir mal sehen…«, sagte Rune Jansson, beugte sich vor und schaltete das Tonbandgerät ein. »Wo waren wir stehengeblieben? Ja! Wer hat den fraglichen Scania am 21. Dezember in Haparanda gefahren?«
    »Darauf will ich nicht antworten!«
    »Dann ist es meine Schuldigkeit, dir mitzuteilen, daß du auch wegen Mordes verdächtigt wirst. Kennst du eine Person namens Lasse Holma?«
    »Nein.«
    »Du hast also keine Vorstellung davon, wer Lasse Holma am 21 . Dezember des vorigen Jahres in Haparanda umgebracht hat?«
    »Darauf kann ich nicht… ich kann nicht darauf antworten«, keuchte der Festgenommene. Es war ihm deutlich anzusehen, daß ihm klar war, wie ernst es jetzt um ihn stand.
    »Dann bist du in einer ziemlich üblen Lage«, sagte Rune Jansson, der jetzt wirklich bekümmert aussah. »Deine Benzinkarte ist nämlich zu dem kritischen Zeitpunkt bei einer Fahrt von

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