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Der Eiserne König

Der Eiserne König

Titel: Der Eiserne König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Henry Eagle
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»Knöcheltief im Morast. Ihr werdet uns mit dieser Taktik ins Verderben stürzen.«
    »Vergesst nicht, dass wir Verbündete haben«, sagte Hans.
    »Und dass die Muhme und ihre Gefährten den Bart zerstören werden«, ergänzte Helmdag.
    Hilck von der Usse schürzte nachdenklich die Lippen. Als er das Standbein wechselte, schmatzte der nasse Boden.
    Gegen Mittag überflog die Wilde Jagd den Unkengrund. Das Knattern ledriger Schwingen dröhnte am Himmel, der noch finsterer war als sonst. Die Krieger verbargen sich im Schilf. »Auf dem Hügel wären wir leichte Beute gewesen«, flüsterte einer.
    »Aber dort war es trocken«, erwiderte sein Kamerad. »Diese Nässe kriecht in die Knochen.«
    Während man Spieße fertigte, die zur Abwehr schräg in den Boden gerammt wurden, kehrten die Kundschafter zurück und meldeten, dass die Streitmacht des Eisernen Königs auf den Unkengrund vorrückte.
    »Sie wird den Hügel bald erreichen«, sagte ein ehemaliger Räuber, dessen linke Gesichtshälfte von Narben entstellt war. »Vielleicht schon gegen Abend.«
    Hilck von der Usse nickte düster. »Die Kundschafter sollen sich zurückziehen«, befahl er. »Postiert zwei Späher auf dem Hügel.«
    »Mit Verlaub, Herr«, erwiderte der Räuber. »Wie gedenkt Ihr, gegen diese Streitmacht zu bestehen?«
    Der Gograf starrte ihn an. »Mit Mut und Glück«, antwortete er. »Wie sonst?«
    Alle schwiegen bedrückt. Dann brüllte Harlung: »Wir werden dem Eisenkönig zeigen, wo der Hammer hängt! Für Pinafor!«
    Der Ruf wurde von den anderen aufgenommen und ging wie eine Welle durch das Heer. Die Krieger schlugen mit Speer oder Schwert auf den Schild und schrien: »Für Pinafor!«, als wollten sie sich angesichts des nahen Feindes Mut machen und ihre Entschlossenheit beweisen.
    Der Nordwind trieb Wolken vor sich her, die so bleiern und schwer wirkten, als könnten sie jeden Moment auf das Land stürzen und alles unter sich begraben.
     
    Hufgeklapper sprang von einem Stalagmiten zum anderen, mischte sich in das regengussartige Pladderadapp, dem die Höhle der Hallenden Tropfen ihren Namen verdankte. Rumpenstünz und Sneewitt konnten schon den Ausgang sehen, als ein lautes Kreischen erklang. Ein kalkiger Regen ging auf die Gefährten nieder. Stalagtiten lösten sich und zerbarsten am Boden. Die Kaltblüter schnaubten Dunst in das Dunkel. Sie hatten sich gerade beruhigt, als das Kreischen wieder ertönte. Es fuhr wie ein Sturmwind in die Höhle, wo es sich brach und vervielfachte und in gespenstisches Geheul verwandelte.
    »Klingt wie ein Todeskampf«, sagte Sneewitt, die den Zügel anzog und den Hals ihres Kaltblüters tätschelte.
    Dann trat ein Knirschen und Knacken neben das Geheul, ein Bersten und Brechen, das an splitternde Knochen erinnerte.
    »Das kommt aus der Grotte«, rief Rumpenstünz.
    »Und es hört sich an, als würden Karontiden ein Gemetzel anrichten«, fügte Sneewitt hinzu.
    Die beiden Gefährten wechselten einen entsetzten Blick und trieben ihre Kaltblüter an. Sie galoppierten durch den Gang, in dem sie damals in die Falle gegangen waren. Als sie die Grotte erreichten, war diese noch dämmeriger als sonst – das silbrige Zwielicht hatte sich getrübt, als würde Staub in der Luft liegen. Kreischen und Knirschen waren so laut, dass die Pferde nicht mehr scheuten, sondern wie gelähmt dastanden.
    Sneewitt ließ einen Blick durch die Grotte fliegen. Nach einer Weile entdeckte sie die Muhme, Sanne und Alwine, die in der ehemaligen Marterhöhle Schutz gesucht hatten. Fuchs und Dachs eilten aus ihrem Versteck auf die beiden Reiter zu, und Meister Grimbart rief: »Die Esche! Sie stirbt!« Er war in dem Lärm kaum zu hören.
    Reineke Fuchs floh winselnd unter Sneewitts Kaltblüter.
    »Wo ist Maleen?«, brüllte Rumpenstünz.
    Der Dachs sah ihn ratlos an.
    »Geht im Gang in Deckung«, befahl Rumpenstünz. »Ich suche sie.«
    Sneewitt wollte etwas einwenden, als ein Ast von der Esche brach. Er rasselte durch die Baumkrone und krachte in das Wurzellabyrinth. Staub und Splitter stoben, das Heulen wurde noch lauter. Die verzweifelt auf ihre Pfeife beißende Muhme fühlte sich an den Hag erinnert.
    Rumpenstünz zwang seinen widerstrebenden Kaltblüter in das Chaos. Ein Regen aus Rinde, Zweigen und Ästen ging auf ihn nieder. Er setzte den Helm auf, löste den Schild vom Sattel und hielt ihn über seinen Kopf. Holzstücke polterten auf das Metall. Kurz vor dem Wurzellabyrinth bäumte sich der Kaltblüter panisch auf. Rumpenstünz, der

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