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Der einzige Sieg

Der einzige Sieg

Titel: Der einzige Sieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Lächelns. »Was mich anbelangt, habe ich bis jetzt weder dir noch dem Ministerpräsidenten auch nur ein Wort darüber verlauten lassen. Das werde ich auch meinem alten Freund Jurij auf geeignete Weise erzählen.«
    Carl erhob sich und ging, ohne noch etwas zu sagen.
    Es vibrierte und strömte in ihm wie von Musik, als er zu Fuß die Treppen hinunterlief, statt auf den Fahrstuhl zu warten, mächtige Musik wie die Chor-Partie in Beethovens Neunter, vermutlich so etwas; er wußte zwar nicht mehr wo und unter welchen Umständen, aber Åke hatte einmal gerade auf diese Partie angespielt und etwas darüber gesagt.
    Am liebsten hätte Carl den Wagen zurückgeschickt und wäre zu Fuß zum Rosenbad gegangen. Ein Blick auf die Armbanduhr zeigte, daß die Besprechung oben bei Sam viel schneller beendet worden war als berechnet und viel schneller, als er es empfunden hatte.
    Er pfiff leise vor sich hin, als wollte er die Musik fortführen, als er sich hinter den getönten Seitenscheiben auf den Rücksitz setzte. Der Fahrer schlug die Tür zu. Er streckte die Hand nach dem Telefon aus und wählte Åkes Nummer. Beim zweiten Läuten wurde abgenommen. Åke meldete sich nur mit einem kurzen Hallo. Er hörte sich angespannt an.
    »Guten Tag, Genosse Major, hier spricht Ihr Resident!« begrüßte ihn Carl auf Russisch im Befehlston.
    »Guten Tag, Genosse Flottillenadmiral«, erwiderte Åke nach einem Zögern ebenfalls auf russisch.
    »Junger Herr Major! Wir haben in der Zentrale soeben eine Besprechung beendet, in der es um eine höchst komplizierte Frage ging. Ich möchte Ihnen nur mitteilen, daß die Besprechung in einem positiven Geist verlaufen ist und die Freundschaft zwischen den Völkern und bestimmten betroffenen schwedischen Offizieren gefördert hat«, setzte Carl das Spiel fort.
    »Was zum Teufel sagst du da eigentlich?« fragte Åke Stålhandske auf schwedisch.
    »Daß das Ganze vorbei ist, jedenfalls der offizielle Teil der Angelegenheit«, sagte Carl und kehrte wieder zu seinem normalen Gesprächston zurück. »Bleibt also noch einiges an privaten Dingen zu klären. Ich würde vorschlagen, wir machen es so… Anna hat sicher davon gesprochen, daß ihr zum Wochenende rauskommen sollt?«
    »Ja. Sie hat so etwas gesagt. Ich wußte gar nicht, was ich dazu sagen sollte.«
    »Wir machen es so. Wir sagen, wir hätten noch was Dienstliches zu erledigen, und fahren dann vor, damit wir etwas Zeit für uns haben, und später kommen die Frauen nach. Wir besorgen was zu essen, machen Feuer im Kamin, und so weiter.«
    »Das hört sich gut an. Soll ich dich abholen?«
    »Nein, ich hole dich ab. Die Zeit können wir später noch vereinbaren. In Ordnung?«
    »In Ordnung.«
    Jenseits der Panzerglastüren in Rosenbad stand ein Schwarm von Journalisten. Vermutlich warteten sie darauf, daß jemand mit dem Fahrstuhl herunterkam, um sie durch das Gebäude zu lotsen. Carl schaffte es, sich durch die Presseleute hindurchzuzwängen, ohne daß jemand ihn belästigte. Es kam für sie offenbar viel zu schnell und unerwartet. Er sah zufrieden, wie die Fahrstuhltüren sich vor ihm schlossen, bevor einer der Journalisten auf die Idee gekommen war, sich auf ihn zu stürzen und ihm ein Mikrophon unter die Nase zu halten.
    Er hatte gleich nur noch ein vermutlich kurzes Treffen vor sich, bei dem es um nichts Besonderes ging. Er rief Tessie an und fragte, ob sie früher gehen könne, denn dann werde er sie abholen. Sie könne ihren Wagen draußen in Kista stehenlassen. Tessie hatte einige Neuigkeiten. Man habe sie in die Geschäftsleitung berufen und zu einer Art Chefin für internationale Verbindungen oder so etwas ernannt, ihr Gehalt verdreifacht und ihr ein eigenes Zimmer, eine Sekretärin und anderes gegeben, worüber sie sich sehr zu freuen schien. Gleichzeitig machte sie sich darüber lustig. Sie deutete an, es habe mit einem gewissen Namenswechsel zu tun. Er begriff zunächst nicht, was sie meinte, doch dann stieß sie ihn mit der Nase darauf: Es sei etwas anderes, ob man Miss T. O’Connor heiße oder Mrs. Teresia M. Hamilton oder richtiger Lady Hamilton.
    IBM sei ja ein amerikanisches Unternehmen, und Amerikaner seien für so etwas empfänglich.
    »Da sollte ich Sie heute abend wohl zum Essen einladen, Frau Direktor«, sagte er vorsichtig. Ihre Neuigkeiten entzückten ihn nicht übermäßig. Sie verabredeten schnell eine Zeit, worauf er seinen Schreibtisch aufräumte und Akten verschloß, da er Besuch erwartete. Dann streckte er sich eine Weile auf

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