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Der Eiserne König

Der Eiserne König

Titel: Der Eiserne König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Henry Eagle
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herbefohlen …«
    Hilck und Helmdag von der Usse tauschten einen Blick. Der um wenige Minuten ältere Zwillingsbruder kratzte resigniert seinen Bart. »Eine alte Muhme rät uns zu jungen Weibern«, knurrte er. »Tja, wenn es Erfolg verheißt … Woher wollt Ihr die Frauen nehmen?«
    Die Muhme paffte Rauchringe. Dann grinste sie so breit, dass ihr Gesicht von Falten verschluckt wurde, und legte den Plan in allen Einzelheiten dar.
    Hans brach noch am selben Abend gemeinsam mit Sanne und einem kleinen Bann zum Heerweg auf. Ein Fünftel des Heeres, hauptsächlich Vogelfreie, Räuber und Landmänner aus Flutwidde, machten sich für den Abmarsch nach Süden bereit. Sie sollten unter Führung Helmdags so tun, als wollten sie die Feste der Gografen zurückerobern, eine neue Finte, um den Feind von Rottland fernzuhalten. Helmdag nahm die meisten Bogenschützen mit, um sich besser gegen die Wilde Jagd verteidigen zu können.
    Ein kreidebleicher Mond hing über dem Welsfluss, als Hans und sein Trupp den Heerweg erreichten. Außer ihnen war niemand unterwegs, und der Hufschlag der Pferde hallte weit in die Nacht. Schließlich kam die Herberge ›Zur munteren Matrone‹ in Sicht. Sie war erhellt, aber es herrschte eine fast unheimliche Stille, denn die Zecher, die bis vor kurzem ohne Unterlass gefeiert hatten, waren fort. Als Hans und Sanne die Herberge betraten, saß die nicht mehr ganz so muntere und außerdem betrunkene Matrone auf den dreckigen Dielen. Neben ihr türmten sich die Einnahmen der letzten Zeit, ein Berg von Goldstücken, die sie zwischen den Schlucken aus einer Schnapsflasche zählte. Ihre Mädchen, gelangweilt und auch angesäuselt, lungerten in der Schankstube herum. Bei Hans’ Eintreten schreckten sie auf, und die Matrone schrie: »Meins! Meins! Ihr dürft mir nichts wegnehmen. Das Gold gehört …« – sie wurde durch einen Schluckauf unterbrochen – »… mir!«
    Die Mädchen richteten hastig Haare und Röcke und warfen Hans lockende Blicke zu. Eine wollte verführerisch gurren, musste aber so laut rülpsen, dass ihre Freundinnen zu kichern begannen.
    »Keine Sorge«, sagte die hinter Hans stehende Sanne. »Wir wollen Euer Gold nicht.«
    »Das ist gut«, murmelte die Matrone. Sie wuchtete sich hoch und hangelte sich an der Theke entlang. »Ich bin reich, müsst Ihr wissen.
Reich
!« Und sie lachte, bis sie wieder von ihrem Schluckauf unterbrochen wurde. Dann sah sie ihre Gäste über die Schulter an und lallte: »Wollt Ihr Schnaps? Oder wollt Ihr Mädchen?«
    »Mädchen.« Hans setzte sich, nahm den Helm ab und strich über seine blonden Haare. »Und zwar alle, die Ihr habt.«
    Die Mädchen kreischten halb verblüfft und halb begeistert.
    »Das ist mal ein Hengst!«, rief eine.
    »Du allein mit uns allen?«, schrie eine andere. »Oh, oh! Mit jenen, die schon schlafen, sind wir zu zwölft. Nimmst du dir nicht zuviel vor?«
    »Bestimmt nicht. Ihr passt alle auf einen Karren«, sagte Hans.
    An diesem Punkt griff die Matrone ein, denn sie witterte ein gutes Geschäft. »Wenn Ihr es auf einem Karren tun wollt, ist es teurer«, verkündete sie. »Das ist ein Sonderwunsch.«
    »Meinetwegen«, erwiderte Sanne. »Aber wir brauchen auch zwei Pferde.«
    Den Mädchen blieb das Lachen im Hals stecken.
    »Oh, nein!«, schrie eine. »Nicht mit Pferden. Auf gar keinen Fall.«
    »Willst du den Karren etwa selbst ziehen?«, fragte Sanne.
    Jetzt bekam auch die Matrone ein mulmiges Gefühl. »Es gab mal einen Kerl, der eine Ziege dabeihaben wollte. Aber Pferde? Bei aller Liebe, guter Herr, ich glaube …«
    »Ich brauche alle Mädchen, einen Karren und zwei Pferde«, sagte Hans. »Die Gografen werden sich erkenntlich zeigen, wenn Ihr einwilligt.«
    Totenstille trat ein. Die Mädchen starrten Hans ungläubig an. Schließlich krächzte die Matrone: »Die Go … die Gografen? Wollen meine Mädchen? Mit Karren und Pferden? Das klingt eher nach diesem Lüstling von Blaubart.«
    »Ihr scheint langsam zu begreifen«, warf Sanne ein.
    »Wart ihr je bei Blaubart?«, fragte Hans. »Wie ich höre, lässt er sich manchmal Frauen zuführen.«
    Die Mädchen sahen eine Blondine an, die ein geflicktes, rotes Seidenkleid trug und deren dick geschminktes Gesicht bei der Erwähnung Blaubarts erstarrte. »Er ist ein Ekel«, zischte sie durch zusammengebissene Zähne. »Ich würde ihn umbringen, wenn ich die Gelegenheit dazu hätte.«
    »Wenn ihr uns helft, könnt ihr Rache nehmen«, sagte Sanne und erklärte den Mädchen, worum es

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