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Der eiserne Gustav

Der eiserne Gustav

Titel: Der eiserne Gustav Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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Verwandtschaft und Jeschäft! – Kommste heute noch vorbei und sagst es Muttern? Ick möchte nich jerne, weeßte, ick bringe nich den nötijen freudijen Schwung uff!«
    »Ich will mal sehen, Vater. Vielleicht wird’s erst morgen was.« Er zögerte, er fragte den Vater nicht gerne, aber dann tat er es doch. »Hast du mal wieder was von Erich gehört, Vater?«
    Der Alte wandte ihm den großen Kopf langsam zu. »Von Erichen …?« fragte er langsam. »Fragste det bloß so oder mit ’ne bestimmte Absicht?«
    »Er ist wahrscheinlich der Grund gewesen, daß mir auf der Bank so plötzlich gekündigt ist.«
    Und er erzählte dem Vater kurz von dem Wiedersehen mit dem Bruder.
    »Det is Erich!« nickte der Alte. »Det hat der befummelt. So is er. Nee, direkt weeß ick nischt von ihm, bloß uff ’n Bahnhof Zoo hab ick’n Stücker zweimal jesehn …«
    »Dann weißt du also auch nichts«, sagte Heinz ein bißchen enttäuscht.
    »Wart doch ab, bis’n alter Mann ausjeredt hat! Aufm Zoo – mit ’nem Zylinder und ’nem Fernkieker und ’ne Aktentasche. So um dreie rum. Weeßte nu mehr?«
    »Einen Zylinder hat er auch bei uns getragen, und die Aktentasche.«
    »Und’n Fernglas«, sagte der Alte hartnäckig und voller Bedeutung.
    »Weiß ich nicht.«
    »Allzu doof kleedt ooch nich«, meinte der Vater mißbilligend. »Wat jehn denn so for Züje um drei’n vom Zoo?«
    »Weiß ich wirklich nicht. Da gehen so viel Züge …«
    »Det sind Züje mit Jepäck, aber nich Züje mit ’nem Fernkieker und Zylinder. Riechste noch immer nischt …?«
    »Ach, du meinst …!«rief der Sohn, und war wirklich bestürzt über das fabelhafte Feuerwerk, das in seinem Kopf losging …
    »Jawoll!« sagte der Alte mit Nachdruck. »Det meene ick! Ick meene, det man vom Bahnhof Zoo so um dreien rum nach Karlshorst und Hoppegarten und Strausberg fährt. Ick hab früher Rennonkels jenug dahin jefahren. Und Wettonkels ooch …«
    Dieses Licht, das von den Fahrten seines Bruders auf die Geschäfte des Bankhauses Hoppe & Cie. zurückstrahlte, blendete Heinz zuerst, aber dann schien alles klar … Verrückt hatten sie gesagt? Jawohl, soweit ein Besessener verrückt ist! Eiskalt, skrupellos – in Rennwetten machen, da kam es auf zehn oder zwanzig Prozent Zinsen mehr oder weniger wirklich nicht an! Diese Kerle – die Gelder der kleinen Leute …
    »Es stimmt, Vater, es stimmt!« rief er und ging schon zur Tür. »Ich muß gleich …«
    »Na, wat mußte jleich? Es is erst fünfe!«
    »Aber morgen früh, Vater, heute früh, man muß für die Sparer retten, was zu retten ist. Dieser Hoppe – so’ne Schlauheit, natürlich geht er nie selbst auf die Bahn, damit ihn bloß keiner sieht! So ein Schwein! All die Spargroschen …«
    »Na«, sagte der Alte. »Det sind immerhin Spargroschen von so’nen, die fünfzig Prozent Zinsen haben wollen. Viel Mitleid hätt ick mit die Brüder nich.«
    »Aber es ist doch alles Schwindel und Betrug – das mit dem Petroleum in der Lüneburger Heide!«
    »Setz dir hin, Heinz! Wat regste dir uff? Dir haben se doch rausjesetzt, wat jeht dir der janze Zinnober noch an?!«
    »Aber, Vater! Es muß doch …«
    »Na wat denn? Wat denn?! Recht und Jesetz, und ausgerechnet von uns aus …?! Laß die man ihren Kram alleene befummeln, wozu haben se denn Polizei und Richter und Staatsanwalt, können die doch uffpassen! Wat jeht dir det an?«
    »Nein, Vater«, sagte Heinz. »Das stimmt nicht. Früher hast du auch anders gedacht.«
    Der Alte schwieg eine Weile. Dann fragte er: »Du hast woll ’nen jewaltijen Zorn uff Erich?! Wejen dem bißken Kündijung biste doch nich so wütend?«
    »Ich bin gar nicht …«, fing Heinz an. Wütend auf Erich – wollte er sagen. Aber er sagte es nicht. Denn es war nicht wahr. Denn er war wütend auf Erich. Denn er haßte Erich. Nicht nur wegen der Ereignisse damals. Sondern weil er fühlte, daß Erich das Böse war. Er wußte, Erich liebte dasBöse, er tat Böses, nur um Böses zu tun, es gab nie ein Vorwärtskommen, wenn solche Leute wie Erich am Werk blieben … Aber …
    »Aber, Vater, ich will das nicht anzeigen, um ihm eins auszuwischen. Bestimmt nicht. Ich will mich nicht rächen. Ich will nur nicht, daß dieser Betrug weitergeht.«
    »Na ja«, sagte der alte Hackendahl. »Denn zeig an – aber jib dem Erich vorher’n Wink. An Eva is et eigentlich jenug.«
    »Ich kann doch nicht, Vater! Wenn ich Erich warne, warnt er den anderen. Dann gehen die Einlagen ganz verloren …«
    »Du kannst es im

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