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Der Eiserne König

Der Eiserne König

Titel: Der Eiserne König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Henry Eagle
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Karontide.
    In diesem Moment stürzte ein Wächter in das Zelt. »Herr!«, rief er. »Die Erde bebt. Der Feind rückt an. Er muss schon in der Nähe sein.«
    Die Streitenden verstummten. Alle spitzten die Ohren, als ein auf dem Kartentisch stehendes Glas zu klirren begann.
    »Unmöglich«, murmelte Helmdag. »Das kann die Streitmacht noch nicht sein.«
    Hilck von der Usse trat vor das Zelt. Die Dunkelheit dampfte wie Nebel aus dem moorigen Unkengrund. Die Krieger liefen aufgescheucht zwischen den Feuern umher. Alle spürten, wie der Boden bebte, aufgeregte Rufe erfüllten die Luft. »Was ist das, wenn es nicht der Feind ist?«, brüllte Hilck von der Usse, verärgert und ratlos wegen des von Hans und seinem Bruder vorgeschlagenen Stellungswechsels. »Verdammt! Manchmal habe ich die Nase wirklich gestrichen voll.« Der Boden bebte jetzt so stark, dass er es in den Knochen spürte.
    Da wurde direkt vor seinen Füßen Erde aufgeworfen, und im nächsten Augenblick erschien die Schnauze eines Maulwurfs. Dann tauchte ein zweiter auf.
    »Sind wir hier richtig?«, fragte der erste.
    »Ich denke ja«, antwortete der zweite. Als er den Gografen erblickte, der verdutzt auf ihn hinabsah, rief er: »Heh, Dicker! Ist dies der Unkengrund?«
    Auf dem Hügelhang buddelten sich immer mehr Maulwürfe aus der Erde. Schon bald waren es Hunderte, wenn nicht gar Tausende. Hans rannte aus dem Zelt, denn in Abwesenheit seiner Gefährten war er der Einzige im Heer, der die Sprache der Tiere verstand.
    »Was … was ist das?«, stammelte Hilck von der Usse. »Diese Biester untergraben unser Schanzwerk.«
    »Sie sind Verbündete«, erwiderte Hans, indem er neben ihn trat. Er schwenkte eine Hand über die Maulwürfe, die überall aus der Erde schauten. »Versteht Ihr jetzt, warum wir diesen Hügel dem Feind überlassen müssen?«
    »Verbündete?«, polterte Hilck. »Unsinn! Kroppzeug ist das.«
    »Bester Bruder«, sagte Helmdag, der Hilck einen Arm um die Schultern legte. »Denk einmal nach.«
    Als auch noch Hella angelaufen kam und schwärmte, wie süß die Tiere seien, brummte Hilck zähneknirschend: »Gut, gut. Erklärt mir euren Plan, ihr Meisterstrategen.« Er wandte sich an seine Ritter und befahl: »Dass mir ja keiner dieses … diese … unsere Verbündeten anrührt, verstanden?«
    Die verblüfften Ritter eilten los, um die Krieger über diesen Befehl in Kenntnis zu setzen, und die Gografen begaben sich wieder in das Zelt.
    »Nun, gut«, begann Hilck von der Usse. »Ein Teil unserer Verbündeten ist eingetroffen, und …« Er verstummte, hustete in die geballte Faust. Dann sagte er zu den Anführern, die ihn entgeistert anstarrten: »Also: Wir werfen alle Pläne über den Haufen und ziehen uns vom Hügel in die Niederung zurück. Hans und mein Bruder werden euch alles Weitere erklären.«
    Ein Sturm der Entrüstung brach los. Die Anführer riefen wild durcheinander, gestikulierten, protestierten. Hilck kratzte sich am Kinn. »Prächtig, prächtig«, murmelte er und trommelte mit den Fingern auf den Kartentisch. »Wirklich prächtig.«
    Da holte Hans mit dem Flammenschwert aus und schlug den Tisch mit einem lauten Schrei in der Mitte entzwei. Hilck konnte seine Finger gerade noch zurückreißen. »Ja, was …«, stieß er hervor.
    Die Anführer verstummten.
    Hans stieg auf einen Stuhl und rief: »Wollt ihr auf diesem Hügel eingekesselt und niedergemacht werden? Oder wollt ihr unseren Feinden, die fünf Mal so stark sind wie wir, ein Schnippchen schlagen? Wir haben nur eine winzige Chance, den Sieg davonzutragen, zumal wir nicht wissen, ob der Bart des Eisernen Königs vernichtet werden wird, und wir müssen sie nutzen. Mit Klugheit und Geschick und mit Hilfe unserer Verbündeten. Wollt ihr mir jetzt zuhören?«
    Beim Anblick des Schwertes, das Hans vor sich aufgepflanzt hatte, schwiegen die Männer kleinlaut.
    Und sie hörten ihm zu.

33. Tränen wahrer Trauer
    Ein Schatten lag auf Pinafor. Das Wild verbarg sich. Kein Vogel war in Sicht. Nur Aasfresser wie Raben und Krähen, die fette Beute witterten, flogen aus allen Himmelsrichtungen zur Hohen Heide, und nachts segelten Eulen über das Land, als wollten sie ihre Erzfeinde, die Ragnarökk, einschüchtern. Trupps aus abgehalfterten Kriegern und verhärmten Hexen zogen auf Befehl Blaubarts überall in Pinafor durch Weiler und Dörfer, um die Bewohner einzuschüchtern. Sie setzten Gebäude in Brand, erschlugen das Vieh, ließen Männer und Frauen auspeitschen, pressten ihnen die

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