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Der eiserne Thron

Der eiserne Thron

Titel: Der eiserne Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Glückstreffer würde
vollkommen ausreichen. Finlay fluchte unterdrückt, während
sein Verstand raste, um einen Ausweg zu finden, eine
Fluchtmöglichkeit aus der Hölle, in die er so unvermutet geraten war.
    Das Wissen, wie man einen Gravschlitten flog, hatte er
während seiner Ausbildung in der Arena erworben. Im Prinzip
nicht mehr als eine weitere Waffe, die es zu beherrschen galt
– schließlich konnte man nie wissen, was seine Gegner als
nächstes gegen ihn aufstellen würden. Der Maskierte Gladiator hatte alle Waffen zu beherrschen, also hatte Finlay nur mit
den Schultern gezuckt und gelernt, was er wissen mußte. Damals hatte er gedacht, daß es vielleicht eines Tages sein Leben
retten könnte, aber eine Situation wie diese hätte er sich nicht
im Traum vorstellen können: Sein Vater und seine gesamte
Familie tot, niedergestreckt von den verräterischen Wolfs, und
ihm selbst blieb nichts als die Flucht, wenn er nicht auch noch
sterben wollte. Er war der letzte Überlebende aus der Führungsriege des Feldglöck-Clans, ohne Freunde oder Verbündete, die er um Hilfe bitten konnte, und mit einem zu allem
entschlossenen Feind dicht auf den Fersen. Ein gestürztes
Haus besaß keine Freunde. Niemand wollte mit Versagern zu
tun haben; es könnte ja ansteckend sein. Und Adrienne, seine
oft verfluchte, verachtete Ehegattin, hatte ein Schwert in die
Hand genommen und versucht, den Clan zu verteidigen. Finlay warf einen hastigen Blick nach hinten auf die Pritsche.
Seine Frau lag noch immer dort, in ihrem eigenen Blut, halb
bei Bewußtsein, Obszönitäten fluchend. Sie benötigte medizinische Hilfe, und zwar bald; doch selbst wenn es ihm irgendwie gelang, seine Verfolger abzuschütteln – er hatte keine
Ahnung, wo er sie hinschaffen sollte. Er war jetzt der Feldglöck, und das bedeutete, daß seine Frau genauso Ziel seiner
Feinde war wie er selbst. Kein Hospital wäre sicher, kein Zufluchtsort, dessen Unantastbarkeit nicht gebrochen werden
würde. Vendetta kennt keine Gnade.
    Finlay schwang den Schlitten in einer plötzlichen, scharfen
Kurve herum, wappnete sich gegen den Anpreßdruck der
Fliehkraft und nutzte die aufwärtsgerichteten thermischen
Strömungen, die zwischen den Türmen kamen und gingen.
Der Schlitten beschrieb eine Schleife, und Finlay gab wieder
Gas. Das Manöver hatte ihn schräg von hinten über einen einzelnen Wolf gebracht, der den Fehler begangen hatte, sich zu
weit vorzuwagen. Finlays Mund verzog sich zu dem humorlosen, wilden Grinsen, das normalerweise nur unter dem stählernen Helm des Maskierten Gladiators zu sehen war – wenn
jemand unter den Helm hätte sehen können. Niemand aus
seiner Familie hätte ihn jetzt noch erkannt, aber sicher hätten
alle zugeben müssen, daß es ihm sehr gut zu Gesicht stand. Er
lenkte das Fahrzeug dichter an den verzweifelt Haken schlagenden Wolf-Schlitten und aktivierte die eingebauten Waffen.
Der Strahl aus der Zwillingskanone fuhr krachend in das Heck
des Wolfs, und die massive Stahlpanzerung flog funkensprühend auseinander. Splitter fetzten gefährlich dicht an Finlay
vorbei, und die Wolfs schrien entsetzt, als die Maschine ihres
Schlittens plötzlich stotterte und erstarb. Der Schlitten sackte
wie ein Stein dem weit entfernten Erdboden entgegen. Seine
Insassen schrien auf dem gesamten Weg nach unten.
    Finlay beschleunigte durch den Wald aus Türmen und war
zuversichtlich, daß die restlichen Verfolger zumindest für eine
Weile einen gewissen Sicherheitsabstand einhalten würden.
Aber die Zeit lief gegen ihn; sie konnten warten, bis sich eine
günstige Gelegenheit bot. Ihr Opfer hatte plötzlich Klauen
und Zähne entwickelt, und sie waren gewarnt. So sollte es
auch sein. Sie jagten schließlich nicht den berüchtigten Stutzer Finlay Feldglöck. Sie waren Kämpfer, aber er war der
Maskierte Gladiator. Sie besaßen nicht seine Erfahrung eines
Kampfes auf Leben und Tod. Sie waren daran gewöhnt, Angreifer zu sein, und sie waren dumm und langsam, weil sie
sich auf die Stärke und Überlegenheit verließen, die ihre hohe
Übermacht ihnen vorgaukelte. Finlay grinste breit, und seine
Hände huschten mit neuem Selbstvertrauen über die Steuerkonsole. Der Shreck-Turm lag ganz in der Nähe, und Evangeline besaß ein Apartment dort. Er zögerte ein wenig, seine
heimliche Geliebte in seine Schwierigkeiten zu verwickeln,
doch ihm blieb keine andere Wahl. Adrienne lag im Sterben,
und in Evangelines Apartment stand eine

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