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Der einzige Weg, Oliven zu essen und andere intime Gestaendnisse

Der einzige Weg, Oliven zu essen und andere intime Gestaendnisse

Titel: Der einzige Weg, Oliven zu essen und andere intime Gestaendnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lonnie Barbach , Linda Levine
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allein gebraucht wird, hat auch ihre Nachteile. Jesse,
60 Jahre alt und geschieden, fühlte sich von wortloser Verständigung gezwungen,
während sie das Gefühl hätte, ihr bliebe eine Wahlmöglichkeit, wenn man sich
mündlich verständigte oder gegenseitig Wünsche äußerte: »Ich ziehe es vor, mich
mit Worten zu verständigen. Wenn ich es auch nur selten nötig gehabt habe, zu
sagen: >Meine Brüste sind besonders empfänglich«, wenn das einmal ignoriert
wurde, habe ich es eben doch von mir gegeben. Ich mag es nicht, wenn ich
manipuliert werde, wie es mir zuweilen vorkommt, wenn ein Partner meine Hand
nimmt und sie geradewegs auf seinen Penis legt. Mich stößt das ab, denn ich
täte es vielleicht von mir aus, aber so fühle ich mich dazu gezwungen. Deshalb
ziehe ich Worte vor, und ich fordere auch ihn auf, mir zu sagen, was er gern
von mir hätte .«
    Eine Frau hatte es gern, wenn
man ihre Ohren küßte. Deshalb küßte sie ihrerseits die Ohren ihres Partners in
der Hoffnung, er werde dann dasselbe bei ihr tun. Doch wie dem auch sei, er hat
das offenbar nie richtig verstanden, denn jedenfalls schien es so, daß er immer
weniger daran dachte, ihr das gleiche zu tun, je mehr sie seine Ohren küßte.
Schließlich sprach dieses Paar dann eines Tages doch darüber — nur damit sie
erfuhr, daß er es haßte, auf die Ohren geküßt zu werden. Er hatte gehofft, sie
käme von sich aus dahinter, wenn er sich weigerte, die ihren zu küssen. Nachdem
sie darüber gesprochen hatten und nun ihre beiderseitigen Vorlieben kannten,
begann er ihre und hörte sie auf, seine Ohren zu küssen In einer lang
andauernden Partnerschaft beobachteten viele Frauen, daß nach einer Zeit
gesprochener und wortloser Kommunikation sowohl sie wie auch ihr Partner ihre
gegenseitigen Vorlieben und Abneigungen so genau kannten, daß immer weniger
Kommunikation erforderlich wurde.
    Natürlich gibt es auch viele
Zeiten, in denen sich sexuelle Wünsche verändern, in denen die eine Person ganz
allgemein sexuell stärker interessiert ist als die andere, weshalb sich da
nicht immer gleich einfache Lösungen bieten. In Fällen, in denen ein Kompromiß
nur schwer zu erzielen ist, ist es oftmals leichter, den anderen bloßzustellen,
als sich an die eigene Nase zu fassen. Raisin, eine 31jährige Lesbierin, die
allein lebt, hatte eine einleuchtende Perspektive, wie man sich selbst dazu
verhelfen könne, zerstörerische Tadelei auf ein Minimum zu reduzieren:
    »Ich finde, es ist sehr leicht,
sei es auf sexuellem oder auch anderen Gebieten, zu tadeln und einen Schuldvorwurf
zu konstruieren. Was meine Freundin und ich immer tun, wenn wir Differenzen
haben, ist, daß wir uns viel Zeit nehmen, die eigene Rolle bei einem solchen
Problem herauszuarbeiten und zu besprechen. Zum Beispiel ist mein Problem in
unserer Partnerschaft, daß ich in gewissen Dingen gefühlsmäßig zurückhaltend
bin. Seitdem ich weiß, daß ich durchaus die Möglichkeit habe, Dinge zu ändern,
wenn Rosie und ich irgendeinen Streit haben, muß ich eben danach schauen, warum
ich mich immer noch zurückhalte und nicht gleich zu ihr sage: >Das ist alles
dein Fehler, denn du hast das und das gemacht...< Ich versuche, genau zu
erkennen, welches mein Anteil an der Differenz ist. Die Dinge lassen sich viel
rascher lösen, wenn wir jeder für sich die Verantwortung für den eigenen Anteil
an der entstandenen Schwierigkeit oder der Auseinandersetzung übernehmen. Wir
verlieren nicht mehr viel Zeit damit, dem anderen klarzumachen, was er wieder
mal falsch gemacht hat, sondern wir haben Respekt vor der Entwicklung der
Persönlichkeit des anderen. Wenn der andere Mensch sich nur in einem gewissen
Tempo entwickelt, kann ich das nicht ändern. Das einzige, was ich dabei vermag,
ist ihn vor Schuldgefühlen zu bewahren, indem ich ihn nicht verletze. Wenn
jemand nicht bereit ¡st, etwas zu hören, wird er es sich in keinem Fall
anhören. Ist er aber dazu bereit, dann wird er es schon für sich allein
entdecken .«
    Immerhin können am Ende die
Differenzen zu groß werden, so daß es unmöglich werden kann, es mit einem
bestimmten Partner auszuhalten. In solchen Fällen entschieden sich manche
Frauen zur Beendigung der Partnerschaft und hielten Ausschau nach einem neuen,
ihnen mehr zusagenden Partner.
    Judith, 40 Jahre alt,
verheiratet, bisexuell, erklärte uns: »Ich kann keinen sexuellen Verkehr mit
Männern gebrauchen, die mit meiner Bestimmtheit nicht fertig werden. Und ich
habe die Erfahrung mit dieser

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