Der eiserne Thron
Arena.«
»Nicht unbedingt. Manchmal können Familientreffen gefährlicher sein als alles, was dir in der Arena begegnet. Überall lauern Fallen und Hinterhalte.«
Georg zuckte die Schultern. »Ich jedenfalls werde mich
schön da raushalten. Schließlich bin ich auch nur ein unbedeutender Sohn aus einem unbedeutenden Haus.«
»Wenn sie nur wüßten«, grinste Finlay. »Früher oder später
wirst du es leid sein, dich zivilisiert zu verhalten, und der Ruf
der Arena wird zu laut. Du kannst genausowenig dagegen
ankämpfen wie ich – es steckt uns im Blut.«
»Nein«, entgegnete Georg mit Bestimmtheit. »Ich bin aus
diesem Alptraum aufgewacht und habe meinen Frieden gefunden. Ich bleibe nur noch so lange hier, bis auch du soweit
bist, mein Freund.«
»Dann richte dich auf eine lange Wartezeit ein«, sagte Finlay tonlos. »Ich könnte selbst dann nicht damit aufhören,
wenn ich es wollte. Die Arena ist alles, was mich am Verrücktwerden hindert.«
Georg hob eine Augenbraue. »Wenn man bedenkt, wo wir
sind und was du hier tust, dann ist geistige Gesundheit ein
ziemlich relativer Begriff.«
Plötzlich schwang die gesicherte Tür zum Gang auf, und die
beiden fuhren herum. Es hätte unmöglich sein müssen! Das
Sicherheitssystem war auf dem neuesten Stand der Technik.
Finlay ergriff sein Schwert Morgana, und Georg hielt unvermittelt einen Disruptor in der Hand. Eine Nonne! Ganz in ihre
schwarze Tracht gehüllt, die Hände fromm gefaltet und die
Kapuze ihres Umhangs weit in die Stirn gezogen, um ihr Gesicht zu verbergen, trat sie durch die weit offene Tür. Finlay
hielt unbeeindruckt sein Schwert erhoben, und auch Georgs
Waffe blieb weiter auf sie gerichtet. Die Barmherzigen
Schwestern waren hier unten in den Katakomben nichts Außergewöhnliches, aber es hätte trotzdem auf keinen Fall möglich sein dürfen, daß sie ohne weiteres in Finlays private
Räume eindringen konnte. Die Nonne blieb in respektvoller
Distanz zu den beiden stehen, und die Tür fiel hinter ihr ins
Schloß. Für einen gespannten Augenblick rührte sich keiner
der drei vom Fleck. Dann hob die Nonne langsam ihre
schlanken, aristokratischen Hände und legte die Kapuze zurück. Georg und Finlay stießen beinahe gleichzeitig den angehaltenen Atem aus und entspannten sich. Finlay senkte sein
Schwert, und Georgs Disruptor verschwand aus seiner Hand,
als wäre er nie dort gewesen.
»Evangeline!« rief Finlay und machte ein paar Schritte auf
sie zu. »Du hast versprochen, daß du nicht wieder herkommen
würdest! Es ist zu gefährlich!«
»Ich weiß«, erwiderte Evangeline Shreck. »Aber ich konnte
nicht wegbleiben. Ich mußte dich einfach sehen.«
Plötzlich lag sie in seinen Armen, und sie küßten sich mit
einer Leidenschaft, die den kleinen Umkleideraum wie einen
Ofen aufheizte. Georg verdrehte die Augen nach oben, schüttelte den Kopf und ging nach nebenan, um den beiden ein
wenig Privatsphäre zu lassen. Als sie alleine waren, klammerten sich die Liebenden aneinander wie verlorene Kinder in
einem heftigen Sturm. Finlays Herz schmerzte in der Brust,
und er schien keine Luft mehr zu bekommen. Es war immer
das gleiche, wenn er Evangeline in seinen Armen hielt; er
konnte einfach nicht fassen, daß jemand so Besonderes wie
sie ausgerechnet ihn genauso liebte wie er sie. Die Arena
wärmte sein Blut, aber Evangeline brannte in seinem Herzen
wie eine reine, weißglühende Flamme. Ihr vertrauter Geruch
stieg ihm wie eine Droge zu Kopf, aber sie war real und wirklich in seinen Armen, und ihre Hände gruben sich in seinen
Rücken, als fürchtete sie, man könne sie jeden Augenblick
von ihm wegziehen. Sie war seine große Liebe, seine eine und
einzige, und er hätte für sie getötet, wäre für sie gestorben,
hätte wirklich alles für sie getan.
Eines Tages mochte es durchaus soweit kommen. Denn ihre
geheime Liebe war verboten. Er war der Erbe des FeldglöckClans, und sie die Erbin der Shrecks. Zwei Familien, die seit
Generationen verfeindet waren. Die Hochzeit, die für diesen
Nachmittag zwischen einem unbedeutenden Vetter Finlays
und einer unbedeutenden Base Evangelines arrangiert worden
war, hatte bereits ein gutes Dutzend blutiger Auseinandersetzungen heraufbeschworen. Und daß die beiden Erben der
Clans heiraten würden – undenkbar! Eines der beiden Häuser
würde unausweichlich vom anderen verschlungen werden,
aber nicht, ohne daß vorher ein massives Blutbad auf beiden
Seiten seine Opfer gefordert hätte. Er
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