Der einzige Sieg
für das Land insgesamt von besonderer Bedeutung sind, ist das Problem ja schon per definitionem gelöst.«
»Dann brauchen wir ihn also zur her zu zitieren und ihn zu bitten, ein Papier des Inhalts zu unterschreiben, daß er das Maul halten soll«, ergänzte der zweite Berater.
Grundgütiger Himmel! dachte Carl. Es könnte klappen. Er sah aus dem Fenster, als dächte er an etwas anderes.
»Du sprichst Russisch, Hamilton?« wollte der Ministerpräsident wissen.
»Ja, das gehört unleugbar zu unseren dienstlichen Obliegenheiten«, erwiderte Carl, der jetzt zum ersten Mal ein kleines Lächeln riskierte. Er spürte, daß sein Chef angebissen hatte.
»Aha, denn ich habe mir nämlich gedacht…«, fuhr der Ministerpräsident zögernd fort. »Ich habe unter anderem an die rein praktischen Dinge gedacht, etwa einen einsamen schwedischen Polizeibeamten in Murmansk. Würdest du es für falsch halten, wenn ich dich bäte, diesen Polizisten zu begleiten?« fuhr der Ministerpräsident dann mit einer Entschlossenheit fort, die erkennen ließ, daß er seine Entscheidung schon getroffen hatte. »Ich meine, so wie die Dinge liegen, hast du in der nächsten Zeit ohnehin ein paar Dinge da drüben zu erledigen. Also aus Gründen der Diskretion, ich meine, du bist ja ganz offiziell dort.«
»Ich habe natürlich nichts dagegen, diesem Polizeibeamten ein wenig zu helfen, zumal ich ihn kenne und großes Vertrauen zu ihm habe«, sagte Carl. Er hatte den Eindruck, daß jetzt die Zeit für eine offensive Replik gekommen war. Die Idee war sichtlich vom Ministerpräsidenten gekommen, und Carl fügte sich jetzt.
»Was für Probleme haben wir mit Vollmachten? Ich meine, welchen Status wird unser von Hamilton begleiteter Polizist in Murmansk haben?« fragte der Staatssekretär. Carl wußte nicht, was der Mann damit meinte.
»Es ist deine Sache, das herauszufinden«, entgegnete der Ministerpräsident schnell. »Wenn du unsere Botschaft überbringst, verbindest du das mit unserem Angebot, unsere polizeilichen Hilfsmittel, und, ja auch unseren Nachrichtendienst in Gestalt von Hamilton zur Verfügung zu stellen. Danach werden sich diese Formfragen leicht klären lassen. Wenn die Russen unseren großzügigen Vorschlag annehmen – und warum sollten sie es nicht tun? –, müssen sie auch die Formfragen lösen. Und das tun sie bestimmt.«
»Aber auch wenn wir offiziell nur von einem polizeilichen Einsatz sprechen, gibt es in der Frage sicher noch eine Reihe militärischer Aspekte. Was machen wir mit denen?« fragte Carl. Er sprach fast wie zu sich selbst.
»Wie meinst du?« fragte der Ministerpräsident in einem neutralen Tonfall, dem nicht anzumerken war, ob er die Antwort kannte oder nicht.
»Nun, ich denke an das Diebesgut. So wie ich die Russen kenne, wird es sofort zu Revierkämpfen kommen, nämlich zwischen dem zivilen Sicherheitsorgan, das für die rein polizeilichen Fragen zuständig ist, und dem Militär. Immerhin sprechen wir ja von ihren Kernwaffen. Ihrer Auffassung nach hat die normale Polizei damit nichts zu schaffen, nicht einmal der KGB oder dessen Nachfolgeorganisation.«
An dieser Stelle verstummte Carl. Er erweckte für die anderen den Eindruck, als hätte er keine Ahnung, wie man an dieses Problem herangehen sollte. Er brauchte offenbar die Zusammenarbeit mit einem vertrauenswürdigen Militär, und der Gedanke, eine solche Zusammenarbeit auf dem offiziellen Dienstweg zu organisieren, nämlich durch eine Anfrage des schwedischen Generalstabs an den russischen, war genauso widersinnig, als wollte man den schwedischen Reichspolizeichef in eine sensible Angelegenheit einweihen.
Carl ließ die Diskussion eine Zeitlang hin und her wogen, ohne auch nur mit einer Miene zu verraten, daß er in dieser Sache einen Vorschlag zu machen hatte.
Der Staatssekretär wies nach einiger Zeit darauf hin, daß man ja über einen Militärexperten verfüge, der in Moskau einen sehr großen Verhandlungsspielraum habe, zwar in einer völlig anderen Angelegenheit, aber dennoch auf sehr hohem Niveau.
Carl zierte sich ein wenig. Er wies darauf hin, daß die Russen sehr auf Form und Zuständigkeit achteten, vor allem die Kollegen beim russischen Militär. Alles werde vom Protokoll diktiert, sowohl bei schriftlichen Abmachungen wie im diplomatischen Umgang. Wenn man eine solche Frage an einem Verhandlungstisch aufwerfe, an dem es offiziell um die Frage gehen solle, ob angebliche – wie es in Moskau hieß – russische U-Boote in schwedischen
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