Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der eiserne Thron

Der eiserne Thron

Titel: Der eiserne Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
Vom Netzwerk:
sich nicht mehr
vertreiben lassen. Das Imperium war ein Ort voller Luxus und
Annehmlichkeiten für die Oberschicht, und voller Sicherheit
und Stabilität für die unteren Klassen.
Außer, man war ein Klon.
Oder ein Esper.
Oder irgendeine andere Art von Unperson.
Oder man verärgerte jemanden mit Verbindungen nach
oben.
Oder man erfüllte seine Quoten nicht.
Oder man wurde einmal zu oft krank.
In den unteren Klassen gab es keinen Platz für die Schwachen, oder die Kranken, oder die vom Pech verfolgten.
Owen dämmerte allmählich, daß er dies alles schon immer
gewußt hatte. Er hatte nur nie richtig darüber nachgedacht.
Solange seine behagliche Welt nicht gestört wurde, hatte es
auch keinen Anlaß dazu gegeben. Aber er konnte nicht sagen,
er hätte nichts gewußt. Er war Historiker, und er wußte mehr
als die meisten über die Realitäten, auf denen das Imperium
basierte. Wie korrupt mußte das Imperium mit den Jahren
geworden sein, damit eine Hölle wie Nebelwelt eine so große
Verbesserung darstellte? Owen seufzte. Sein Kopf begann
schon wieder zu schmerzen, wahrscheinlich, weil er die Stirn
zu häufig in Falten legte. Er würde später darüber nachdenken. Er hatte das Gefühl, daß er in Zukunft massenhaft Zeit
haben würde, über diese Dinge nachzudenken.
Die Schwarzdorn-Taverne stellte sich als angenehme Überraschung heraus. Es war ein behaglicher Ort, gemütlich, ohne
vollgestopft zu wirken, und ganz offensichtlich hatte jemand
eine Menge Geld in den Laden gesteckt. Ausstattung und
Mobiliar waren von höchster Qualität, und die verrauchte Atmosphäre vermittelte das angenehme Gefühl eines Zufluchtortes vor der Härte und Erbarmungslosigkeit der kalten Welt
da draußen.
Owen lehnte sich gegen den harten, polierten Tresen, nippte
an einem Glas guten Weins und versuchte, das bösartige
Kribbeln und den Schmerz der wieder einsetzenden Blutzirkulation zu unterdrücken. Der Schwarzdorn war gerammelt voll.
Es herrschte gute Laune, und der Lärmpegel war beinahe
überwältigend, aber nicht unangenehm. Jedermann mußte
schreien, um sich verständlich zu machen, und wer nicht mit
Schreien beschäftigt war, der sang – mit mehr Schwung als
Genauigkeit. Owen empfand die Atmosphäre als auf rustikale
Weise angenehm, und er war bereit, sich so lange hier aufzuhalten, wie es notwendig sein sollte – wenn nicht länger. Insbesondere, wenn der Wein reichte.
Hazel redete gedämpft mit der Eigentümerin des Ladens,
einer großen, gertenschlanken und platinblonden Frau namens
Cyder. Sie standen Kopf an Kopf am anderen Ende des Tresens und lasen anscheinend genausosehr von den Lippen, wie
sie zuhörten. Owen musterte Cyder neugierig. Sie schien
überhaupt nicht in den Laden zu passen. In einer Gegend wie
dieser hier, die von Halsabschneidern nur so wimmelte. Nach
Hazels Worten hieß das Viertel Quartier der Diebe , und der
Name hatte Owen kein Stück überrascht. Aller Wahrscheinlichkeit nach besaß Cyder eine kleine Armee guttrainierter
Schläger, die bereitstanden, sich auf jeden zu stürzen, der irgendwie Ärger machte. Owen verbrachte einige Zeit damit,
unauffällig herauszufinden, wo sich die Leibwächter aufhielten – falls er in Schwierigkeiten geriet, wollte er wenigstens
wissen, aus welcher Richtung er mit einem Angriff zu rechnen hatte. Ohne Erfolg. Alle sahen gleichermaßen gewalttätig
und zwielichtig aus.
Cyder blickte direkt an Hazel vorbei zu Owen, und er verharrte mit seinem Glas auf halbem Weg zum Mund. In diesem
einen Augenblick wirkte Cyder hart, kompromißlos und extrem gefährlich. Das Blau ihrer Augen war kälter als alles,
was er bisher gesehen hatte. Der Augenblick verging; dann
lächelte sie ihm zu und winkte ihn zu sich und Hazel. Owen
leerte sein Glas und schlenderte gemütlich zum anderen Ende
des Tresens. Er hatte keinen Zweifel daran, daß Cyder ihm
absichtlich das Eis unter ihrer freundlichen Oberfläche gezeigt
hatte, aber er war nicht sicher, aus welchem Grund. Vielleicht,
um in ihm den Eindruck zu erwecken, daß sie jemand war,
den man ernst zu nehmen hatte. Owen lächelte sie mit seinem
strahlendsten Lächeln an und hielt ansonsten seine Hand in
der Nähe des Disruptors.
Cyder führte sie in einen privaten Raum im ersten Stock des
Gebäudes, ein kleines, schlichtes Zimmer mit bequemen Stühlen und einem knisternden Feuer im offenen Kamin. Owen
setzte sich so dicht daneben, wie er ertragen konnte, und versuchte, nicht zu interessiert

Weitere Kostenlose Bücher