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Der eiskalte Himmel - Roman

Der eiskalte Himmel - Roman

Titel: Der eiskalte Himmel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Main> Schöffling & Co. <Frankfurt
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nun der Mahlstrom der Wellen.
    Keine Scholle entkommt der gewaltigen Eismühle. Auf einen Eisberg zu wechseln, wie eine Gruppe um Greenstreet und Hudson es vorschlägt, lehnt Shackleton barsch ab, zu Recht, wie sich herausstellt: Drei Tafeleisberge kentern vor unseren Augen einer nach dem anderen und ragen noch stundenlang tiefblau in den Himmel, bevor sie zusammenstürzen und sich ihre Eismassen in die See ergießen. Wieder ist unsere Flucht eine Frage des richtigen Zeitpunkts, und so lässt uns der Sir Stunde um Stunde auf der Scholle ausharren und zusehen, wie sie unaufhaltsam in die Eismühle hineintreibt.
    Wir halten die drei Boote bereit, warten, dass unser schmelzendes Floß zerbricht, und bald kauern wir auf einer schmalen weißen Zunge, auf der Wellen schwappen und Treibeis strandet.
    Â»Bist du sicher, dass du noch abwarten willst?«, fragt schließlich sogar Wild, als er von einer Patrouille zurück ist. »Die Ränder sind morsch. Wird schwer, die Boote darüberzuhieven.«
    Â»Ich warte.«
    Zwei Stunden später steht Wild wieder neben ihm, und Shackleton sagt: »Ich warte, dass uns diese holde Schönheit da drüben entdeckt.«
    Die Schönheit ist eine schmale Rinne offenen Wassers, die sich ihren Weg durch die Schollenlandschaft bricht. Breiter und breiter und bald deutlich zu hören, zersplittert der Riss das Eis und zeigt uns das dunkle darunterliegende Wasser.
    Schneller als erwartet ist der Riss bei uns.
    Und ebenso schnell schmettert Greenstreet: »Sie bricht!«
    Wir kippen die Boote. Shackleton gibt Befehl, den Schollenrand so weit abzuschlagen, bis festes Eis zutage tritt. Wir hauen eine Bucht in die Scholle, dahinein fieren wir die drei Boote, und als die Rinne die Scholle erreicht, bricht sie sie mit einem Knacks in der Mitte durch.
    Wir aber sind auf und davon, fahren plötzlich auf offenem Wasser, 100 Ruderschläge vielleicht noch getrennt von der See und dem Ende des Eisstroms.
    Die im Nebel verschwundene Landmasse taucht nicht wieder auf, und Dunst und Schneeschauer machen Worsley eine genaue Positionsbestimmung unmöglich. Einen Tag und eine Nacht lang sieht es deshalb so aus, als würde sich unser Plan, in nördlicher Richtung am Packeisrand entlang auf das Clarence-Eiland und die Elefanten-Insel zuzuhalten, erneut ändern. Shackleton erwägt stattdessen, die Hoffnungsbucht auf der Antarktischen Halbinsel anzusteuern. In nordwestlicher Richtung zur Festlandküste zu segeln hätte den Vorteil, dass wir auf jeden Fall auf Land träfen. Anderenfalls hieße es mit Booten ohne ausreichende Ausguckhöhe in der hoch laufenden See zwei Felseninseln zu finden, winzig klein, dunkel wie Nacht und Meer und umgeben von nicht einmal durch Cook kartographierten Kränzen aus Riffen. Und einmal verfehlt, wartet hinter den beiden nichts als das Tosen der um die Polkappe rasenden Wogen.
    Aus Angst, auf einer Scholle zurück in den Mahlstrom getrieben zu werden, verbringen wir die Nacht in den an einem Eisberg vertäuten Booten und sind am Morgen unter einer Schnee- und Eisschicht halb erfroren. Stunden vergehen, ehe von allen Riemen die schenkeldicke Eismanschette abgeschlagen ist. Green und ich krabbeln auf ein Plateau über den Köpfen der anderen. Wir seilen den Tranofen und sämtliches Zeug, um ein wärmendes Frühstück zuzubereiten, herauf und kriegen das Feuer mit unseren kläglichen Blubberresten doch nicht heiß genug. Es muss alles zurück in die Boote, wo die kleinen Primuskocher ihr Bestes geben, damit wir Milch und Hund wenigstens lauwarm auf den Löffel bekommen.
    Shackleton plagen plötzlich auftretende Ischiasschmerzen, die jedoch schnell wieder abklingen, wenn ihm Mick oder Mack eine Spritze setzen und ich oder ein anderer, den er darum bittet, ihn massieren. Crean, Worsley, Wild, Bakewell und ich sind als Einzige noch einigermaßen gut beieinander. Die übrigen Gesichter teilt die diesige Helle des Morgens in solche voller Jammer und Schmerzen und solche voller Groll und Verhärtung. Holies Füße scheinen nicht mehr gesunden zu wollen. Seine Stiefel sind zu dünn und können nicht trocknen, und als der Sir anordnet, ihn auf die CAIRD zu bringen, damit sich ein Arzt um ihn kümmern kann, stellt Mack fest, dass schon drei von Holies Zehen unwiederbringlich erfroren sind.
    Â»Setzt Segel!«, kommt der Befehl durch den Regen, der so hart ist wie Hagel.
    Wir kommen heraus

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