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Der einzige Sieg

Der einzige Sieg

Titel: Der einzige Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Deutlichkeit zu entnehmen gewesen, daß der Nachrichtendienst über Leute verfügt, die so gut als Italiener auftreten können, daß sie sogar Mafiosi auf Sizilien täuschen können. Da hat man sich beim Gewaltdezernat in Stockholm gefragt, ob man nicht auf diesem Wege ein paar Tips einholen könnte. Juristisch gibt es keine Probleme, zumindest nicht für die Polizei. Schwedische Polizeibeamte haben ja das Recht, sich aus jeder beliebigen Quelle Tips und Informationen zu holen. Ja, außerdem wissen ein paar Kollegen, daß ich früher mal was mit dir zu tun gehabt habe. Tja, und dann haben sie sich gefragt, ob sie sich nicht auf diesem Weg etwas Hilfe holen könnten.«
    Rune Jansson war verlegen. Er merkte selbst, wie vage und seltsam sich seine Bitte anhörte, und spürte deutlich, wie wenig überzeugend er gewesen war.
    »Nun ja«, erwiderte Carl verwirrt, als ihm aufging, daß Rune Janssons Anfrage damit schon beendet war. »Wir achten ja seit einigen Jahren peinlich genau darauf, uns nicht in die Arbeit der Polizei einzumischen. Ich möchte nicht kleinlich erscheinen, aber diese Praxis ist wohl nur zu berechtigt. Könntest du mir etwas genauer sagen, womit wir Militärs euch helfen könnten?«
    »Es ist euch ja anscheinend gelungen, die Mafia sogar auf deren heimischem Boden zu unterwandern. Ich meine das, was vergangenes Jahr auf Sizilien passiert ist«, begann Rune Jansson, immer noch verlegen. »Wir möchten also gern wissen, ob ihr so etwas wie italienische Ressourcen habt, oder wie man das nennen soll.«
    »Italienische Ressourcen?« fragte Carl und hob amüsiert die Augenbrauen. »Na ja, das auf Sizilien war eine militärische Operation. Wenn wir hier zu Hause etwas Ähnliches durchführen wollten, müßten wir gegen Dutzende von Gesetzen verstoßen, und das würde uns kaum gut bekommen.«
    »Nein, natürlich nicht. Darauf haben die Kollegen auch kaum gehofft. Wenn ihr aber Leute habt, die sich unter Italienern Erkenntnisse verschaffen können, könntet ihr uns damit helfen.«
    »Wie denn?« fragte Carl freundlich. Er litt mit Rune Jansson, der sich sichtlich quälte, und wollte ihm seine Aufgabe nicht noch dadurch erschweren, daß er ein arrogantes Verhalten an den Tag legte.
    »Nun, etwa so«, begann Rune Jansson etwas optimistischer, da er sich jetzt zum ersten Mal bei diesem Gespräch sicher war, was er sagen sollte. »Im Sinn des Gesetzes sind Nicht-Polizisten Außenstehende, und wenn Außenstehende sich mit Verbrechern gemein machen, ist das juristisch weniger kompliziert, als wenn Polizeibeamte es tun. Wir brauchen Erkenntnisse.«
    »Ah!« sagte Carl fröhlich. »Ihr braucht ein bißchen Spionage unter den Italienern in Stockholm?«
    »Ja, das trifft es einigermaßen. Wie es scheint, haben wir unsere Möglichkeiten erschöpft.«
    Carl überlegte eine Weile und bedachte zunächst denkbare rechtliche Hindernisse. Wenn der Nachrichtendienst einer anderen Behörde auf Antrag Amtshilfe leistete, wäre das unproblematisch. Knifflig konnte es nur dann werden, wenn militärisches Personal sich ungebeten und ungefragt in die Arbeit der Polizei einmischte.
    Dann stellte sich die praktische Frage, ob sie beim Nachrichtendienst tatsächlich Möglichkeiten hatten, die in diesem Zusammenhang sinnvoll sein konnten. Das war der Fall. Luigi Bertoni-Svensson hätte wohl kaum etwas dagegen, die EDV-Zentrale eine Woche zu verlassen, um sich in italienischen Lokalen umzuhören und einen italienischen Gangster zu spielen.
    »Ich habe eine Idee«, sagte Carl zögernd. »Ich glaube, wir könnten tatsächlich einen Versuch wagen. Aber dazu brauche ich euer Ermittlungsmaterial. Ich muß wissen, um welche Lokale es sich handelt, welche Personen, wann, wer, was, wie, lauter solche Dinge. Läßt sich das regeln?«
    »Ja, ohne weiteres. Ihr müßt das Ermittlungsmaterial natürlich vertraulich behandeln, aber dann werden wir uns schon einigen.«
    Rune Jansson errötete, als er das amüsierte Glitzern in Carls Augen entdeckte, das offenbar auf den tolpatschigen Hinweis gemünzt war, daß man Geheimakten mit einer gewissen Vorsicht behandeln müsse.
    »Ich glaube, wir wissen, wie man mit solchen Akten umgeht. Wir werden Geheimakten jedenfalls nicht durch Unachtsamkeit verschlampen, das kann ich wirklich versprechen«, sagte Carl mit einer Mischung aus Ironie und Ernst. »Wir achten streng darauf, daß unsere Papiere nicht verschwinden. Also! Du versorgst mich mit Ermittlungsmaterial, und ich schicke Kundschafter aus, deren

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