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Der eiskalte Himmel - Roman

Der eiskalte Himmel - Roman

Titel: Der eiskalte Himmel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Main> Schöffling & Co. <Frankfurt
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frieren zu lassen? Sind Sie befugt, das Leben dieser Leute aufs Spiel zu setzen, während Sie uns wissen lassen, was Sie denken?«
    Und McNeish: »Ich denke, das Boot wird auseinander brechen.«
    Und wieder Shackleton: »Was kümmert mich das verdammte Boot! Ich muss mich um die verdammten Männer kümmern und darum, dass sie am Leben bleiben! Dafür bin ich verantwortlich.«
    Â»Tja, ich bin für mich selbst verantwortlich«, sagt McNeish, »und das heißt, dass es mich kalt lässt, wenn mir ein Bastard, der Fähnchen in den Schnee steckt, vorschreiben will, was ich zu tun habe.«
    Vincent kommt um das Boot herum und stapft zum Zimmermann hinüber. »Kein Schiff, kein Heuervertrag. Was Sie befehlen, braucht uns nicht zu kratzen.«
    Shackleton geht auf die beiden zu. Er stoppt erst, als sie auseinander treten, und fährt sie an: »Ich bin der Leiter dieser Expedition! Ihr Vertrag besteht mit mir und nicht mit dem verfluchten Schiff. Tun Sie, was ich Ihnen sage, und ich sorge dafür, dass Sie am Leben bleiben. Sollten Sie aber das Leben der Männer in Gefahr bringen, werde ich Sie auf der Stelle erschießen.«
    Aber es geht auch anders. Im Zelt geraten erst Macklin und Clark, dann auch Orde-Lees und Worsley in einen Streit, in dessen Verlauf Greenstreets Becher mit Milch zu Boden fällt. Er fährt herum und beschuldigt Clark, das Unglück verschuldet zu haben, und als Bob Clark protestiert, brüllt ihn Greenstreet nieder.
    Alle stehen wir da, zottelig und bärtig, und starren auf den Fleck, wo die Milch im Schnee versickert ist. Clark ist der Erste, der aus seinem Becher einen Schluck in Greenstreets Becher schüttet, und alle folgen wir stumm seinem Beispiel.
    Dagegen versucht der Prinz, die aufgelöste Stimmung zu nutzen. Er will möglichst viele von seinen Fotonegativen im Boot unterbringen.
    Sir Ernest möchte genau wissen, wie viele Aufnahmen Hurley von der ENDURANCE hat retten können.
    Â»500, Sir, fünf Kisten.«
    Â»Gut, vielleicht nehmen wir 100 mit«, sagt Shackleton.
    Und Hurley: »Das reicht nicht. 200. Und Sie treffen die Auswahl.«
    Shackleton hält seinen Becher in den leichten Schneefall. »Wird nicht weniger, schauen Sie«, sagt er. Er sieht in den Becher und nippt an der Milch. »Sagen wir 150, wir treffen die Auswahl gemeinsam, und ich setze ein Schreiben auf, durch das, falls ich sterbe, die Rechte an Sie zurückfallen.«
    Zufrieden lächelnd willigt Hurley ein.
    Und Shackleton sagt: »Sie haben den Trick nicht bemerkt, wie? Ich habe nämlich überhaupt nicht die Absicht zu sterben.«

Vierter Teil
DIE NAMENLOSEN BERGE
    Drei Boote – Der Handschuh
Auf dem schwarzen Strand
Anweisungen für die Zeit der Abwesenheit
Woge – Der unsichtbare Vierte – Gespenster

1
Drei Boote
    441 Tage nachdem unser Schiff im Eis eingeschlossen wurde und 16 Monate seit Verlassen der Insel Südgeorgien, sichtet der Ausguck am Morgen des 9. April Land. Im Nordwesten, rund 100 Kilometer entfernt, überragen deutlich graue Felshöhen die Fläche aus zerspelltem Eis und Wasser, auf der wir treiben.
    Im schweren Regen auf die Scholle gekniet, festgehalten von zwei Männern mit weit aufgerissenen Augen, schießt Worsleys Sextant die Sonne. Seine Berechnung lässt nur zwei Möglichkeiten zu: Die Gipfel sind entweder jene des Joinville-Eilands, der nördlichsten Insel des antarktischen Kontinents, oder was wir dort am Horizont sehen, sind bereits die im offenen Meer liegende Clarence- und die Elefanten-Insel. Gemeinsam ist diesen drei letzten Außenposten der Antarktis, dass zwischen ihnen hindurch wie durch ein breites Tor die See wogt. Alle wissen wir: Sollte es uns nicht gelingen, auf einer der Inseln zu landen, wird uns die Drift hinaustragen in die Orkanweiten der Drake-Passage.
    Shackleton verliert keine Zeit. Nach einem eiligen Frühstück werden die Zelte abgebrochen und die Boote zum Wassern bereitgemacht. Es gelten dieselben Bestimmungen wie nach Verlassen des Schiffes: Der Käpt’n darf das Navigationsbesteck, die Ärzte ihre medizinische Ausrüstung, Hurley Handkamera und vereinbarte Menge Negative, Hussey das Banjo mitnehmen; uns übrigen bleibt einzig das, was wir auf dem Leib tragen.
    Die Plätze in den Booten werden zugeteilt. Im größten, der JAMES CAIRD , fahren der Sir, Wild und elf weitere Männer. Worsley bildet mit neun

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