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Der Eiserne Rat

Der Eiserne Rat

Titel: Der Eiserne Rat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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sie träge wieder in Gang kommt. Ihr unhörbares Ticken begleitet die Tätigkeiten des Kopfgeldjägers, der einen großen Kessel mit Destillaten und Ölen erhitzt und abdeckt, einen ledernen Schlauch zum Eingang der Höhle zieht und dort verankert, mit Gummi und Leder die Öffnung versiegelt. Die Nacht geht zu Ende. Das Feuer und der Kessel tauchen sie in züngelndes bräunliches Licht. Der Kopfgeldjäger mischt Gifte.
    Im Bauch des Berges müssen die Trolle sitzen und warten. Judah stellt sich vor, dass sie die Vorgänge beobachten. Sie müssen wissen, dass etwas auf sie zukommt. Judah denkt, er kann nicht anders, an die Stiltspear und ihren aussichtslosen, naiven Widerstand. Er friert, aber in ihm wächst der Wurm der Ambivalenz, das merkwürdige Ding, das nicht Gewissen ist, sondern die Erkenntnis von Unrecht, eine Gutheit. Er seufzt. – Gib Ruhe, befiehlt er ihm. – Gib Ruhe. Aber das Ding will nicht.
    Es windet sich, sondert Widerwillen ab und Zorn. Judah weiß, es sind nicht seine Emotionen, aber sie färben ab und er fühlt sie. Er denkt an die Welpen der Stiltspear und an die Trolle in dem kleinen Berg.
    Die Chymikalien vermischen sich brodelnd, und der Kopfgeldjäger fügt Bestandteile hinzu, bis die rote, breiige Mixtur dicke Blasen wirft und ein beißender, öliger Qualm aufsteigt und in die Mine geleitet wird. Der Mörder wartet. Gift heult in die Gänge, die Flüssigkeit kocht vulkanisch.
    Judah kann seinen Grimm nicht länger beherrschen. Einige Sekunden zögert er noch, wird immer an die Kubikmeter todbringenden Gases denken, die er in dieser Spanne entweichen lässt. Dann nähert er sich dem Kessel, mit dem Wind, und schiebt die linke Hand unter die Haube, über den Rand in den Brodem. Der Kopfgeldjäger schreckt auf, entsetzt und konsterniert.
    Das Gas ist heiß und ätzend, und Judah schreit, als seine Haut aufplatzt. Doch er zieht die Hand nicht zurück und macht aus dem Schrei eine Beschwörung, und er wringt alle Energien, die aufzuwenden er gelernt hat, und alle abgelauschten Techniken aus seinem Innern und bündelt sie mit dem glasklaren Nukleus aus Hass und Rachedurst, den er in sich entdeckt. Er richtet sie aus und lässt ihnen die Zügel mit einer reineren und geballteren Kathexis als je zuvor, und thaumaturgische Energien emanieren und schaffen einen Golem.
    Einen Qualmgolem, einen Gasgolem, einen Golem aus Partikeln und pestilenzialischer Luft.
    Judah weicht zurück, er umklammert seine verbrühte Hand. Immer noch quillt der Dampf aus dem Kessel, doch er zieht nicht in die Stollen, sondern sammelt sich und rollt als Giftschwadenball über den Rand, wallt zurück aus Haube und Schlauch, kriecht aus dem Kessel mit Nebelschweifpranken wie von Affen oder Löwen, die amöbenhaft vergehen und sich an anderer Stelle recken, und die Wolke steht als zwei-, drei-, vier-, ein-, keinbeiniger wabernder Koloss. Er geht oder wallt oder fliegt gegen den Wind zu dem Kopfgeldjäger hin, Judahs schmerzvollen Handzeichen gehorchend.
    Noch nie hat er etwas dieser Größe geschaffen. Es ist ungeschlacht und flüchtig, der Wind reißt Batzen aus dem formlosen Leib, sodass es schrumpft – aber nicht schnell genug, um sich aufgelöst zu haben, bis es den Giftmörder erreicht. Der schießt darauf und wirkungslos durch es hindurch, die Geschosse zupfen beim Austritt Zotteln aus der wolkigen Substanz, und er sieht nicht Judah dahinter, sieht nicht, wie dieser seine Hände bewegt und den Golem lenkt wie ein Marionettenspieler.
    Das Ding schlägt peitschend mit einem nebulösen Giftgastentakel. Es umarmt, umschlingt den Kopfgeldjäger, der nicht anders kann, als die Substanz des Golems einzuatmen. Seine nichtmenschliche Haut und die zarten Membranen in ihm bedecken sich mit Blasen und platzen, und er ertrinkt an der Flüssigkeit in seinen Lungen.
    Nachdem der Quasi-Mensch tot ist, lässt Judah den schwindenden Golem hochspringen und überantwortet ihn dem Wind, und er zerflattert und ist verflogen. Judah verbindet sich die Hand und fleddert den Leichnam des Kopfgeldjägers, dem noch ein schwacher Gasgeruch anhaftet.
    Judah weiß nicht, wie weit der Qualm in die Stadt der Trolle eingedrungen ist. Er weiß, dies ist nur ein Tag. Er weiß, der Arrowhead Konzern wird den TRT auffordern, einen anderen käuflichen Mörder zu dieser Knochenlagerstätte zu entsenden. Dieser wird die Indizien der missglückten Vergiftungsaktion finden und den Toten. Judah weiß, die Trolle sind dem Untergang geweiht und ihre Stadt, keine

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