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Der Eiserne König

Der Eiserne König

Titel: Der Eiserne König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Henry Eagle
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Herrscher ist! Tötet und raubt, plündert und verheert! Wir werden Pinafor erobern!«
    Die Wesen der Wilden Jagd stiegen laut kreischend von den Kalksteinfelsen auf und flogen nach Südosten. Die Horden sammelten sich stampfend und waffenklirrend. Der Eiserne König, über dessen Rüstung Spinnen und Asseln krabbelten, blieb mit ausgebreiteten Armen auf dem Findling stehen. Dann ließ er sich Helm und Schild geben und bestieg ein Ross mit blutrotem Fell. Als er ihm die Sporen gab, bäumte es sich wiehernd auf und preschte zur Spitze der Streitmacht, die sich träge in Bewegung setzte. Grimm schwang sich auf den Sattel und ritt hinterher.
    Die dreizehn Hexen hüllten sich in ihre Lumpen und sahen dem Abmarsch düster zu.
    »Wir haben unser Ziel erreicht«, sagte die älteste Hexe. Dann betastete sie ihre Stirn und flüsterte heiser: »Aber er hätte uns nicht mit dem Mal zeichnen dürfen.
Das
war ein Frevel!«
    Die Krähen ließen sich wieder auf den Stäben nieder.
    Im Königskessel trat Totenstille ein.
     
    In allen Dörfern und Weilern war es das Gleiche: Die Männer waren faul und betrunken und weigerten sich, dem Ruf zu den Waffen zu folgen. Flutwidde, früher die Kornkammer Pinafors, mochte jetzt reich an Gold sein, aber in anderer Hinsicht war es verarmt: an Anstand, an Fleiß, an Geist.
    Die Gografen folgten der Usse nach Osten, dann der Mölme nach Süden. Die Einzigen, die sich ihnen anschlossen, waren Hirten, die seit jeher ohne Geld und Gut lebten, Wilderer und Vogelfreie, denen Straffreiheit winkte. Insgesamt knapp zwei Dutzend abgerissene Männer, die nur mit Dolch oder Bogen bewaffnet waren und dem Heerbann zu Fuß folgten.
    Als sich die Mölme nach Westen wand, zügelte Hilck von der Usse sein Streitross. Er ließ den Blick über das vermodernde Getreide bis zum fernen Lohwald gleiten, dessen mit Tannen bewaldete Höhen grau wie Greisenhaar aussahen.
    Sein Zwillingsbruder ritt neben ihn und sagte: »Es hat keinen Sinn. Lass uns heimkehren.«
    »Unser Land geht vor die Hunde«, knurrte Hilck. »Ich würde diesen feigen, ehrlosen Wichten am liebsten das Dach über dem Kopf anzünden.« Sein Ross stampfte auf, als wollte es seine Worte bekräftigen.
    »Das wird der Eiserne König besorgen«, erwiderte Helmdag, der sich nach den müde im Sattel sitzenden Rittern umdrehte. Die Freiwilligen ruhten sich im Gras des Wegrains aus.
    »Ich wünschte, ich wäre ein Zugvogel«, murmelte Hilck. »Sie sind alle vorzeitig aufgebrochen, weil sie die Gefahr gespürt haben, die sich wie ein Gewitter zusammengebraut hat.«
    »Nicht alle«, sagte Helmdag und zeigte nach Norden. »Da ist noch ein Schwarm.«
    »Wir müssen bleiben und kämpfen, weil es Verantwortung, Ehre und Tradition von uns verlangen, aber ich würde am liebsten alles hinschmeißen«, schimpfte Hilck und führte sein Streitross zum Ufer der Mölme, wo er einen Schluck Wasser trank. »Sogar der Fluss schmeckt nach Asche«, rief er. »Was haben diese Unholde mit unserem schönen Pinafor angestellt?«
    Helmdag zuckte bedrückt mit den Schultern. Die Ritter saßen ab. Als sie ihre Rösser tränkten, rief einer der Freiwilligen, ein Schweinehirte mit dem Oberkörper eines Igels: »Herren? Huldvolle Herrschaften? Edle Ritter? Ich weiß nicht, wie ich Euch anreden soll, aber ich weiß, dass mir der Vogelschwarm nicht geheuer ist.«
    Ein Wilderer folgte seinem Blick. »Ja«, brummte er und griff nach dem Bogen. »Die Biester sehen aus wie Raubvögel, aber Raubvögel bilden keinen Schwarm.«
    Hilck von der Usse beschattete die Augen mit einer Hand und sah zu den Vögeln auf, die sich rasch von Norden näherten. »Helmdag«, rief er. »Erinnerst du dich an die Stumme, die in der Feste getötet wurde?«
    Sein Zwillingsbruder erstarrte. Nach einem kurzen Blick auf den Schwarm flüsterte er: »Die Wilde Jagd …« Dann brüllte er: »Aufsitzen! Auf, auf! Wir müssen Deckung suchen!«
    Die Ritter sprangen in den Sattel, die Freiwilligen kamen auf die Beine. Hilck trieb sein Streitross die Uferböschung hinauf und sah sich um: Hier gab es keinen Auwald, sondern nur ein Gehölz auf einem Hügel inmitten des Getreides. »Mir nach«, befahl er, spornte sein Streitross an und ritt an der Spitze des Heerbanns auf das nächste Feld. Die Freiwilligen folgten, rutschten aber immer wieder auf der verfaulenden Gerste aus und fielen weit zurück.
    Inzwischen waren die ersten Wesen der Wilden Jagd deutlich zu erkennen. Sie schwenkten ab, flogen einen weiten Bogen und jagten von

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