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Der eiserne Thron

Der eiserne Thron

Titel: Der eiserne Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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beruhigenden Sprechgesänge, de er in
der Arena gelernt hatte, und nach und nach verebbte sein Zittern. Seine Selbstbeherrschung kehrte zurück wie ein kühlender, vertrauter Mantel, und er setzte sich auf. Evangeline war
noch immer besorgt über ihn gebeugt, aber er brachte bereits
wieder ein kleines Lächeln zustande.
    »Es geht schon, Evie. Ich bin wieder da. Ich schwöre dir,
ich wußte nichts davon. Ich habe nie etwas über einen Ort wie
Silo Neun oder seinen entsetzlichen Meister, den Wurmwächter, gehört, geschweige denn über die schrecklichen Dinge,
die dort geschehen. Wenn das Parlament oder die Versammlung der Lords eine Ahnung hätten …«
    »Viele von ihnen wissen Bescheid«, unterbrach ihn Evangeline. »Inoffiziell jedenfalls. Es ist ihnen egal, oder wenn nicht,
dann schaffen sie es, jeden Gedanken daran aus ihrem Kopf
zu verbannen. Klone und Esper sind keine Personen, erinnerst
du dich? Wir sind nur Besitztum. Das Imperium hat uns geschaffen, und sie können mit uns tun, was immer ihnen beliebt.«
    »Aber die Bevölkerung! Wenn die Leute Bescheid wüßten,
wenn wir es ihnen erzählen würden … wenn sie verständen
…«
    »Man würde dir nicht erlauben, es zu erzählen. Die Produktion von Espern und Klonen ist für viele Leute zu wichtig.
Unterbinde den Handel, und Millionäre wären über Nacht
bettelarm. Und was würde erst aus dem Imperium, das auf
allen Ebenen von Espern abhängig ist? Es hat ein elementares
Interesse daran, den Status quo unter allen Umständen zu erhalten. Warum sonst sollten sie deiner Meinung nach soviel
Zeit und Geld darauf verwenden, den Untergrund als eine
Bande rücksichtsloser, blutrünstiger Terroristen hinzustellen?
Es tut mir leid, Finlay. Mag sein, daß das alles neu ist für
dich, aber wir leben bereits unser ganzes Leben damit.«
    »Ich werde nicht erlauben, daß es so weitergeht«, sagte Finlay. »Es ist falsch. Es ist obszön. Es ist abgrundtief böse, und
es verstößt gegen alles, an das zu glauben und zu ehren wir
gelehrt wurden. Die Familien haben die Verpflichtung, ihre
Völker gegen derartigen Mißbrauch zu schützen und sie gegen ein derartiges Entsetzen zu verteidigen!«
»Selbst Klone und Esper?« fragte Evangeline.
     
»Du hattest recht«, erwiderte Finlay. »Auch Klone und
Esper sind Menschen.«
    Evangeline lächelte ihn an. »Willkommen bei unserer Rebellion, Finlay Feldglöck. Der Angriff auf Silo Neun beginnt
bald. Wirst du uns helfen?«
Finlay lächelte zurück, doch seine Augen waren kalt wie der
Tod. »Versuch nur, mich aufzuhalten.«
    Und so kam es, daß Finlay Feldglöck nun mit gezückter Pistole und erhobenem Schwert durch einen engen Wartungstunnel
stapfte und eine kleine Armee von Rebellen durch die untereinander verbundenen Räume unter der Stadt führte; Evangeline ging an seiner Seite, und die große Waffe sah irgendwie
unpassend aus in ihrer kleinen, zierlichen Hand. Finlay hatte
nicht den geringsten Zweifel, daß sie nicht zögern würde, den
Disruptor zu benutzen. Auch sie war in Johana Wahns Bewußtsein gewesen. Allein der Gedanke daran ließ Finlay die
Hände um seine Waffen verkrampfen. Er hatte sich bei seinem Namen und seiner Ehre geschworen, die gequälte Frau
zu befreien oder bei dem Versuch zu sterben. Es amüsierte ihn
ein wenig, als er überlegte, wie er noch vor wenigen Stunden
schon bei dem bloßen Gedanken außer sich gewesen wäre,
einen Todesschwur wegen Klonen und Espern abzulegen.
Unvorstellbar! Sein Vater hätte ihn auf der Stelle enterbt.
Oder vielleicht auch nicht, wenn er gesehen hätte, was sein
Sohn gesehen hatte. Der Feldglöck war ein harter, pragmatischer Mann gewesen, aber selbst für ihn wäre mit Silo Neun
die Grenze überschritten gewesen. Der Feldglöck war trotz all
seiner Fehler und Intrigen immer ein ehrenhafter Mann geblieben.
    Finlay blickte sich um, doch es gab nur die nackten Wände
und eine Decke zu sehen, die so niedrig hing, daß er gebückt
gehen mußte, um sich nicht laufend den Kopf zu stoßen. Vor
ihnen lag Dunkelheit, und hinter ihnen auch, aber die Gruppe
von vielleicht fünfzig Männern und Frauen marschierte in
einer Kugel hellen, goldenen Lichtes, das scheinbar aus dem
Nichts kam und durch reine Gedankenkraft der Esper erzeugt
wurde. Finlay hatte nicht gewußt, daß es Esper gab, die so
etwas konnten. Allmählich beschlich ihn das Gefühl, daß er
über Esper noch eine ganze Menge zu lernen hatte. Der Verdacht war zum erstenmal in ihm

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