Der Eiserne Rat
Geräusche von Pomeroy und Elsie beim Liebemachen. Sie konnten nicht verhindern, dass kleine Seufzer ihnen entschlüpften, noch das Schurren ihrer Körper. Die Laute erregten ihn. Er lauschte dem Treiben seiner Freunde mit Lust und aufwallender Zuneigung. Er streckte die Hand nach Judah aus, der sich schläfrig herumdrehte und seinen tiefen Kuss erwiderte, sich dann aber behutsam entzog und wieder auf die andere Seite drehte.
Unter seiner Decke masturbierte Cutter lautlos auf den Boden, den Blick auf Judahs Rücken geheftet.
Kapitel 11
Eine Woche lang ging es nach Norden und Nordwesten, das Land wurde zunehmend grüner. Der Marsch war kräftezehrend. Das Terrain wurde hügelig. Sumpflöcher und Dolinen wurden tiefer, die Hügel waren schütter bewachsen mit Dornengestrüpp und zwergwüchsigen Bäumen. Sie wanderten durch Schluchten. Dreimal zeigte der Wisperschmied ihnen, dass sie ohne es zu wissen, auf einen Pfad geraten waren und in den Schatten anderer Schritte wanderten.
»Wohin gehen wir?«
»Ich weiß, wo er ist«, antwortete Judah. »In welcher Gegend.« Er studierte Karten und besprach sich mit Drogon, dem Steppenläufer. Judah ging ihnen voran mit der unerschütterlichen Ruhe der Wildnis selbst.
»Weshalb bist du hier?«, fragte er Drogon. Der Susurrator antwortete ausschließlich in Judahs Ohr. »Schön und gut«, meinte Judah, »aber das sagt mir gar nichts.«
Cutter mischte sich ein. »Er tut es jetzt nicht. Er kann dich mit seiner verdammten Stimme zwingen, alles zu tun, was er will. Wenigstens zweimal hat er uns damit das Leben gerettet.«
Pumas und Githwings belauerten sie von den Hügelkuppen oder aus der Luft, und die Wanderer ließen ihre Waffen sprechen. Ansammlungen wächserner Pflanzen ähnlich breitblättrigen Sukkulenten umstanden sie drohend, von keinem Luftzug bewegt.
»Seht hier.« Drogons Flüstern. Er schleppte die Ausrüstung des Nomaden mit sich. Er war ein Mann dieser Regionen, wenn auch verunsichert ohne sein Pferd. Er machte sie auf Dinge aufmerksam, die sie nicht bemerkt hätten. »Hier stand ein Dorf«, sagte er und wahrhaftig, sie lernten, die Schrift des Bodens zu lesen, Mauern und Grundfesten eingezeichnet in Regolith, die Erinnerung des Landes an Architektur. »Das ist kein Baum«, sagte er, und sie erkannten, es war das Rohr einer alten Kanone oder eines Geräts ähnlich einer Kanone, eingehüllt in Efeu und die Rostschwarten fortgeschrittener Verwitterung.
Eines Nachts, während die anderen ihre von einem strengen Hautgout gekennzeichnete Abendmahlzeit ausschliefen, erwachte Cutter Stunden vor Tagesanbruch und merkte, dass Judah fort war. Benommen durchwühlte er sein Bettzeug, als könnte er ihn darin finden. Der Wisperschmied hob den Kopf und verzog das Gesicht, als er sah, wie Cutter sehnsüchtig Judahs Wolldecke an sich drückte.
Judah kauerte in Windrichtung in einem kleinen geschützten Winkel am Berghang. Er hatte einen gusseisernen Apparat aus seinem Packen mitgenommen, ein schweres Ding, von dem Cutter sich wunderte, dass er es den ganzen Weg mitgeschleppt hatte. Judah winkte Cutter, sich neben den Voxiterator zu setzen. Eine der Wachswalzen war eingesetzt, Judahs Hand lag an der Kurbel.
Er lächelte und setzte den Tonabnehmer an den Anfang der Rille.
»Du kannst es ruhig mit anhören«, sagte er. »Nachdem du schon einmal hier bist. Dies ist, was mich in Gang hält.« Er drehte die Kurbel, und zwischen Knistern und gelegentlichem Tuten aus dem Schalltrichter ertönte die Stimme eines Mannes. Die Bassschwingungen fehlten, und je nach Geschwindigkeit der Kurbel wurde sie langsamer oder schneller, deshalb war der Tonfall schwer zu beurteilen. Der Wind verwehte die Stimme, kaum dass sie hörbar geworden war.
»… kommt nicht drauf an dass ich dich ja kaum kenne weil sie sagen du gehörst zur Familie deshalb will ich es dir sagen nicht schreiben nämlich dass Uzman tot ist und gestorben tut mir Leid dass du es so erfahren musst tut mir Leid dass du es überhaupt erfahren musst aber glaub mir es war kein übler Tod er war im Reinen mit sich wir haben ihn ein Stück voraus begraben und jetzt liegt er an unserem Weg welche haben gemeint wir sollten ihn auf dem Friedhof beerdigen aber ich wollte das nicht ich habe zu ihnen gesagt das ist nicht was er wollte sein letzter Wunsch war dass wir es richtig machen so wie es früher gemacht wurde und wir haben ihm diesen Wunsch erfüllt wir trauern um ihn er hat uns gesagt wir sollen nicht trauert nicht
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