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Der eiserne Thron

Der eiserne Thron

Titel: Der eiserne Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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seine Befehle entgegennahmen und durchsetzten,
bis hin zu den kleinen Tierchen, die ihm Zutritt zu den Gedanken jedes einzelnen seiner tausend Gefangenen verschafften.
    Jedesmal, wenn jemand nach Silo Neun geschickt wurde,
aus welchem Grund auch immer, wurde in sein Gehirn ein
kleiner, gentechnisch hergestellter, patentierter Wurm eingepflanzt. Der Wurm des Wurmwächters. Die Würmer blockierten die Kräfte der Esper, so daß sie niemanden mehr angreifen
konnten, und sie schieden zahlreiche nützliche Substanzen in
das Gehirn ihrer Wirte aus, die halfen, die Esper und Klone
ruhigzustellen und gefügig zu halten. Und wenn hin und wieder ein Esper oder Klon genügend Kraft fand, gegen die
Chemikalien anzukämpfen und einen Fluchtversuch zu wagen, verbrannte der Wurm ihm einfach das Gehirn.
    Die Tierchen waren auch in anderer Hinsicht von Nutzen.
Der Wurmwächter verschaffte sich mit ihrer Hilfe Zugang zu
dem Verstand der Aufsässigen und Widerspenstigen und
sandte ihnen Alpträume, die nicht von der Realität zu unterscheiden waren, mit Ausnahme der Tatsache, daß man durch
sie nicht starb – ganz gleich, wie sehr man unter dem Eindruck des umgebenden Entsetzens den Tod herbeisehnte. Der
Wurmwächter sandte seine Träume aus, um zu lehren oder zu
überzeugen, zu strafen und zu züchtigen – oder einfach nur,
weil es ihm Freude bereitete. Es gab niemanden, der ihm das
hätte verbieten können, und selbst wenn – es kümmerte keinen. Die Gefangenen würden so oder so sterben. Seine Würmer gaben ihm alle Macht der Welt, und sie waren weitaus
billiger und einfacher einzusetzen als Hunderte individueller
ESP-Blocker. Ihr Schöpfer hatte einen hochdotierten wissenschaftlichen Preis gewonnen, bevor er selbst in Silo Neun
verschwunden war, um sicherzustellen, daß er niemandem
seine Geheimnisse verraten konnte.
    Der Wurmwächter genoß es, sich unter seine Monster zu
mischen, mit denen er die mißgestalteten, schrecklichen Ergebnisse der Experimente mit Klonen und Espern heimsuchte.
Seine Gefangenen waren zu gefährlich, um jemals wieder
freigelassen zu werden, und sie waren zu nützlich, um sie auf
der Stelle zu töten, und deshalb befanden sie sich hier in Silo
Neun und tobten und schrien in ihren Zellen und kratzten sich
die Finger an den Betonwänden blutig. Sie waren nicht länger
menschlich, aber sie waren auch keine Tiere; sie waren wild
und furchterregend, kannten keinen Schmerz und keine
Furcht, und manche von ihnen widersetzten sich selbst den
stärksten Anstrengungen des Wurmwächters. Aber er gab nie
auf, und sein massiver Geist streifte frei durch die Gänge zwischen den speziell verstärkten Zellen, wo er in den Köpfen
seiner Opfer auf und ab spazierte, und sie schrien und schrien
und schrien und heulten mit einer Wut, die die Wände beben
ließ. Sie erkannten ihn nie; für sie war er immer nur ein Monster unter vielen, und der Wurmwächter lachte und lachte und
lachte.
    Sein Verstand streifte frei in den Köpfen der Gefangenen
von Silo Neun umher und kontrollierte jeden Verstand, in
dem ein Wurm wohnte; eine schleimige mentale Liebkosung,
eine vorbeistreifende Berührung wie ein kalter Wind in einer
Leichenhalle: der Überbringer der Alpträume, mächtig und
schrecklich, entsetzlich und ohne jede Gnade, ein erbarmungsloser Teufel in seiner eigenen, privaten Hölle.
    Finlay Feldglöck lag zusammengekrümmt auf dem Boden der
ehemaligen Werkstatt und wimmerte leise. Sein Körper zitterte und schüttelte sich. Evangeline kniete neben ihm nieder,
legte ihre kühlenden Hände auf sein fiebrig heißes Gesicht
und murmelte ihm beruhigend zu. Finlay fühlte sich elend,
befleckt und verletzt bis in den letzten Winkel seines Körpers
und seines Verstandes. Die Gedanken des Wurmwächters
waren wie vergifteter Stacheldraht durch sein Fleisch gefahren, und sie hatten all seine Gegenwehr erstickt, als er alles
nachlebte, was Johana Wahn zugestoßen war, Weder der
Wurmwächter noch Johana hatten seine Anwesenheit bemerkt, aber dadurch fühlte er sich nur noch hilfloser und unfähiger, Johana oder einem der anderen Opfer der geistigen
Vergewaltigung durch den Wächter zu helfen. Finlays Hände
ballten sich zu Fäusten, und sein Gesicht verzog sich zu dem
vertrauten Totenkopfgrinsen, als er einen Entschluß faßte. Er
würde das Monster in seinem Nest aufstöbern, und er würde
es töten. Erst dann, und nur vielleicht, würde er sich wieder
rein fühlen.
    Finlay summte die

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