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Der Eiserne Rat

Der Eiserne Rat

Titel: Der Eiserne Rat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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anderer Männer.
    Ihr gebrochenes Hinterwäldler-Ragamoll wandelt sich. New Crobuzoner Argot schleicht sich ein, sie lernt die Worte von den Motteks. Judah erkennt die ruhige und kompromisslose Intelligenz hinter ihrem Leichtsinn, ihrer unersättlichen Gier nach Liebhabern. Er führt ihr seine Golems vor, die immer noch stärker und größer werden. Sie ist amüsiert, aber nicht mehr als von tausend anderen Dingen.
    Unter den Lagerhuren entsteht böses Blut. Die Frauen, die pflichtgetreu diesen Männern gefolgt sind, sich von dem Ewigen Zug gelöst haben, um diesen Steinfressern den Feierabend zu verschönen, fühlen sich brüskiert von ihren neuen, dörflichen Rivalinnen, diesen Bauerndirnen, die keine Bezahlung erwarten. Sogar die Arbeiter selbst fühlen sich bedrängt, vom Appetit dieser gerade erst erweckten jungen Frauen, die Lust nicht verkaufen, auch nicht schenken, sondern fordern. Sie kennen keine Regeln. Sie müssen erst noch lernen, was sich gehört und was nicht: Einige machen sich sogar an die Gefangenen des Lagers heran, die in Ketten arbeitenden Remade. Die Remade sind erschreckt und melden es ihren Aufsehern.
    In einer kalten Nacht kommt Ann-Hari zu Judah, und sie ist verstört, grün und blau geschlagen und blutet. Es hat einen Kampf gegeben. Eine Clique von Freudenmädchen ist von Zelt zu Zelt gegangen. Sie haben die Pärchen, die sie beim löblichen Werke fanden, auseinander gerissen, die wütenden Männer durch zahlenmäßige Überlegenheit gebändigt und Gesicht und Stimme der Frauen kontrolliert. Jede Einheimische, die ohne Bezahlung arbeitet, haben sie nach draußen gezerrt und geteert und gefedert. Die Gendarmen haben Verständnis für die aufgebrachten Frauen und lassen sie gewähren.
    Ann-Hari vögelte einen Mann am Rand des Lagers, als die derbe Vergeltung der Huren sie ereilte. Sie wehrte sich. Teilte mit der Kraft des an Arbeit gewöhnten Bauernmädchens Schläge aus. Drei Gegnerinnen warf sie nieder, stach mit einem kleinen Nadelbohrer zu, traf eine ältere Frau in den Bauch. Flüchtete, während das Opfer weiß wurde und umsank.
    Judah hat sie nie so kleinlaut erlebt. Er weiß, dieser Zwischenfall ist bedeutungslos. Keiner ist zu Tode gekommen und wird es auch nach aller Wahrscheinlichkeit nicht – der Stachel des Werkzeugs ist nicht der Rede wert. Nun wissen die Einheimischen Bescheid, und niemand wird sich an Ann-Hari erinnern, die entwischt ist.
    Trotzdem, der Schreck, den dieser unerwartete Ausbruch von Gewalttätigkeit ihr eingejagt hat, vergeht nicht so schnell. Halb ist Judah froh darüber, denn nun kann er sie überreden, mit ihm zu kommen. Er will hinaus aus der Wildnis, er will den eisernen Pfad hinter sich verschließen, nach Hause gehen – und er wünscht sich, dieses Zuhause mit den Augen eines anderen zu sehen.
    Nach zwei Tagesmärschen kommen sie zu einer verschlafenen Station, zu den Zügen. Sie sitzen in der dritten Klasse. Judah beobachtet Ann-Hari, die aus dem Fenster schaut, auf die vorbeifliegenden Ebenen und Hügel, auf den Fluss, den sie ein Stück weit begleiten, die Bergeinschnitte, die Schwärze der Tunnels. Stunden ohne ein Wort, verstreichend im Takt des Räderratterns, unterwegs zu einer Stadt, die er seit vielen Monaten nicht mehr gesehen hat und Ann-Hari noch niemals.
    Er ist zurück und macht große Augen wie einer aus der Provinz, der zum ersten Mal in der Großstadt ist. Ann-Hari und er nehmen Quartier in einem Zelt auf einem Dach in Badside. Ihr Blick geht auf das Gerippe der Grand Calibre Bridge mit dem verkeilten schwenkbaren Ausleger, festgerostet wie schon seit sehr langer Zeit, brauchbar nur noch als Wellenbrecher.
    Ann-Haris Angst ist mit den Meilen verflogen, nichts kann sie daran hindern, New Crobuzon zu erforschen. Jeden Tag kehrt sie zu ihm zurück und berichtet ihm aufgeregt von ihren Streifzügen durch die Stadt.
    Sie hat noch nie eine Khepri gesehen.
    - Hier gibt es Frauen mit Käferköpfen, erzählt sie ihm. Sie besichtigt die Rippen. – Sie sind größer als die höchsten Bäume. Sie sind uralt und härter als Stein, Knochen bis über die Dächer, irgendwas Totes, und die ganze Stadt ist das Grab.
    Ann-Hari fährt in New Crobuzons Zügen, auf den fünf Hauptstrecken samt Nebenlinien, von Abrogate Green im Osten nach Terminus nach Chimers End nach Fell Stop und den Downs. – Da ist ein altes Haus, ganz verfallen, am Fuß eines Hügels, und die Bäume kommen bis ganz dicht dran, und die Schienen führen weiter in den Wald, aber die

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