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Der eiserne Skorpion - Roman

Der eiserne Skorpion - Roman

Titel: Der eiserne Skorpion - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Stämmen breitete sich hier aus, drapiert mit trockenen Blättern; Zellulosezacken reckten sich in die Höhe, daran Fasern, die an ausgefranste Seile erinnerten. Durchsetzt war diese Szenerie vom hellen Gelb-Grün neuer Triebe, die dem Himmel entgegenwuchsen. Selbst mit Sichtverstärkung war all das nur mit knapper Not durch die Windschutzscheibe zu erkennen – denn Gorman hatte die Scheinwerfer nicht eingeschaltet, was hieß, dass er die eigene Sichtverstärkung benutzte. Wenig später führte der Feldweg links um eine Anhöhe herum, vorbei an ein paar abgestellten Automatikraupen, die den Feldweg gebahnt hatten. Anschließend ging es bergauf. Hier hatte die Anhöhe die Druckwelle der Bruchlandung aufgehalten, und die Skarchbäume standen nach wie vor und trieben gerade erste grasige gelbe Blüten. Die Kuppe des Hügels war allerdings jeder Vegetation beraubt. Gorman hielt das Fahrzeug abrupt an und ging in den Leerlauf.
    »Wie lange noch?«, fragte er.
    »Etwa eine Minute«, antwortete Crean.
    »Dann sehen wir uns das mal an«, sagte er und drehte sich dabei zu Cormac um, der daraufhin die Tür öffnete.
    Sie stiegen aus in einen schwülen Abend, und irgendein einheimisches Tier stieß hangabwärts zwischen totem Gehölz kollernde Laute aus. Gorman deutete mit dem Kopf auf einen Felsvorsprung in der Nähe und stieg als Erster hinauf. Von dort aus sahen sie das Muster niedergestreckter Bäume landeinwärts zu der Stelle weisen, wo das Pradorschiff zur Ruhe gekommen war. Das Schiff selbst lag hinter den fernen Schutthöhen verborgen, die es selbst aufgeworfen hatte, aber die Arbeitsbeleuchtung dort erzeugte einen Lichtschein am Himmel wie von einem Sonnenaufgang. Direkt unterhalb des Teams breitete sich die Militärsiedlung aus, teilweise mit der Küstenstadt verbunden, und dahinter lag das Meer, auf dem zwei Schiffe und einige kleinere Boote zu sehen waren.
    »Er könnte genau hier passieren, wisst ihr?«, bemerkte Travis.
    »Ich bezweifle es«, sagte Gorman. »Hoffen wir jedoch, dass es wirklich nicht so ist.« Dann setzte er hinzu: »Da kommt es.«
    Noch während er redete, stieg ein Gravofahrzeug aus der Siedlung auf, und die Positionslampen gingen an, als es beschleunigte und links vom Team an Höhe gewann. Fast sofort flammte zwischen den Skarchresten ein Licht auf, vielleicht vier oder fünf Kilometer rechts vom Team, und ein matter Lichtfleck stieg in die Luft, ging auf eine Bogenbahn und nahm Kurs auf den Flugwagen.
    »Knapp«, sagte Gorman, »aber ich denke, ich gewinne.«
    Etwas flackerte, und die Rakete zog kurz eine leuchtende grüne Wolke nach, ehe sie sich mit einem Donnerschlag in eine lange Feuerwolke verwandelte.
    »Ein Laser«, kommentierte Travis.
    »Jetzt kann man noch eine Wette abschließen, ob ...«
    Ein weiterer Donnerschlag krachte rechts von ihnen am Startpunkt der Rakete. Cormac blickte forschend dorthin und sah, dass die Erde einen Augenblick lang Blasen zu werfen schien, ehe sie in einer umgrenzten Explosion hochplatzte.
    »Eine Schienenkanone«, sagte er, wollte nur versuchen, sich hineinzufühlen und teilzuhaben.
    »Exakt«, sagte Travis, während er sich zu Gorman umdrehte. »Was die Wette beantwortet.« Er grinste irre. »Du dachtest, sie würde einen Partikelstrahl benutzen.«
    Gorman zuckte die Achseln. »Im Grunde stand die Chance fünfzig zu fünfzig, sobald der Werfer außerhalb besiedelter Gebiete lokalisiert war.«
    »Und wäre die Rakete von der Stadt aus abgefeuert worden?«, fragte Cormac.
    Gorman drehte sich zu ihm um. »Wir hatten Trupps in Nachtausrüstung bereitstehen, die angegriffen hätten, sobald der Strom im betroffenen Teil des Versorgungsnetzes abgeschaltet war.«
    Cormac nickte. Die Kameraden hatten gewusst, dass dies geschehen würde, und Wetten über den Ablauf abgeschlossen. Das machte ihm nur wieder deutlich, dass er zwar offiziell der vierte Mann dieser Spartaeinheit war, aber bislang nicht richtig dazugehörte.
    »Gehen wir«, sagte Gorman.
    Sie kehrten zum AGW zurück, um die Fahrt zum provisorischen Raumhafen fortzusetzen. Als Cormac nach den anderen einstieg, zog er das Stimupflaster vom Unterarm ab, warf es weg, lehnte sich zurück und versank bald in unruhigem Schlaf. Erst eine Stunde später kam er wieder ganz zu sich, als sie ihr Ziel erreichten. Durch die Windschutzscheibe sah er ein Schiff auf den Morgen von Plaston stehen: ein klobiges Raumfahrzeug ähnlich einem Riesenkäfer, voller Gefechtsnarben und alt. Rampen waren ausgefahren, über die

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