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Der eiserne Thron

Der eiserne Thron

Titel: Der eiserne Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Die Methode
war nicht narrensicher; trotzdem wurden die meisten entdeckt.
Die Mütter hatten Johana alle mit der gleichen beherrschten
Verzweiflung angesehen, und sie hatte ihnen allen das gleiche
leere Lächeln geschenkt. Für lange Zeit hatte sie nichts anderes als ihre Arbeit getan und sich genau an das gehalten, was
man ihr gesagt hatte, ohne je Fragen zu stellen. Genau wie sie
es in ihrer Ausbildung gelernt hatte – aber der konstante Umgang mit so vielen unschuldigen, reinen Kinderseelen war
schließlich zuviel geworden. Sie hatte begonnen, ihre Begabung zu nutzen, um das ESP der Säuglinge zu verschleiern.
Es war ihr nicht schwergefallen. Die ESP-Fähigkeiten würden
sich bei den Erwachsenen immer noch bemerkbar machen,
doch auf diese Weise hatten sie wenigstens eine Chance auf
ein halbwegs sicheres, normales Leben in Freiheit. Die Sicherheitsleute waren ihr auf die Schliche gekommen. Sie hatte
sich nicht einmal besondere Mühe gegeben, ihre Vergehen zu
tarnen. Vielleicht aus Aufsässigkeit. Vielleicht auch, weil unter all ihrer Konditionierung ihr eigenes Selbst hervorgekommen war, oder sonst etwas, das sie vergessen hatte, seit sie
hier in der Wurmwächterhölle saß. Egal. Was auch immer es
gewesen sein mochte, man hatte sie geschnappt.
Und jetzt war sie hier, allein in der Dunkelheit ihrer Zelle in
Silo neun, mit einem Wurm in ihrem Kopf.
Licht fiel von irgendwo in den kleinen Raum. Ein gelbes,
ungesundes Licht, das in ihr Assoziationen mit Krankheit und
Niedergang hervorrief. Johana blickte an sich hinab und sah
die Narben und Blutergüsse auf ihrer fahlen Haut. Der Gestank wurde plötzlich unerträglich, und sie würgte. Ihr Magen
zog sich zu einem schmerzhaften Knoten zusammen, als die
Fötusse kamen. Sie waren in ihrer Zelle, krochen durch die
Schatten und Pfützen aus hellrotem Blut, kahle, rundliche
Wesen mit Stummelarmen und -beinen, und sie näherten sich
immer weiter, krochen über sie wie eine lebende Decke aus
unerbittlichem lebendem Fleisch. Unfertige Fötusse zuckten
periodisch auf dem kahlen Beton, während sie versuchten,
sich zwischen Johana und den Boden zu zwängen, als wollten
sie in ihre Mütterleiber zurückkriechen, aus denen sie so vorzeitig gerissen worden waren.
Johana wollte sie lieben, diese armen, unschuldigen Kreaturen, aber sie wußte bereits, was als nächstes kommen würde.
Der Wurmwächter hatte sie geschickt.
Zähne erschienen in den Säuglingsmündern, scharfe Haifischzähne, die durch blutige Gaumen wuchsen, und ganz
langsam, ganz bewußt begannen die Fötusse, Johana mit ihren
Haifischzähnen bei lebendigem Leibe aufzufressen. Jedesmal
schwor sie sich aufs neue, nicht zu schreien, aber jedesmal
schrie sie am Ende doch.
Die Zähne rissen ihr das Fleisch von den Knochen, und sie
schrie und schrie und schrie, und ihr Blut floß in Strömen
über den kalten Beton. Und während Schmerz und Entsetzen
weiter zunahmen, begannen kleine Stummelfinger an ihren
fest zusammengepreßten Augenlidern zu fummeln, um an die
dahinter liegenden Augäpfel zu kommen …
Obwohl sie wußte, daß nichts davon real war, schrie Johana
jedesmal, bis aus ihrer Kehle nur noch ein heiseres Krächzen
kam.
Der Wurmwächter liebte seine kleinen Spielchen. Und Spiele mit dem Verstand seiner Gefangenen machten am meisten
Spaß von allen.
    Der Wurmwächter füllte einen riesigen Saal aus, ein niemals
schlafendes, immer wachsames genetisch manipuliertes Monstrum aus schmierigen Fettmassen, das eher an eine Nacktschnecke als an einen Menschen erinnerte. Breite, schwabbelige Massen bleichen Fleisches nahmen den Raum ein, und
sein gewaltiger, deformierter Schädel stieß an die Decke.
Lange, dicke Schläuche ragten an zahlreichen Stellen aus seinem Körper, versorgten ihn mit Nahrung und transportierten
die Exkremente ab. Er hätte niemals selbst genug essen können, um seinen gewaltigen Hunger zu stillen, und so kümmerten sich die Behörden um seinen Leib, damit sein Geist frei
durch die Zellen von Silo Neun streifen konnte. Die Eltern des
Wurmwächters waren ganz normale Menschen gewesen, doch
die Imperialen Wissenschaftler hatten an ihm gearbeitet und
ihn genetisch manipuliert, als er noch ein Embryo gewesen
war, um die Talente des vollkommenen Gefängniswärters zu
schärfen und auszubilden. Der Wurmwächter kontrollierte
und beherrschte den gesamten Betrieb, von den Lektronen,
die die Sicherheitsanlagen von Silo Neun steuerten, über die
Wachen, die

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